Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
überhaupt.
"Wenn wir Pech haben, dann hat Saul Enright sich mit seiner Beute längst auf die Bahamas aus dem Staub gemacht", meinte Sally.
"Irgendwie glaube ich nicht so recht an diese Möglichkeit", meinte Jo. "Ich frage mich zum Beispiel, wer für den Einbruch in seine Wohnung verantwortlich ist."
"Vielleicht nur vorgetäuscht."
"Und zu welchem Zweck?" Jo schüttelte den Kopf. "Das ergibt für mich keinen Sinn. Und dann ist da dieser Sussman, dessen Rolle ich noch nicht so recht durchschaue..."
"Vielleicht hängt er mit in der Sache!"
"Daran habe ich auch schon gedacht. Aber im Augenblick wissen wir noch nicht einmal mit Sicherheit, ob es diese Sache überhaupt gibt, Sally."
"Ich weiß, Jo", nickte sie.
"Wir haben nicht den Hauch eines Beweises."
An der Main Street von Beaufort gab es eine Tankstelle mit Drugstore und da machte Jo Halt, um sich nach der Schule zu erkundigen. Der Tankwart kannte sie und beschrieb ihm den Weg.
Eine Viertelstunde später hatten sie die Schule erreicht. Es war ein vielleicht zehn Jahre alter Bau, der in dieser Gegend schlicht unpassend wirkte. Aber schien seine Funktion zu erfüllen. Und in jedem Fall existierte er. Die Schule schien alles andere als eine Phantomanstalt zu sein.
"Vielleicht war meine Theorie doch ein Schlag ins Wasser!" meinte Sally March, während sie ausstieg und die Tür von Jos Mercedes hinter sich zuschlug.
Jo lächelte. "Wäre ja auch zu schön gewesen, wenn das gleich ein Schuß ins Schwarze gewesen wäre, oder?"
Sie zuckte mit den Schultern und ließ den Blick über die verschiedenen Gebäudetrakte schweifen. Auf dem Campus beobachtete sie eine Gruppe von Teenagern, die sich offenbar in der Gebärdensprache unterhielten. Sally atmete tief durch und meinte dann: "Scheint alles in Ordnung zu sein hier..."
Jo trat zu ihr und legte ihr den Arm um die geschwungene Hüfte. "Trotzdem könnten wir uns hier ein bißchen umsehen", erklärte er. "Wenn Enright so oft hier war, dann muß das ja einen Grund gehabt haben..."
Sie gingen zusammen zum Hauptgebäude, in dem sich das Sekretariat befinden mußte, jedenfalls wenn man nach den verschiedenen Hinweisschildern ging, die für etwas Orientierung auf dem Gelände sorgten. Sie wollten gerade eine der Türen passieren, da kam ihnen ein Mann im grauen Kittel entgegen, der aussah, als wäre er der Hausmeister.
"Sie können hier nicht weiter!" meinte er freundlich, aber mit Bestimmtheit.
Jo runzelte die Stirn. "Warum nicht?"
"Dieser Trakt wird frisch gestrichen."
"Wir wollen zum Sekretariat", meldete sich Sally zu Wort. "Ich bin von der Mercy Foundation und..."
"Tut mir leid!" Der Mann hob bedauernd die Arme. "Da wird frisch gestrichen! Das Sekretariat ist bis Montag geschlossen."
"Und Mister McClyde?" hakte Sally nach.
"Der Chef?" Der Mann deutete mit der Rechten. "Dessen Büro ist provisorisch in den Westflügel ausgelagert." Er schaute auf die Uhr. "Wenn Sie sich beeilen, können Sie ihn noch erwischen!"
*
"Sally, ich schlage vor, daß ich allein mit diesem McClyde spreche."
"Warum?"
"Weil es besser so ist. Vielleicht ruft dieser McClyde gleich, nachdem wir weg sind, bei der Mercy Foundation an, und dann sieht es nicht gut für dich aus. Ich habe nachher noch etwas anderes, bei dem ich deine Hilfe unbedingt brauche..."
"Ach, ja?"
"Ich dachte mir, wir werfen mal einen Blick in das Sekretariat!"
Sie lächelte. "Keine schlechte Idee", meinte sie. "Dann bekommen wir vielleicht Klarheit."
"Kennst du diesen McClyde?"
"Nur als Namen in einer Akte."
"Hätte ja sein können..."
"Ich warte im Wagen, okay?"
"Okay." Jo gab ihr den Schlüssel.
Als Kommissar X wenig später McClydes Büro im Westflügel erreichte, hatte er Glück, den Schulleiter noch zu erreichen, denn der war gerade im Begriff, sich auf den Weg nach Hause zu machen. McClyde war ein durchtrainiert wirkender Mann mit roten Haaren, die langsam aber sicher ergrauten. Eines seiner Fächer mußte wohl Sport sein.
McClyde musterte Jo von oben bis unten und der Privatdetektiv fühlte sich unwillkürlich an einen Unteroffizier erinnert.
"Wer sind Sie?" fragte er.
"Mein Name ist Walker." Er zeigte McClyde seine Lizenz, der sie sich zwei volle Sekunden lang ansah, bevor er sie Jo zurückgab.
"Ein Schnüffler also", murmelte er.
"Kennen Sie einen Mann namens Saul Enright?"
Er kannte ihn, Jo sah es seiner Reaktion an. McClyde versuchte dann ein betont gleichgültiges Gesicht zu machen. "Was soll das, Mister Walker?"
"Saul Enright ist
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