Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
Reaktion zeigte Jo, daß er damit recht hatte.
"Wer sind Sie?"
"Mein Name ist Walker", erklärte Jo. "Und auch wenn Sie mich für einen halten: Ich bin kein Polizist. Ich vermute, daß Carillo ganz wild darauf ist, mit mir zu reden. Jedenfalls hatte ich den Eindruck, nachdem ich seinen Gorillas begegnet bin."
Lupica zog die Augenbrauen hoch. "Ach wirklich?"
"Ja."
"Ich fürchte trotzdem, daß ich Ihnen nicht helfen kann, Walker."
"Und ich würde vorschlagen, daß Sie Carillo einfach mal anrufen und ihn fragen." Jo grinste. "Ein Ferngespräch wird das sicher nicht."
Es war wohl Zufall, aber ein ziemlich merkwürdiger. Jedenfalls klingelte genau in dieser Sekunde das Telefon.
Lupica nahm ab. Seine Haltung straffte sich dann unwillkürlich etwas.
"Tut mir leid, wenn Sie mich nicht erreichen konnten ", murmelte er kleinlaut in den Hörer. "Ich bin erst vor ein paar Minuten nach Hause gekommen!" Er stellte sogar den Drink weg und sagte dann in rascher Folge dreimal "Ja".
Lupica hob den Blick, wandte ihn kurz zu Jo und sah dann zur Seite.
Er sagte zum vierten mal "Ja" und legte dann auf.
Jo spürte die Anspannung bei seinem Gegenüber.
"Nicht doch noch einen Drink?" fragte Lupica, was für Jo so klang, als wollte der Kerl einfach nur etwas sagen.
"Nein", murmelte Kommissar X und registrierte, wie sich sein Gegenüber zu dem kleinen Eisschrank hinbewegte. Aber diesmal wollte Lupica keinen Drink.
Er griff seitwärts und riß eine Schublade auf. Er war dabei sogar ziemlich schnell, aber Jo hatte es vorausgeahnt und blitzartig den Revolver Kaliber 38 Special aus dem Schulterholster gezogen, den er ersatzweise bei sich trug, seit man ihm die Automatic abgenommen hatte.
"Fallenlassen!" befahl Jo, noch bevor Lupica sich halb zu ihm herumgedreht und die Waffe vollends hochgerissen hatte.
Lupica zögerte einen Sekundenbruchteil und stand wie eine Salzsäule da. Dann fiel die Waffe zu Boden, die er aus der Schublade gerissen hatte. Er hob langsam die Hände.
"Hören Sie zu!" sagte Lupica schluckend. "Wir können uns bestimmt einigen."
"Wer hat gerade angerufen?"
"Jemand aus einem meiner Clubs." Er zuckte die Achseln. "Sie wissen ja, wie das ist. Es ist gibt immer irgendwelche Probleme."
"Ich glaube, es war jemand anderes." Jo wechselte mit Lupica einen Blick und bekam das Gefühl, daß er etwas stärkere Geschütze auffahren mußte, um diesen Mann dazu zu bringen, den Mund etwas weiter aufzumachen. Der 38er allein war wohl nicht genug. Also sagte Jo: "Kannten Sie Roger Delcourt? Hohe Stirn, blonde Haare. Trug gerne eine Lederjacke mit der Aufschrift Eagle. Er lebt leider nicht mehr."
Lupica erbleichte. "Dann sind Sie der Kerl, der ihn umgebracht hat?" schloß er. Und Jo hütete sich, ihm zu widersprechen. Der Privatdetektiv trat etwas näher an.
"Es war Carillo, der gerade angerufen hat", stammelte Lupica. "Sie hatten recht, er ist hier in New York."
"Wo?"
"Er hat ein Haus auf Long Island gemietet."
"Etwas genauer hätte ich es schon gerne."
Lupica blickte wie gebannt auf die Mündung von Jos 38er und schwieg. Dann betete er eine Adresse herunter. Er schien jetzt den Punkt überschritten zu haben, von dem ab er mehr Angst vor Jo als vor seinem Boß hatte. Und das machte die Sache etwas leichter.
"Was wollte Carillo?"
"Er hat gefragt, ob Sie schon hier seien?"
"Und wenn ja, dann sollten Sie mich festhalten, richtig?"
"Richtig."
Jo begriff. Offenbar waren die Verbindungen zwischen Derek Miller und seinem Ex-Boß doch noch nicht so abgekühlt, wie der Buchmacher das Jo hatte glauben machen wollen.
"Wie viele von Carillos Leuten sind hier her unterwegs?"
"Ich weiß es nicht genau."
Also war jemand unterwegs. Und vielleicht sogar schon im Gebäude.
Aber Jo hatte wenig Lust, sich mit den Handlangern auseinanderzusetzen. Er nahm Lupicas Waffe vom Boden auf und entleerte sie. Er wollte kein Risiko eingehen. Dann verließ er Lupicas Wohnung. Vorsichtig tastete er sich hinaus in den Korridor, aber Jos Mißtrauen war unbegründet. Es war niemand zu sehen, also steckte Kommissar X seine Waffe bei Seite.
Mit dem Aufzug ging es hinab ins Erdgeschoß. Als Jo dann im Freien war und auf seinen 500 SL zuging, den er am Straßenrand abgestellt hatte, sah er in einiger Entfernung einen schwarzen Toyota, dessen Fahrer zu ihm hinüberblickte, dann aber eilig den Kopf zur Seite wandte. Jo stoppte unwillkürlich und fühlte dann plötzlich etwas Hartes in seinem Rücken.
"Drehen Sie sich nicht um, Mister", sagte eine
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