Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
jetzt Vorsitzender der Mercy Foundation und die finanziert Ihre Schule..."
"Das brauchen Sie mir nicht zu erzählen."
"Mister Enright ist verschwunden und ich wüßte gerne, wo er steckt. Das ist schon alles."
"Und Sie denken, da kann ich Ihnen weiterhelfen?"
"Ja."
"Tut mir leid." Er sagte das ziemlich schroff und mit einem Unterton, der Jo aufhorchen ließ. Dann versuchte McClyde, ein etwas entspannteres Gesicht aufzusetzen, was ihm jedoch gründlich mißlang. "Sonst noch was?"
"Er ist in letzter Zeit ziemlich oft hier gewesen...", bohrte Jo weiter. "Warum?"
"Wie Sie schon sagten, ist er jetzt Vorsitzender der Mercy Foundation und es ist sein gutes Recht, hier aufzutauchen, wann immer er will."
"Die Foundation unterhält eine Reihe weiterer Institutionen, die er noch nie besucht hat..."
"Muß ich mir darüber Gedanken machen?"
"Das werden Sie selbst am besten wissen."
Sie tauschten einen Blick und McClyde schluckte. Es schien, als hätte Jo da etwas Bestimmtes in seinem Gegenüber berührt.
"Ich denke, unsere Unterhaltung ist damit beendet", sagte McClyde dann.
Jo verzog das Gesicht und nickte.
Als er den langen Gang entlang schritt, hörte er, wie McClyde in sein Büro zurückkehrte, anstatt nach Hause zu gehen, wie er erst vorgehabt hatte. Kommissar X hätte seine Lizenz dafür gewettet, daß der Schulleiter jetzt einen Telefonhörer am Ohr hatte. Es fragte sich nur, wem er auf der anderen Seite so prompt Bericht erstattete. Enright vielleicht?
*
"Wie war's?" fragte Sally, während Jo sich hinter das Steuer des 500 SL klemmte, den Motor anließ und losfuhr.
"Spröde", berichtete Jo.
Sie lächelte. "Sag bloß, du hast etwas anderes erwartet!"
"Nein, bestimmt nicht!"
"Wohin fahren wir jetzt?"
"Wir suchen uns einen Parkplatz, der etwas weniger auffällig ist!"
"Und dann?"
Jo grinste. "Dann werden wir uns mal die Unterlagen in diesem, frisch gestrichenen Sekretariat ansehen... Aber damit warten wir, bis es dunkel ist."
Walker stellte den Wagen bei der Tankstelle im Ort ab und sie tranken erst einmal einen Kaffee im Drugstore. Im Moment konnten sie ohnehin nichts weiter tun, als zu warten.
"Bist du wirklich entschlossen mitzumachen?" fragte Jo sie.
"Ich glaube nicht, daß du ohne mich wüßtest, wo du suchen mußt!" erwiderte sie.
"Jedenfalls wird es so schneller gehen!"
*
Als es ausreichend dunkel war, fuhren sie zurück zur Schule. Jo stellte den 500 SL unauffällig ab und dann machten Sie sich in Richtung des Hauptgebäudes auf. In den Räumen, in denen tagsüber Unterricht gehalten wurde, war jetzt keine Menschenseele mehr, dafür brannten im Wohntrakt, wo die Internatsschüler wohnten, noch Lichter.
"Eine Alarmanlage wird es hier ja wohl nicht geben", meinte Jo, während sie vor der Außentür standen und er mit einem Drahtstück die Tür zu öffnen versuchte.
"Jedenfalls keine, die die Mercy Foundation finanziert hätte!" meinte sie. Die Tür ging auf und sie traten ein. Jo hatte eine Taschenlampe mitgenommen, denn Licht zu machen wäre zu auffällig gewesen.
Schließlich hatten sie die Büroräume erreicht. Die Aktenschränke waren in die Mitte gerückt und mit Plastikplane abgedeckt worden. Es roch penetrant nach Farbe. Und dann ging die große Suche los. Mit der Taschenlampe war das eine ziemlich mühsame Angelegenheit.
"Wenn wir Pech haben verbringen wir hier die ganze Nacht, ohne etwas zu finden", meinte Sally, während sie mit vereinten Kräften einen Schrank zur Seite drängten, um an den Inhalt heranzukommen.
Aber schließlich fanden sie, was sie wollten. Den Schrank mit den Unterlagen zur Finanzbuchhaltung nämlich. Er war verschlossen, aber das Schloß war ziemlich primitiv und daher für Jo kein Problem.
"Wenn dir wegen dieser Sache jetzt die Lizenz entzogen wird, kannst du wahrscheinlich problemlos auf die andere Seite des Gesetzes wechseln und als Einbrecher Karriere machen!" meinte Sally dazu.
Jo lachte heiser. "Ich hoffe, daß es nicht so weit kommt!"
Dann durchblätterten sie die Ordner mit den Belegen. Das Material war relativ überschaubar. Nur das laufende und das vergangene Jahr waren von Interesse.
Sally holte die kopierten Unterlagen der Mercy Foundation über diese Schule hervor und dann wurde verglichen. "Wenn etwas faul ist, muß es hier zu finden sein!" meinte sie.
*
Plötzlich fuhr draußen ein Wagen vor. Jo machte augenblicklich die Taschenlampe aus und blickte aus dem Fenster. Jemand war aus einer Limousine gestiegen und bewegte sich auf
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