Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
Enright kam dann ebenfalls hinter die Sache. Vielleicht hat er auch schon länger einen Verdacht gehabt. Ich vermute es, denn er ist der Sache sehr zielstrebig nachgegangen, nachdem er hier der Boß war. Und Sie werden es ihm ja nicht gerade auf die Nase gebunden haben! Irgendwie hat Enright jedenfalls herausgefunden, was gespielt wurde, sich aber nicht an die Öffentlichkeit oder die Polizei gewandt, weil das praktisch das Aus für die Mercy Foundation bedeutet hätte. Eine wohltätige Stiftung, in der Geld in dunklen Löchern verschwindet - wer gibt da schon einen Cent?" Jo trat nahe an Sussman heran. "Was ist dann geschehen, Mister Sussman? Wollte er Sie rauswerfen? Oder fürchteten Sie, daß Sie das ganze Geld zurückzahlen müßten. Er hätte sie dazu zwingen können, schließlich waren Sie in seiner Hand!"
Er schien einen Kloß im Hals zu haben. Sein Adamsapfel bewegte sich und er stieß dann hervor: "Ich habe weder Gardner noch Enright umgebracht! Sie wollen mir jetzt gleich zwei Morde anhängen, aber das wird nicht klappen!"
Plötzlich herrschte Schweigen. Eisiges Schweigen.
Sussman blickte von einem zum anderen. "Was ist los, warum sagen Sie nichts mehr?"
Dann war es Rowland, der sich zu Wort meldete.
"Woher wissen Sie überhaupt, daß Saul Enright tot ist?"
"Ich... In der Zeitung! Es wurde auch in den Nachrichten gebracht. Man hat seinen Wagen aus dem Fluß gefischt!"
"Daß Saul Enright in dem Wagen saß, können nur wir und der Mörder wissen! Unsere offizielle Version lautete nämlich bis jetzt, daß der Fahrer noch nicht identifiziert werden konnte!" erwiderte Rowland gelassen. Mit einer lässigen Bewegung holte er dabei die Handschellen aus der Manteltasche. "Sie sind festgenommen!"
ENDE
Kommissar X - Der Todeskandidat
Neal Chadwick
Er wußte, daß es für ihn kein Entrinnen gab. Er würde sterben. Noch atmete er, aber im Grunde war er schon so gut wie tot.
Die letzten Tage, die letzten Stunden, die letzten Augenblicke... Die Zeit schien ihm geradezu davon zu rasen, seit er den Tag seines Todes auf sich zukommen sah.
Jenen Tag, an dem für ihn das Licht ausgehen würde. Vor ihm lag das große schwarze Nichts. Er hatte sich nie gefragt, was danach kam.
Er hatte einfach gelebt. Jetzt fragte er es sich fast ständig.
Er fragte es auch den Geistlichen, den sie zu ihm schickten.
Als sie ihn dann holten, zitterten ihm die Knie. Sie mußten ihn aufrichten und halten.
Er wollte etwas sagen. Er wollte es herausschreien, daß er unschuldig war, daß er Claire Levine nicht umgebracht hatte, wußte aber insgeheim, daß das keinen Sinn hatte.
Diese Männer machten nur, wozu man sie angewiesen hatte. Alle, die etwas zu dem Fall zu sagen hatten, hatten es gesagt und nun war es eben soweit.
Es ging durch lange, kahle Flure.
Wie durch Watte hörte er ihre Stimmen, so als wären sie allesamt weit entfernt.
"Ich will nicht sterben!" ging es dann plötzlich über seine Lippen. Aber es war kein Schrei. Es war nichts weiter, als ein verzweifeltes Flüstern. Er fühlte den eisernen Griff der Wachleute. Seine Hände waren mit Handschellen zusammengekettet. Aber das alles wäre überhaupt nicht notwendig gewesen. Er war viel zu schwach, um sich wirklich zu wehren.
Schritt für Schritt ging es vorwärts. Dann kamen Sie nach draußen. Es war kurz nach Sonnenaufgang. Er sog die frische Luft ein. Er fragte sich, wie viele Gefangene diesen Weg vor ihm gegangen waren und was sie dabei gedacht hatten.
Es dauerte nicht lange, dann waren sie alle in einem steril wirkenden Raum, in dessen Mitte eine dünn gepolsterte Liege stand, auf die man ihn festschnallen würde, um ihm dann die tödliche Injektion zu geben.
Er sah den Arzt, der in seinem weißen Kittel dastand und mit seinen eisgrauen Augen alles überwachen würde.
Der Gefangene mußte unwillkürlich schlucken. Nacktes Entsetzen hatte ihn gepackt und so gut wie völlig gelähmt. Erst als er schon auf der Liege angeschnallt werden sollte, begann er sich zu wehren. Aber es war zu spät. Viel zu spät.
Er riß verzweifelt an den Riemen, aber es war sinnlos.
Schließlich waren alle Riemen angebracht und er konnte nur noch den Kopf ein paar Zentimeter hin und her bewegen.
Mein Gott! dachte er. Ihn fröstelte.
Er hörte, wie der Arzt den Henker anwies, wie die Spritze anzusetzen sei. Eigentlich unnötig, denn der Kerl machte das sicher nicht zum ersten Mal. Aber so war es nun einmal Vorschrift. Nichts sollte schief gehen.
Und wenn doch?
Ein absurder
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