Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
Feuchtigkeit war der Boden so glitschig geworden, als wäre er frisch gebohnert worden.
Als er wenig später ins Freie stürzte, sah er McClyde bereits seinen Wagen starten. Aber als er zurücksetzte, war Jo bereits bei ihm, riß die Wagentür auf und schwang sich auf den Beifahrersitz, während seine Linke zur Handbremse griff.
Der Wagen kam mit einem Ruck zum Stehen.
Jo blickte auf und sah in McClydes giftig funkelnde Augen.
"Was wollen Sie noch?" fauchte er. "Sehen Sie lieber zu, daß Sie hier wegkommen, bevor hier der Teufel los ist und man Ihnen ein paar unangenehme Fragen stellt!"
"Es gibt Schlimmeres, McClyde!"
Er verzog das Gesicht. "Ach, ja?"
"Sehen Sie, daß Sie bei gewissen Unregelmäßigkeiten der Komplize sein müssen, darauf sind wir nur durch Zufall gestoßen..."
"Wie tröstlich! Aber das wird Ihnen nichts mehr nutzen. Die Beweise sind vernichtet. Und ansonsten steht Aussage gegen Aussage..."
"Um die paar Dollar, die Sie bei der Sache als Provision eingestrichen haben, geht es mir nicht. Ich suche einen Mörder. Und ich bin mir nicht sicher, ob Sie in so etwas gerne hineingezogen werden möchten..."
McClyde schluckte. Man sah ihm an, daß das eine Wendung war, die er nicht erwartet hatte. Er schaute ziemlich ungläubig drein.
"Ich möchte wissen, wohin das Geld zurückgeflossen ist..."
"Auf ein Konto."
Jo packte ihn grob am Kragen zog ihn ein paar Zoll zu sich heran. "Ich habe das Gefühl, Sie wollen mich für dumm verkaufen!"
"Hören Sie, Sie können mir nichts anhängen, Walker! Ich habe Enright nämlich nicht umgebracht!"
Jo glaubte schon, sich verhört zu haben. "Was haben Sie da gerade gesagt?"
"Was glotzen Sie mich so an! Das ist es doch, was Sie von mir hören wollen, oder?"
"Bis eben wußte ich noch nicht einmal, daß Saul Enright tot ist", erwiderte Jo kühl. "Und für die Polizei dürfte dasselbe gelten. Sie müssen sich schon eine tolle Story einfallen lassen, wenn Sie sich da herauswinden wollen."
"Ich... Ich habe es einfach angenommen!"
"Besser Sie packen jetzt alles aus! Das Geld landete letztlich in den Taschen von Enright, nicht wahr?"
Plötzlich lachte McClyde laut los. Er war nahe an einem Nervenzusammenbruch. Aber Jo konnte ihn jetzt nicht mit Samthandschuhen anfassen, denn es konnte nicht mehr lange dauern, bis die Feuerwehr kam.
"Das ist nicht witzig, McClyde!" stellte Jo kalt fest.
"Doch", sagte McClyde. "Es ist witzig! Sehen Sie, Enright tauchte nämlich hier auf, weil er Verdacht geschöpft hatte und der ganzen Sache auf die Spur kam, nachdem er Vorsitzender der Mercy Foundation geworden war!"
"Wer steckt dann dahinter?" fragte Jo.
*
Als Jo und Sally wieder die Lichter von New York City sahen, war es bereits früher Morgen. Vielleicht noch eine Stunde bis Sonnenaufgang. 'Die Stadt, die niemals schläft', so hatte sie Sinatra besungen. Aber die meisten ihrer Bewohner schliefen eben doch und deshalb waren die Straßen schön leer.
Sally hatte während der Fahrt ein bißchen geschlafen. Als sie wieder aufwachte, hatte Walkers champagnerfarbener Mercedes 500 SL bereits den Hudson überquert.
"Was passiert nun?" fragte sie und gähnte.
"Ich werde dich nach Hause fahren."
"Das meine ich nicht."
Jo sah kurz zu ihr hinüber und zuckte dann die Schultern. "Was erwartest du? Wir haben noch nicht einmal die Leiche von Saul Enright!"
"Du glaubst nicht, daß er tot ist?"
"Ich glaube gar nichts mehr", gab Jo zurück.
Dann hatten sie schließlich die Straße erreicht, in der Sally March wohnte. Jo hielt den Wagen am Straßenrand.
"Kommst du noch mit hinauf?" fragte sie.
"Warum nicht!"
Sie lächelte. "Ist sowieso bald Zeit für's Frühstück!"
*
Die Brise, die vom East River herüberwehte, verscheuchte ein bißchen die Müdigkeit. Jo zog ein letztes Mal an seiner Zigarette, als er aus dem Wagen stieg und sie trat sie dann aus.
Es war ziemlich viel los am Flußufer. Polizei, Froschmänner, ein Kran. Und natürlich mindestens zwei Dutzend Schaulustige, die den halben Vormittag damit verbracht hatten, sich anzusehen, wie man ein Auto aus dem Fluß gefischt hatte.
Jo näherte sich und dann sah er schließlich Captain Rowland, der ihn vor einer Viertelstunde angerufen hatte.
"Du siehst nicht sehr ausgeschlafen aus, Jo!"
Walker lächelte dünn. "Der Eindruck täuscht, Tom!" meinte er ironisch.
Rowland deutete indessen auf einen offenen Metallsarg, über den sich gerade ein Mann beugte, so daß man nicht sehen konnte, wer darin lag. Aber Jo wußte es
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