Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
Fahrertür seines SL gehabt, jetzt ging er um den Buick herum zu dem heruntergekurbelten Fenster. Der Mann schien wirklich Arzt zu sein. Auf seinem Beifahrersitz war seine halb geöffnete Tasche aus der ein Stethoskop herausschaute. Daneben eine Packung mit Einweghandschuhen.
"Sagten Sie gerade etwas von einem blauen Ferrari?"
Ferraris waren nicht gerade ein Auto für Jedermann. Aber Walt Brannigan hatte einen gefahren. Einen, mit derselben Farbe. Blau.
"Was soll das? Machen Sie nun Platz und stellen Ihre verdammte Angeber-Karre woanders hin oder muß ich Sie erst abschleppen lassen?"
Jo hielt ihm seine Lizenz unter die Nase und meinte dann: "Es ist sehr wichtig, Mister! Es geht um Mord! Ich suche mir einen anderen Parkplatz, aber sagen Sie mir, wann Sie hier einen blauen Ferrari gesehen haben!"
Er atmete tief durch.
"Meine Praxis ist im zweiten Stock. Kommen Sie dort hin, dann reden wir weiter!"
Jo nickte. "Okay."
*
"Der Ferrari ist am Zwölften dieses Monats hier gewesen", berichtete der Arzt, an dessen Praxis-Tür der Name Max Jeffers stand. "Ein Dienstag... Ich hatte schon den Abschleppwagen bestellt, aber als der eintraf, war der Wagen weg. Die Nummer habe ich mir auch aufgeschrieben." Der Zwölfte! durchzuckte es Jo. Das war der Tag gewesen, an dem Walt Brannigan Amok gelaufen war.
"Um wie viel Uhr war das?"
"Halb fünf, glaube ich. Warten Sie..." Er blätterte in seinem Terminkalender herum. "Ich mußte zu einem Notfall. Ein Kind mit Blinddarmreizung. Ich bin raus zu meinem Wagen und der Kerl hatte mich zugestellt, so daß ich weder vor noch zurück konnte!"
Also war Walt Brannigan vor seinem Amoklauf noch bei Pamela McGreedy gewesen. Und Pamela konsumierte vermutlich dasselbe Zeug, das aus Brannigan einen Berserker gemacht hatte...
"Ich danke Ihnen sehr", meinte Jo und wandte sich zum Gehen.
Dr. Jeffers blickte auf und fragte dann: "Was hat der Kerl denn verbrochen?"
"Er lebt nicht mehr", erwiderte Jo.
*
Als Jo wenig später Pamela McGreedys Wohnungstür erreichte, kam ihm jemand entgegen, den er sehr wohl kannte. Es war Frank Hernandez, dessen Gesicht ein bißchen die Farbe verlor, als er Jo sah. Sein Gesicht verzog sich zu einer Grimasse.
"Was machen Sie denn hier, Walker? Sie können das Schnüffeln nicht lassen, was?"
Jo grinste schief.
"Was dagegen?"
"Wie man's nimmt!" Hernandez' Augen verengten sich ein wenig. Er musterte Jo abschätzig und ging dann wortlos an ihm vorbei. Er hatte kaum drei Schritte hinter sich gebracht, da ließ ihn Jos Stimme herumfahren.
"Was glauben Sie, weshalb jemand eine Landkarte von Vermont stehlen könnte, die man an jeder Tankstelle bekommen kann?"
Frank Hernandez schien wie vom Blitz getroffen. Er wollte etwas sagen, aber die Worte blieben ihm buchstäblich in der Kehle stecken.
Jo kam einen Schritt auf ihn zu. Er wußte nicht, was er getroffen hatte, aber es mußte etwas sein.
"Was soll die Frage?" knurrte er dann.
"Es wird Sie wohl kaum überraschen, daß in Brannigans Wohnung eingebrochen wurde..."
"Keine Ahnung, wovon Sie sprechen..."
Jo zuckte die Achseln. "Irgendwie kann ich daran nicht so recht glauben..."
Hernandez hob den drohend den Zeigefinger. In seinen Augen funkelte es böse. "Wollen Sie mir irgendetwas unterstellen? Oder was soll das Ganze?"
"Warum verlieren Sie denn gleich die Nerven?"
Es lag Hernandez wohl noch etwas auf den Lippen, aber er verkniff es sich. Er ging wortlos den Flur entlang und Jo wandte sich Pamelas Wohnungstür zu.
Er mußte dreimal klingeln, ehe sie öffnete. Sie trug Jeans und einen ziemlich knappen Pullover. Aber sie sah darin genauso hübsch aus wie im formellen Büro-Dress. Sie war einfach eine ungewöhnlich attraktive Frau. Und eine Lügnerin, und zwar gar keine schlechte.
Sie schenkte Jo ein entzückendes Lächeln, als sie ihm öffnete.
"Jo Walker! Das ist eine Überraschung!"
"Wirklich?"
"Kommen Sie herein! Ich hatte nicht damit gerechnet, daß Sie meine Privatadresse in Ihre Ermittlungen mit einbeziehen." Sie zuckte die Schultern. "Aber ich habe auch nichts dagegen. Wollen Sie etwas trinken?"
"Das, was Sie mir zuletzt eingeschenkt haben, war jedenfalls nicht reiner Wein!"
Jo ging hinter ihr her in die Wohnung. Als sie dann wieder ansah, war ihr keine Reaktion anzusehen. "Wovon sprechen Sie, Jo?"
"Davon, da Sie mich angelogen haben."
"Jo, ich..."
"Kurz bevor Walt Brannigan Amok lief, war er noch hier. Das ist sicher. Seine Ferrari hat da unten am Straßenrand einen Arzt zugeparkt, der
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