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Privatdetektive (16 Romane in einem Band)

Privatdetektive (16 Romane in einem Band)

Titel: Privatdetektive (16 Romane in einem Band) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Gedanke! schoß es dem Todeskandidaten durch den Kopf. Aber ein Gedanke, der sich einfach nicht aus seinem Kopf vertreiben ließ. Es geht ganz schnell! sagte er sich. Das Gift wird sofort wirken. Zack und aus. Augen zu und nicht wieder aufwachen. Aber das sagte man auch von der Gaskammer und dem elektrischen Stuhl und trotzdem klappte es nicht immer hundertprozentig. Zum Beispiel, wenn beim elektrischen Stuhl das Kopfstück nicht richtig paßte oder die Stromstärke zu gering war.
    Auch bei der Spritze waren Pannen denkbar. Er wußte nicht, ob er auf eine Panne hoffen oder sich wünschen sollte, das alles so schnell wie möglich vorbei war. Er wußte es einfach nicht. Bilder und Gedanken rasten vor seinem geistigen Auge dahin. Szenen aus seinem Leben, Gesichter von Menschen, die ihm etwas bedeutet hatten.
    "Nein!" flüsterte er ohnmächtig und dann bemerkte er, wie jemand die Injektionsnadel aus seinem Oberarm herauszog. Es war geschehen. Unwiderruflich.
    Er schloß die Augen.
    Namenlose Dunkelheit senkte sich über ihn.

    *

    "LaRue!"
    Eric LaRue blickte auf und erschrak dabei. Er fühlte den Schweiß auf seiner Stirn stehen. Kalten Angstschweiß. Eine Sekunde lang überraschte es ihn, noch am Leben zu sein, dann wußte er, daß er eingenickt gewesen war und geträumt hatte.
    Es war nicht das erste Mal, daß ihm das passierte. Nachts fand er oft keinen Schlaf. Dafür überkam es ihn dann am Tag.
    "Hey, aufwachen! Du hast Besuch!"
    Jetzt erst war LaRue richtig wach. Er rieb sich die Augen und hörte den Gefängniswärter vor sich hin murmeln. "Verdammter Nigger!" knirschte es unter seinem ungepflegten buschigen Schnurrbart hindurch, auf dessen Haaren er immer herumkaute, wenn er Langeweile empfand.
    LaRue kannte ihn.
    Der Kerl hieß McBride, war in seinem Job ziemlich fett geworden und mochte niemanden, dessen Haut auch nur eine winzige Nuance dunkler war, als seine eigene.
    Eric LaRue streckte die Handgelenke durch die Gitterstäbe. Eine Sekunde später waren sie zusammengekettet.
    McBride drehte den Schlüssel herum, die Zellentür sprang auf und dann führte er den Gefangenen vor sich her. Es ging durch mehrere weitere stark gesicherte Durchgänge.
    "Es ist dein Bruder, dieser Winkeladvokat, der dich sehen will!" brummte McBride. Er grinste über das formlose Gesicht, aber davon konnte LaRue nichts sehen. "Ich hoffe er hat schlechte Nachrichten für dich! Jemand wie du, der sich an 'ner weißen Frau vergreift, gehört hingerichtet! Und zwar unverzüglich, ohne Aufschub und Revision und den ganzen Unsinn!" McBride zuckte die breiten Schultern und schob Eric LaRue in den Besuchsraum.
    Eric schluckte.
    Sein Bruder Miles saß dort und tickte mit den Fingern auf dem Tisch herum. Eric brauchte nicht erst abzuwarten, bis Miles den Mund aufmachte. Er wußte auch so Bescheid.
    Miles blickte auf. Sein Gesicht sprach Bände.
    "Tut mir leid, Eric!" flüsterte Miles.
    Eric setzte sich. Er hatte jetzt fast so weiche Knie wie in dem Traum, als es zur Hinrichtung ging. Diesen verdammten Traum, den er jetzt mit grausamer Regelmäßigkeit hatte, wenn er die Augen schloß. Der Puls schlug ihm bis zum Hals, die Kehle war wie zugeschnürt. Er glaubte, sein Gesicht würde brennen.
    Er hatte diesen Augenblick lange kommen sehen. Aber jetzt, wo er gekommen war, war es doch schockierend.
    "Wir haben alles versucht, Eric!" hörte er die Stimme seines Bruders, der sich mit der flachen Hand über das Gesicht fuhr. Miles vermied es, den Todeskandidaten offen anzusehen. Aber die halbe Sekunde, in der sich ihre Blicke dann doch trafen, sah Eric ein Glitzern in Miles' Augen, das er nicht bei ihm gesehen hatte, seit sie kleine Jungs gewesen waren. Tränen.
    "Du kannst nichts dafür!" hörte Eric sich selbst sagen und hatte dabei fast das Gefühl, als wäre es jemand anderes, der da sprach. Jemand, der viel mehr Kraft hatte, als er. "Du hast alles versucht!" Das hatte Miles wirklich. Die letzte Instanz hatte ihr Urteil gefällt. Eine Wiederaufnahme konnte es nur geben, wenn plötzlich ganz neue Beweise auftauchen sollten - aber was sollte da schon kommen? Eric LaRue war zum Tode verurteilt worden und dieses Urteil würde nun in absehbarer Zeit auch vollstreckt werden. Der Termin stand bereits fest.
    "Ich war beim Gouverneur", berichtete Miles, um irgendetwas zu sagen. Er fühlte sich sichtlich unwohl in seiner Haut. "Aber er wird dich nicht begnadigen, Eric."
    "Ist das sein letztes Wort?" flüsterte Eric mit erstickter Stimme. Er brauchte die

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