Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
gesehen.
Es war immer dieselbe Augen- und Ohrenkrankheit, die in solchen Fällen um sich griff und die man auch schlicht Todesangst nennen konnte.
Aber was für ein unangenehmer Zeitgenosse Gonella auch immer gewesen sein mochte - das gab noch niemandem das Recht, ihn einfach umzubringen.
Mord blieb schließlich Mord.
Irgendwann erreichte Jo dann das Paradise, ein etwas heruntergekommenes Nachtlokal, das Arnie Gonella zur Hälfte gehört hatte. Vermutlich hatte er das Etablissement in erster Linie als Tarnung für seine Drogengeschäfte benutzt.
Jo stellte den 500 SL irgendwo in der Nähe ab und musterte die Fassade des Nachtclubs.
Es schien noch nicht viel los zu sein. Die Leuchtreklame war noch nicht eingeschaltet. War wohl auch ein bißchen früh am Tag. Aber das Personal war schon ziemlich aktiv.
Jedenfalls sah Jo einige recht betriebsam wirkende Leute durch den Eingang ein- und ausgehen.
Er warf seinen Mantel auf den Beifahrersitz des 500 SL und näherte sich dann dem Eingang des Paradise.
Die äußere Tür passierte der Privatdetektiv anstandslos zusammen mit einem Lieferanten, der eine Kiste edlen Whiskeys auf dem Buckel schleppte.
Aber an der zweiten Tür, die aus farbigem Glas war, stand ein baumlanger Koloß. Sein Schädel war kahlgeschoren, sein Blick mißtrauisch.
Den Kerl mit den Whiskey-Flaschen ließ er durch, aber bei Jo Walker schien er keine Neigung zu haben, ihn einfach so passieren zu lassen.
"Wir haben erst in einer Stunde geöffnet!" knurrte der Kahlkopf.
Jo Walker musterte sein Gegenüber im Bruchteil einer Sekunde eingehend und stellte fest, daß sich das dunkle Jackett des Wachhundes verdächtig ausbeulte. Wahrscheinlich ein Schulterholster mit Pistole.
"Ist schon gut", meinte Jo. "Ich bin ohnehin nicht wegen des Programms gekommen."
Jo wollte sich an dem Kahlkopf vorbeimogeln und ihn einfach links liegen lassen, aber das schmeckte diesem nicht.
Einen Sekundenbruchteil später fühlte Jo eine behaarte Pranke an seiner Krawatte.
"Ich schlage vor, Sie gehen jetzt, Mister! Und da Sie kein Interesse an dem haben, was hier geboten wird, kommen Sie auch besser nicht wieder!" knurrte der Rauschmeißer angriffslustig.
"Loslassen", zischte Jo. "Ich werde es nicht zweimal sagen!"
Aber der Kahlkopf machte genau das Gegenteil.
Er packte so doll zu, daß Jo fast die Luft wegblieb.
"Wollen Sie hier vielleicht noch eine große Lippe riskieren, Mann?"
Jo reagierte blitzschnell.
Er hakte seinen Fuß in die Kniekehle seines Gegners, so daß der Koloß das Gleichgewicht verlor, Jo losließ und dann schwer auf den glatten Boden plumpste.
Aber er hatte noch keineswegs genug. Er bedachte Jo mit einem giftigen Blick und war blitzartig wieder auf den Beinen - viel schneller als Jo es ihm zugetraut hatte.
Der Kahlkopf kam wie eine Dampfwalze heran und holte zu einem furchtbaren Schlag aus.
Doch Jo parierte. In letzter Sekunde wich er zur Seite. Die Faust des Kahlkopfs donnerte haarscharf an seinem Kopf vorbei und sauste mit voller Wucht ins Leere.
Ein trockener Handkantenschlag setzte den Koloß dann erst einmal außer Gefecht. Ächzend sank er in sich zusammen.
Jo zog sein Jackett wieder glatt und blickte in die erstaunten Gesichter derer, die herbeigeeilt waren, um das mit anzusehen. Keiner sagte etwas und sie schienen allesamt nicht so recht zu wissen, was von dieser Sache zu halten war.
"Kein Sorge", meinte Jo schließlich und deutete mit der Rechten auf den bewußtlosen Rausschmeißer. "Der ist schneller wieder beieinander, als mir lieb sein kann. Bis der Laden hier aufmacht ist er wahrscheinlich schon wieder in der Lage, an der Tür zu stehen und Wache zu schieben."
Jo ging an ihnen allen vorbei in den Innenraum. Da wurde jetzt eigentlich noch der Fußboden geschrubbt, aber im Augenblick schrubbte niemand. Alles starrte auf Jo. Seinen Auftritt im Paradise hatte dieser sich ursprünglich weit weniger spektakulär vorgestellt, aber nun war es nicht mehr zu ändern.
Jo ging an die Bar, hinter der noch gespült wurde. Aber da war noch ein kleiner, etwas rundlicher Mann mit asiatisch wirkenden Gesichtszügen, der eben erst aus einer Hintertür hervorgekommen war und Jo mit unbewegter Miene musterte.
Er sah nicht aus, als gehörte er zum Personal und schien es hier zu sagen zu haben.
In seinem Gefolge waren zwei Kerle, die ganz so wirkten, als seien sie die Kollegen des Türstehers, den Jo kaltgestellt hatte. Der Privatdetektiv wußte, daß er vorsichtig sein mußte. Aber noch
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