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Privatdetektive (16 Romane in einem Band)

Privatdetektive (16 Romane in einem Band)

Titel: Privatdetektive (16 Romane in einem Band) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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das weiter.
    „Berry“, beschwerte sich Vanessa sofort, „das war in einer Zeit, als das Internet noch was für Spezialisten und Informatiker war und ein Computer etwas, das Banken und Versicherungen benutzt haben, aber keine Privatleute, die damit spielen oder schreiben wollten.“
    „Woher weißt du das denn?“, tat er verwundert. „Da hast du doch noch gar nicht gelebt.“
    „Das hört man manchmal von alten Leuten. Ich glaube, du hast mir mal davon erzählt“, antwortete sie schnippisch. „Das war irgendwann kurz nach der Erfindung des Faustkeils, aber noch vor der Abschaffung der Schallplatte, wenn ich das richtig im Kopf hab.“
    „Schau trotzdem zu, ob du was über diesen Björn Mader herausbekommen kannst.“
    „Ich tu immer mein Bestes, Berry.“
    „Ich weiß.“
    „Und eins musst du zugeben.“
    „Was?“
    „Bei der Sache im FLASH war nicht ich es, die uns blamiert hat.“ Das musste sie ihm ja unbedingt noch aufs Brot schmieren. Ohne einen weiteren Kommentar beendete er das Gespräch.
    Dann rief er in Krassows Event-Agentur an. Er nahm an, dass Tanja Runge dort in bewährter Manier die Geschäfte schmiss, und sollte Recht behalten.
    „Ich komm gleich vorbei“, kündigte Berringer an. „Wir müssen noch mal miteinander reden.“
    Sie seufzte tief. „Wenn es unbedingt sein muss …“
    „Es muss. Etwa in einer Stunde bin ich bei Ihnen, vorher muss ich noch was anderes erledigen.“
    „In Ordnung.“
    „Vorab schon mal eine Frage …“
    „Ja?“
    „Welche Schuhgröße haben Sie?“
    „Sind Sie Fußfetischist, oder was soll das?“
    „Ich will eine Antwort, und notfalls ist Ihre Schuhgröße ja auch überprüfbar.“ Berringer konnte sich vorstellen, wie sie am anderen Ende die Augen verdrehte und mit den bemalten Lidern klimperte. „Vierundvierzig“, sagte sie. „Ich hab eigentlich sonst keine Problemzone, aber das ist eine. Leider hab ich die großen Quanten meines Vaters geerbt und nicht die zierlichen Ballet-Treterchen meiner Mutter.“
    „Darf ich raten? Ihre Mutter hat nicht zufällig Größe einundvierzig?“
    „Was soll das alles, Herr Berringer?“
    „Vielleicht können Sie mir das nachher erklären, Frau Runge.“ Berringer fuhr zur Adresse von Petra Römer, die in der von Anderson kopierten Liste stand. Sie wohnte in einem zweistöckigen Haus, einem heruntergekommenen Altbau, dessen Fassade von wildem Wein überwuchert war. Der angrenzende Garten war irgendwann zu einem Mini-Dschungel geworden. Im Erdgeschoss befand sich Frau Römers Geschäft.
    Berringer ging hinein. Ein schwerer Geruch hing in der Luft. Es roch nach Kräutern und Tee und ein paar anderen Dingen, die Berringer nicht näher identifizieren konnte und wollte.
    Hinter dem Tresen stand ein Mann mit Bart und einer bunten Rastamütze. Berringer schätzte ihn auf Mitte Fünfzig. Die Jeans sah aus wie ein historisches Original aus dem Textilmuseum.
    „Ey, kann ich dir helfen?“, fragte er.
    „Ich suche Petra Römer.“
    „Ey, die Petra, die is nich da.“
    „Wann kann ich sie sprechen?“
    „Wer biss‘n du?“
    „Ich bin der Robert“, sagte Berringer.
    „Ich kenn kein Robert“, entgegnete der Rasta-Mann.
    Meine Güte, vielleicht solltest du nicht so viel von deinem selbst angebauten Hanf konsumieren, dachte Berringer. Diese Ein-Mann-Studie über den Einfluss von Cannabis auf die Leistungsfähigkeit des menschlichen Gehirns, die dort vor ihm stand, schien ihm einer eindringlichen Warnung gleichzukommen.
    „Mit dir will ich auch gar nicht sprechen, sondern mit Petra“, sagte er, sich mühsam zur Ruhe zwingend.
    „Du biss jetz aber irgendwie unterschwellig gereizt“, entgegnete der Rasta-Mann.
    „Das kommt bei mir ganz deutlich rüber, verstehste?“ So ging es noch ein paar Mal hin und her. Ein Gespräch mit einem Informationsgehalt, der klar bei null lag.
    „Ich bin nur 'n Bekannter“, gestand der Rasta-Mann schließlich. „Aber ich führ hier den Laden, bis Petra wieder da is. Die musste mal was für sich selbst tun und is deshalb nach Indien weg. Ey, ich kann dir nich so genau sagen, wann sie wiederkommt, da muss sie auch das richtige Gefühl für haben. In letzter Zeit hat sie viel durchgemacht.“
    „Meinst du, weil jemand ihr Fenster mit einer Armbrust zerschossen und sie nur um ein Haar verfehlt hat?“
    „Also es gibt viel Gewalt, das stimmt schon“, klagte der Rasta-Mann. „Echt zu viel.“
    „Ja“, murmelte Berringer. „Find ich auch.“
    Und dabei dachte er: Sieht ganz so

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