Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
davon zu erhalten. Fragen Sie mich nicht, wie, aber es ist ihm gelungen."
"Etwas mehr müssen Sie mir schon verraten!"
"Gehen Sie zu Jack Lupica. Er ist als Besitzer mehrerer Nachtklubs eingetragen, in Wahrheit aber wohl nur ein Strohmann. Er leitet Carillos Geschäfte auf dieser Seite des großen Teichs."
Walker hob die Augenbrauen.
"Wo finde ich Lupica?"
"Abends in einem seiner Läden, dem Jive."
"Und sonst?"
"Er hat ein Luxus-Apartment in der East 34th Street."
Jo nickte. "Okay", meinte er. "Wenn Sie mir Mist erzählt haben, werden Sie es bereuen!"
"Und wenn ich in nächster Zeit Ärger mit den Bullen kriege, werden Sie es bereuen!"
Jo zuckte die Achseln, ließ Miller stehen und ging hinaus.
*
Als Jo Walker wieder hinter dem Steuer seines 500 SL saß und den Zündschlüssel herumdrehte, sah er im Rückspiegel einen dunklen BMW, der im selben Moment gestartet wurde und sich wenig später zusammen mit Jo in den Verkehr einfädelte.
Es war dem Privatdetektiv bald klar, daß der Wagen ihm folgte. Möglicherweise war er schon länger hinter ihm her war. Durch die getönten Scheiben ins Innere zu sehen war leider völlig unmöglich. Mehr als einen schattenhaften Umriß konnte Jo nicht von dem Fahrer erkennen. Aber wenigstens hatte er einen freien Blick auf die Wagennummer.
Als Jo in den Vernon Boulevard einbog, versuchte er, den Verfolger abzuhängen, aber der war hartnäckig und folgte ihm auch noch über die Queensborough Bridge nach Manhattan.
Jo fuhr bei der erstbesten Gelegenheit in eine Seitenstraße hinein und bog bei der nächsten Abzweigung gleich erneut ab. Der BMW- Fahrer hatte unterdessen einige Mühe, diese Haken immer wieder mitzumachen. Aber er war ausdauernd und blieb dem Privatdetektiv auf den Fersen.
Mit etwas Verspätung tauchte der Verfolger nach jeder Ecke regelmäßig wieder in Jos Rückspiegel auf. Das Spiel ging eine ganze Weile auf dieselbe Art weiter, bis der BMW dann auf einmal verschwunden war. Vielleicht hatte er aufgegeben, vielleicht aber auch endlich eingesehen, daß er gewissermaßen 'verbrannt' war.
Jo machte noch ein paar Umwege, bevor er dann in Richtung East 34th Street fuhr, um Jack Lupica in seiner Wohnung einen kleinen Besuch abzustatten.
Lupicas Apartment lag im zehnten Stock. Nachdem Jo zweimal geklingelt hatte, öffnete ihm ein höhensonnengebräunter Mann in den Vierzigern. Er trug ein Jackett mit furchtbar aufdringlichem Karomuster und in der Rechten hielt er einen Drink.
"Jack Lupica?" fragte Jo.
Der Blick des Mannes glitt an Jo herab und dabei verzog er ein bißchen den Mund. Ein Lächeln war das allerdings nicht.
"Sagen Sie, wer Sie sind und was Sie wollen. Ich hoffe, es ist wichtig, sonst verschwinden Sie besser."
"Ihr Boß ist Andy Carillo, nicht wahr?"
"Auf Wiedersehen!"
Er wollte Jo die Tür vor der Nase zuschlagen, aber Kommissar X hatte schon den Fuß dazwischen. "Sie sollten Carillo etwas ausrichten."
"Wenn Sie jemandem etwas zu sagen haben, tun Sie es gefälligst selbst! Oder sehe ich vielleicht aus wie Ihr Botenjunge?"
"Sagen Sie Ihrem Boß, ich will mit ihm über Leslie Craven reden. Ich wette, er wird Bescheid wissen."
"Ach, ja?" Der Tonfall, den Jack Lupica jetzt hatte, sagte Jo, daß der Kerl in der Karo-Jacke vermutlich auch Bescheid wußte. Lupica nippte an seinem Glas. Dann machte er eine beiläufige Bewegung mit dem Kopf. "Kommen Sie herein", knurrte er.
Und das ließ Jo sich nicht zweimal sagen. Er folgte Lupica in ein Apartment, das ziemlich modern eingerichtet war. Alles schwarz und weiß oder Metall. Auf Jo wirkte es eher steril und kalt.
"Wollen Sie einen Drink?" fragte Lupica.
"Nein", erwiderte Jo.
"Wie kommen Sie auf mich?"
"Unwichtig", sagte Jo. "An Ihnen bin ich auch nicht interessiert."
Lupica ging zum Eisschrank, um sich noch einen Drink zu machen. "Wer sind Sie? Ein Bulle? FBI? Warum laßt ihr Jungs einen Mann wie Andy Carillo nicht einfach in Ruhe? Er hat bezahlt und ist ein freier Mann. Laßt ihn also einfach in Frieden." Er verzog nach dem ersten Schluck von seinem Drink den Mund. "Wenn Sie mit Carillo sprechen wollen, müssen Sie sich über den Ozean bemühen. Ich glaube, er lebt in Nizza oder Cannes." Er machte eine Handbewegung, die Gleichgültigkeit demonstrieren wollte. Aber er war kein guter Schauspieler. "Ich weiß es leider nicht genauer!"
"Carillo ist in New York", stellte Jo fest, als sei es hundertprozentig sicher, daß er nicht längst an irgendeinem anderen Punkt der Erde war.
Lupicas
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