Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
nicht allzu häufig sein."
April stand auf und ging zur Kaffeemaschine, um sich eine frische Tasse einzuschenken. "Du auch?" fragte sie an Kommissar X gerichtet.
"Nichts dagegen", meinte er, obwohl er jetzt hellwach war. Die Gefahr, plötzlich einzuschlafen, bestand nicht mehr. Diese Sache begann immer mysteriöser zu werden, je weiter er und seine Mitarbeiterin darin herumbohrten. Leslie Craven - oder wie immer sein wirklicher Name auch sein mochte - hatte begonnen, Jo zu interessieren.
April reichte ihm eine Tasse.
"Eine falsche Identität", murmelte Jo. "Wenn sich das bestätigt, dann paßt das zu einer anderen Vermutung."
"Und welcher?"
"Daß dieser Craven offenbar nicht entführt wurde, sondern untergetaucht ist."
April zuckte die schmalen Schultern. "Fragt sich nur warum. Vielleicht war Craven ein Zeuge oder so etwas, dem man später eine einigermaßen plausible Legende verpaßt."
"Ja, wäre möglich."
"Oder er war Geheimdienstler."
"Dann fragt sich, für wen er gearbeitet hat."
"Und warum er so Hals über Kopf verschwunden ist."
Zehn Minuten später kam der Anruf von Tom Rowland...
*
Es war an einer der Piers, die in den East River hineinragten. Schon aus einiger Entfernung konnte man sehen, daß hier etwas passiert war. Streifenwagen der City Police und einige Zivilfahrzeuge standen herum. Als Jo diesen Ort erreichte, kam gerade der Leichenwagen. Ein paar Schaulustige standen auch herum. Jo stellte seinen champagnerfarbenen Mercedes irgendwo an der Seite ab und hörte dann einen Augenblick lang den Gesprächen der Leute zu. Ein Angler hatte danach einen nicht ganz alltäglichen Fang gemacht. Eine Leiche, eingerollt in einen Perser-Teppich.
Jo ließ den Blick ein wenig schweifen und hatte wenig später Captain Rowland entdeckt.
Einer der Uniformierten versuchte, Jo zurückzuhalten, aber der Privatdetektiv zeigte seine Lizenz. "Der Captain erwartet mich", erklärte er dazu.
Der Uniformierte nickte. "Gehen Sie nur, Mister Walker! Tut mir leid, aber das konnte ich Ihnen nicht ansehen."
"Macht ja nichts."
Und dann war Jo wenige Sekunden später auf der Pier. Rowland und Lieutenant Browne standen rechts und links von der Leiche. Der Arzt war gerade fertig und machte sich davon, während sich nun einer von der Spurensicherung an dem Toten zu schaffen machte.
"Hallo, Jo. Das ging ja schnell!" meinte Rowland. Er deutete auf die Leiche. Es war ein Mann mit blonden Haaren und hohem Stirnansatz. "Auf seinem Rücken steht Eagle!" meinte der Captain. "Ist das der Kerl, von dem du mir eine Beschreibung mitgegeben hast?"
Jo nickte. "Könnte sein. Ich habe Franklin Bescheid gesagt. Er müßte gleich hier sein und kann es dann genauer sagen."
Und Franklin kam tatsächlich. Einer der Uniformierten begleitete ihn. "Der Mann hier will unbedingt zu Ihnen, Captain!"
"Schon gut!" rief Rowland.
Mark Franklins Blick wandte sich zunächst an Jo. Erst dann blickte er auf die Leiche. Er hatte so etwas offenbar noch nie zuvor gesehen, deshalb schaute er nur ganz kurz hin und wandte anschließend den Kopf zur Seite. Franklin schluckte. Er war ein hartgesottener, mit allen Wasser gewaschener Geschäftsmann, aber das ging offenbar doch ein bißchen über das hinaus, was er vertragen konnte.
"Ist das der Mann, Mister Franklin?" fragte Jo.
Franklin nickte. Er brauchte zwei Sekunden, ehe er ein mattes "Ja." nachschieben konnte.
"Sind Sie sicher?"
"Absolut." Er blickte Jo fragend an. "Was hat das zu bedeuten, Mister Walker?"
"Ich habe bis jetzt keine Ahnung, Sir. Aber ich werde es herausfinden."
"Wenn Sie etwas wissen, sagen Sie mir bitte Bescheid, Walker!"
"In Ordnung", nickte Jo.
Franklin öffnete seinen Krawattenknoten und den ersten Hemdknopf und schnappte nach Luft. "Sie entschuldigen mich jetzt sicher..." Und damit ging er davon.
"Eine Leiche, die eine Weile im Schmuddelwasser des East Rivers gelegen hat, ist nichts für zarte Gemüter!" brummte Rowland.
Jo hob die Augenbrauen.
"Wie heißt der Mann?"
Rowland hob die Arme und nahm Jo ein bißchen zur Seite. "Er hat nichts bei sich, was auf seine Identität hinweisen könnte. Keinen Paß, nicht einmal Etiketten in den Kleidern."
"Und wie ist er gestorben?"
"Genickbruch", murmelte der Captain. "Wenn du mich fragst: Da wußte jemand ziemlich gut, wie man tötet, ohne Geräusche zu verursachen oder sich schmutzig zu machen."
"Ein Profi?"
"Kann ich nicht ausschließen!" erwiderte der Captain und zuckte dabei die Schultern.
"Jedenfalls wirst du jetzt
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