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Privatdetektive (16 Romane in einem Band)

Privatdetektive (16 Romane in einem Band)

Titel: Privatdetektive (16 Romane in einem Band) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Antwort im Grunde nicht abzuwarten. Er kannte sie im voraus.
    "Ich fürchte ja", sagte Miles. Er brachte es einfach nicht fertig, seinen Bruder dabei anzusehen.
    Eric nickte. Es überraschte ihn, aber ein wenig konnte er den Gouverneur sogar verstehen. Ein schwarzer Mann hatte angeblich eine weiße Frau umgebracht. Da schlugen die Emotionen ziemlich hohe Wellen. Und warum sollte ausgerechnet ein Politiker sich in dieser Situation ohne Not unbeliebt machen wollen?
    Der Fall lag klar, die Beweise sprachen eindeutig für Eric LaRues Schuld. Die Öffentlichkeit war davon genauso überzeugt wie die Jury im Gerichtsaal. Und selbst die Handvoll Demonstranten vor dem obersten Gericht war nicht von Erics Unschuld überzeugt gewesen, sondern einfach nur ganz allgemein gegen die Todesstrafe.
    "Die Chancen waren von Anfang an wohl nicht gut, was?" meinte Eric achselzuckend, während er die blanke Verzweifelung in sich aufsteigen fühlte. "Aber ich habe Claire nicht umgebracht... Ich war überhaupt nicht dort!" Er schüttelte den Kopf und fuhr dann fort: "Ich bin unschuldig, aber ich kann es nicht beweisen!"
    "Ich weiß, Eric." Miles hörte seine eigene Stimme in diesem Moment wie die eines Fremden. Er fühlte sich scheußlich.
    Eric LaRue atmete indessen tief durch. "Das wär's dann also", meinte er resigniert.
    "Ich habe noch nicht aufgegeben, Eric!" erklärte Miles. "Ich nehme morgen den Flieger nach New York, um mit einem Mann zu sprechen, der dir vielleicht noch helfen kann!"
    Eric lachte heiser. "Wer sollte das sein? Ein noch besserer Anwalt als du vielleicht? Ein weißer Anwalt womöglich?"
    "Nein, ein Privatdetektiv."
    Eric lachte heiser. "Was sollte der schon ausrichten? Wir hatten doch schon diesen Spellings engagiert... Und was hat es gebracht?"
    "Der Mann, von dem ich spreche, spielt in einer anderen Klasse als dieser Spellings."
    Eric winkte ab. "Ach, ja?"
    "Ich spreche von einem Mann namens Walker", erklärte Miles und versuchte, seiner Stimme dabei einen einigermaßen optimistischen Tonfall zu geben. "Seine Agentur ist eine Top-Adresse unter den privaten Ermittlern!"
    "Ich mache mir keine Hoffnungen mehr, Miles. Vielleicht ist es besser, es einfach zu akzeptieren. Meine Zeit ist eben so gut wie um."
    "Eric!"
    "Manchmal denke ich, je eher ich es hinter mir habe, desto besser!"
    "Was redest du da!"
    Eric LaRue zuckte nur mit den Schultern.
    "Es ist so, Miles! Im Grunde haben sie mich längst hingerichtet. Fünfzigmal oder hundertmal. Ich weiß es nicht, ich habe es nicht gezählt. Jede Nacht..." Er stockte. "Verstehst du, wovon ich rede, Miles?"
    Miles schaute zur Seite.
    "Ich weiß nicht."
    "Ich träume immer dieselbe Szene. Ich habe sie mal in irgendeinem Spielfilm gesehen. Jemand wurde aus der Todeszelle geführt, um dann die tödliche Injektion zu bekommen." Er atmete tief durch. "Ich weiß nicht einmal mehr, wie der Film hieß, oder was der Kerl eigentlich verbrochen hatte, der da hingerichtet wurde. Aber jetzt werde ich diese Szene nicht los..."
    "Eric..."
    "Ich sterbe jede Nacht, Miles. Kannst du dir das vorstellen?"
    "Noch ist es nicht vorbei, Eric. Ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben."
    Eric LaRues Blick war glasig. Er nickte kurz. "Ich danke dir für alles, was du getan hast!" murmelte er dann.
    Miles' Lächeln war verkniffen. "Das ist doch das Mindeste!" meinte er schwach.
    "Du glaubst, daß du es mir irgendwie schuldig bist, alles zu versuchen, selbst wenn es keinen Sinn hat, nicht wahr? Aber in Wahrheit glaubst auch du nicht mehr an eine Möglichkeit, mich hier lebend herauszubringen!"
    "Das ist doch Unsinn, Eric!" war Miles Erwiderung. Aber in Wahrheit hatte Eric es ziemlich genau getroffen.

    *

    "Sie sind meine letzte Hoffnung!" bekannte Miles LaRue offen, als er Jo Walker gegenübersaß, dem Mann, der auch unter dem Namen Kommissar X bekannt war.
    Walker lehnte sich in seinem Sessel zurück und sah sein Gegenüber nachdenklich an. Einen zum Tode Verurteilten aus dem Staatsgefängnis von Houston, Texas herauszubekommen, dessen Hinrichtung schon terminiert und dessen Gnadengesuch abgelehnt worden war, war sicher alles andere als eine Kleinigkeit.
    Besonders in einem Fall, wo alles so klar auf der Hand zu liegen schien.
    Miles LaRue hatte eine Akte mitgebracht, in der alles Wesentliche zusammengefaßt war. Bei den Unterlagen befanden sich auch Fotos, die die Polizei vom Tatort gemacht hatte und Kopien der Polizeiberichte.
    "Wenn Sie noch weitergehende Unterlagen benötigen, Mister Walker, so

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