Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
das Foto vor sich. Sie starrte darauf. „Wie hieß die Jacht?“, fragte er.
„RHINE QUEEN“, murmelte sie. „Wir hatten viel Spaß. Markus hatte seinen Vater überredet, uns die Jacht für Spritztouren auf dem Rhein zu überlassen, was wir auch regelmäßig gemacht haben. Wir nahmen viel Kokain und noch alles mögliche andere Zeug …“
„Und für Björn war es zu viel?“
Sie nickte. „Er fiel ins Koma. Wir hätten dafür sorgen müssen, dass er sofort ins Krankenhaus kommt.“
„Und das ist nicht geschehen?“
„Nein“, murmelte sie tonlos. „Ich war dafür, aber die anderen wollten nicht. Es wäre alles rausgekommen. Markus wollte Anwalt werden und Rainer Arzt. Da wäre es schon eine große Hypothek gewesen, hätte man sie vorher mit Drogen voll gepumpt erwischt. Außerdem hätte die Polizei bestimmt herausgefunden, woher all das Zeug kam, dass Björn intus hatte.“
„Was geschah stattdessen, Frau Runge?“
„Ich war die Einzige, die ihn ins Krankenhaus bringen wollte.“
„Was geschah, Frau Runge?“, fragte Berringer nachdrücklich und machte einen weiteren Schritt auf sie zu.
„Bei einigen von uns wäre die Karriere zu Ende gewesen, noch bevor sie begonnen hätte. Also wurde Björn … Er wurde über Bord geworfen!“ Tränen liefen ihr auf einmal über die Wangen. „Rainer meinte, er wäre sowieso nicht zu retten, da sollten wir uns wenigstens selber retten. Und Rainer war doch Mediziner. Der musste es doch wissen.“
„Björn wurde also über Bord geworfen, und man hat ihn dann vermutlich irgendwo anders gefunden.“
Frederike Runge nickte. „Ein Drogentoter am Rheinufer mehr.“ Ihre Stimme vibrierte. „Wir verpflichteten uns gegenseitig zum Schweigen. Ich wollte eigentlich nicht mitmachen, aber die anderen haben mich unter Druck gesetzt und …“ Sie schluckte.
„Nein“, sagte Berringer. „Diese Entschuldigung haben Sie selbst niemals akzeptiert.“
„Sie haben recht.“
„Sie wollten es wieder ausgleichen.“
„Ich wurde nicht mehr damit fertig. Es war wie ein Gift, das lange genug in mir gewirkt hat. Ich lernte Eckart Krassow kennen und durch ihn das Armbrustschießen.
Volle Konzentration auf etwas anderes ist eine gute Methode, um bedrängende Gedanken loszuwerden. Zumindest für eine Weile.“
Berringer machte noch einen Schritt und stand dann direkt vor ihr und der Armbrust.
Sie wich seinem Blick aus. „Ich wollte, dass es aufhört. Die Qual …“
„Das wollte Klaus Flohe alias Bruder Andreas auch“, sagte Berringer.
Und griff nach der Armbrust.
Der Augenblick dafür konnte richtig oder falsch sein. Und vor allem tödlich.
Aber es schien, als hätte Berringer den richtigen Zeitpunkt gewählt. Sie ließ sich die Waffe widerstandslos abnehmen. Ein lautes Klacken, der Bolzen schlug in die Zimmerdecke, wo er ein faustgroßes Loch riss. Putz und Betonstücke bröckelten herab.
„Seien Sie froh, dass ich gekommen bin“, sagte Berringer. „Denn ich glaube, auf Ihrer Liste standen noch zwei Namen.“
„Sie haben recht.“
„Der von Petra Römer. Und Ihr eigener.“
„Ja“, flüsterte sie.
Berringer setzte sich in einen der Sessel. Er hatte weiche Knie, wie er erst jetzt merkte. Er kramte sein Handy hervor und wählte die Nummer der Kripo, während Tanja mit offenem Mund und wie zur Salzsäule erstarrt dastand.
ENDE
Neal Chadwick (Alfred Bekker)
BUBE, DAME, KILLER
Zwölf Thriller aus der Serie KOMMISSAR X in einem Band
© 1991,1992,1994,1996, 2004,2012 by Alfred Bekker (Neal Chadwick)
Die vorliegenden Werke erschienen ursprünglich innerhalb der Romanserie KOMMISSAR X, einzelne Titel auch zusammengefasst in über den Versandbuchhändler Weltbild vertriebenen Hardcover- und Paperback-Ausgaben der Verlage Moewig und Zsolnay sowie im Verlag Readersplanet und in tschechischer und englischer Übersetzung. Von dem Roman DOPPELTES SPIEL erschien eine Hörbuchbearbeitung bei Nocturna Medien.
Die vorliegenden Werke erschienen auch unter anderen Titeln und in bearbeiteter und veränderter , von den Serien-Elementen gereinigten Form unter den Namen Henry Rohmer und Brian Carisi, zwei Pseudonymen desselben Autors und der Serienbezeichnung NEW YORK DETECTIVES, unter der auch Hörbuchbearbeitungen aller Romantitel veröffentlicht wurden. Eine personalisierbare Buchfassung erschien bei Personalnovel.
© 2012 der Digitalausgabe by AlfredBekker/CassiopeiaPress
Der Text dieser zwölf Thriller wurde in alter Rechtschreibung belassen.
Die Benutzung des
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