Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
geht, wenn ich nüchtern darüber nachdenke."
"Nachdem ich Sie gestern morgen besucht hatte, bin ich ein paar ziemlich unangenehmen Zeitgenossen begegnet, die vor Ihrem Haus gewartet haben."
"Tut mir leid, wenn Sie Unannehmlichkeiten wegen mir hatten."
"Hatte ich diese Unannehmlichkeiten denn wegen Ihnen?"
Sie zuckte die Achseln.
"Ich weiß es nicht", meinte sie und trank dann ihren Drink halb aus. Danach schien sie sich etwas besser zu fühlen.
"Wußten Sie, daß man Sie beobachtet und belauscht hat?" hakte Jo nach.
"Daß es schon so weit war, wußte ich nicht, aber ich habe angenommen, daß bald jemand auftauchen würde. An dem Tag, als Sie da waren, bin ich wie jeden Tag ins Büro gefahren, aber ich bin nicht wieder nach Hause zurückgekehrt."
"Wo waren Sie?"
"In einem Hotel." Sie trat etwas näher an Jo heran. "Was haben Sie inzwischen herausgefunden?"
"Zum Beispiel, daß es nicht Carillos Leute sind, die vor ihrem Haus gewartet haben. Carillo war zwar hinter ihrem Bruder her, hat ihn aber offenbar nicht gekriegt."
Sie nickte. "Ich war nicht ganz offen zu ihnen."
Jo lächelte dünn. "Das ist mir inzwischen auch klar. Aber vielleicht holen Sie das jetzt nach."
"Ich bin durch meinen Bruder in eine üble Sache hineingezogen worden."
"Was ist das für eine Sache?"
"Er hatte in Cleveland unter falscher Identität gelebt und war dann untergetaucht. Als er vor drei Jahren hier auftauchte, wurde unser Kontakt wieder etwas enger, obwohl er in der ersten Zeit sehr vorsichtig war... Er hat mich gefragt, ob ich ihm das Haus in gewissen Abständen für Treffen zur Verfügung stellen würde."
"Für ein Treffen mit wem?"
"Ich weiß es nicht. Und ich habe zunächst auch nicht gefragt. Mein Bruder hat gesagt, ich könnte viel Geld dabei verdienen - und da das Haus mit einer Hypothek belastet ist, habe ich es genommen." Sie zuckte mit den Schultern. "Erst habe ich angenommen, daß er sich vielleicht doch noch regelmäßig mit einem Verbindungsmann des FBI trifft. Aber dazu waren die Summen einfach zu hoch, die mein Bruder mir gezahlt hat, wenn ich ihm das Haus für ein paar Stunden überließ. Ich habe dann nachgebohrt und schließlich hat er es mir gesagt."
"Worum ging es?"
"Um Waffen."
Jo horchte auf. "Und was war die Rolle Ihres Bruders dabei?"
"Er hat seine alten Kontakte aus der FBI-Zeit spielen lassen und dazu benutzt, die Leute zusammenzubringen, die Waffen verkaufen und diejenigen, die dringend welche brauchen. Das war alles. Er hat von beiden Seiten Provisionen genommen."
Jo atmete tief durch. "Haben Sie eine Ahnung, was das für Leute sind, mit denen Ihr Bruder da Geschäfte gemacht hat?"
Sie zuckte die Achseln. "Nahöstliche Geheimdienste, Terrorgruppen, jeder der Waffen haben wollte, sie aber auf legalem Weg in den USA nicht bekommen konnte. Vom Sturmgewehr in entsprechender Stückzahl bis zur Flugabwehrrakete..." Sie sah zu Jo auf und fuhr dann nach kurzer Pause fort: "Ich weiß, was Sie jetzt sagen wollen. Mit diesen Leuten ist nicht zu spaßen. Aber das weiß ich selbst. Deswegen bin ich hier."
"Was ist schiefgelaufen?" fragte Jo.
"Keine Ahnung. Als Sie bei mir auftauchten, wußte ich, daß etwas nicht stimmen konnte. Mein Bruder hatte sich nicht bei mir gemeldet und außerdem war mir aufgefallen, daß ich beschattet wurde..."
"Und dann haben Sie mich erst einmal auf die falsche Fährte mit Carillo gesetzt...", stellte Jo fest.
Sie nickte. "Ja, dadurch glaubte ich, etwas Zeit zu gewinnen."
Walker stellte sein Glas irgendwo ab und griff nach seinen Zigaretten. Er bot Joricia eine an, aber sie lehnte ab.
"Und wie kommen Sie darauf, daß ich so selbstmörderisch bin, mich mit den Leuten anzulegen, die Ihren Bruder haben?" fragte Jo.
"Jemand hat Sie beauftragt, meinen Bruder zu suchen."
"Ein schwaches Argument. Ich könnte diese Suche jederzeit wegen Erfolglosigkeit abbrechen. Und Sie? Warum sollte ich Ihnen helfen und mit Ihnen nicht einfach zur Polizei gehen?"
"Weil ich mit drinstecke", sagte sie.
"Etwas Ärger werden Sie bekommen. Aber ich glaube kaum, daß es einen Weg gibt, um Ihnen den zu ersparen."
"Diese Leute werden auch Sie ins Visier nehmen, Walker. Die haben nicht umsonst mein Haus belauert und mich beschatten lassen. Vielleicht waren sie auch an mir interessiert, aber auf keinen Fall in erster Linie."
"Ach, nein?" meinte Jo, während er den Zigarettenrauch ausstieß.
"Ich nehme an, sie haben gehofft, daß sie durch mich an jemand anderen herankommen könnten, mit dem mein
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