Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
haben Glück, daß ich nicht von Ihrer Sorte bin und Sie jetzt einfach über den Haufen schieße!" Jo ging an einen der scharfkantigen und rostzerfressenen Stahlstützen. Mit ein paar kräftigen Bewegungen war das Klebeband durch. Kommissar X machte ein paar schnelle Schritte, hob erst den 38er Revolver und dann die zehntausend Dollar auf. Sie waren auf seinen Kopf ausgesetzt gewesen und Jo fand, daß er sie allemal mehr verdient hatte, als der Dunkelhaarige.
Dann ließ er die beiden zurück und ging ins Freie. Er spurtete zu dem Toyota, stieg ein und drehte den im Schloß steckenden Zündschlüssel herum.
Als er davonfuhr sah er die beiden aus der Lagerhalle herauskommen.
Sie würden einen kleinen Fußmarsch vor sich haben, bis sie inmitten dieses Gewerbe- und Industriegebietes das nächste Telefon erreichten und ihrem Boß Bescheid sagen konnten. Für Jo ging es jetzt erst einmal zurück in die East 34.Street, wo er den Toyota gegen seinen Mercedes eintauschen würde.
*
"Warum hast du diese Kerle nicht der Polizei übergeben?" fragte April ziemlich aufgebracht, nachdem Jo ihr erzählt hatte, was passiert war. "Schließlich haben die Brüder versucht, dich umzubringen!" April hatte eigentlich schon lange Feierabend, aber als Jo sich nicht mehr gemeldet hatte, war sie natürlich in der Agentur auf ihrem Posten geblieben.
Jo Walker zuckte mit den Schultern.
"Ich hatte auch daran gedacht, die Polizei zu rufen. Aber was hätte ich gegen die beiden in der Hand gehabt? Da hätte Aussage gegen Aussage gestanden. Es wäre ziemlich schwierig geworden, dagegen etwas zu setzen, zumal auf beiden Waffen, mit denen geschossen wurde, vermutlich Fingerabdrücke von mir zu finden gewesen wären."
April atmete tief durch.
"Vielleicht hast du recht", meinte sie.
"Außerdem hatte ich auch einfach keine Lust, irgendeinem Cop aus Brooklyn stundenlang Rede und Antwort stehen zu müssen."
"Aber du wirst Ärger mit Carillos Leuten bekommen, Jo!"
Jo lächelte. "Das wäre nicht das erste Mal. Wir müssen eben ein bißchen vorsichtig sein."
April ließ sich in einen der Bürosessel fallen und strich sich die blonde Mähne aus dem Gesicht. "Es steht also jetzt fest, daß noch jemand anderes hinter Craven her war..."
"...und ihn offenbar auch bekommen hat!" vollendete Jo.
"Wer kommt da in Frage?"
"Ich habe nicht die geringste Ahnung. Jedenfalls scheint er neben seinem bürgerlichen Leben als Literaturagent noch etwas anderes gemacht zu haben, von dem wir im Augenblick noch nicht die geringste Ahnung besitzen!" Jo schnippte mit den Fingern der Linken. "Diese Kerle aus dem Caddy sind wahrscheinlich dieselben, die Leslie Craven in ihrer Gewalt haben. Offenbar sind es nicht Carillos Leute gewesen, wie ich gedacht hatte."
Aprils blaue Augen blitzten jetzt. "Und weshalb sollten diese Leute Joricia Nolans Haus belauern?"
Jo zuckte die Achseln.
"Sie behaupteten, dort sogar Wanzen zu haben. Und ich glaube ihnen. Sie hatten alles mitgekriegt, was ich mit Joricia besprochen habe."
"Und welchen Sinn gibt das, wenn sie Craven doch in ihrer Gewalt hatten?" April schüttelte energisch den Kopf. "Warum sollten sie Joricias Wohnung überwachen, wenn sie gar nicht auf ihn aus waren? Das paßt doch nicht zusammen!"
"Vielleicht sind sie hinter jemand anderem her. Jemand, der etwas mit Craven zu tun hatte."
April zog die Augenbrauen hoch und schlug vor: "Vielleicht solltest du diese Joricia dir noch einmal vorknöpfen. Möglicherweise weiß sie mehr, als sie dir gesagt hat!"
"Kann sein", nickte Jo. "Die andere Spur ist dieser Cadillac... Nach ihm müßte wegen Fahrerflucht gefahndet werden..."
"Ich werde morgen mal bei dem betreffenden Polizeirevier vorbeischauen. Mal sehen, was sich herausfinden läßt. Vielleicht gebe ich mich einfach als Zeugin aus. Irgendeine Ausrede wird mir schon einfallen."
Walker grinste. "Davon bin ich überzeugt."
Jo fuhr sich mit der flachen Hand über das Gesicht und sah auf die Uhr. Es war schon ziemlich spät, aber vielleicht noch nicht zu spät, um Joricia Nolan noch einmal auf den Zahn zu fühlen.
"Mach Schluß für heute, April", wandte er sich an seine Mitarbeiterin. "Es war ein langer Tag."
*
Die Nacht hatte sich dunkel über die zu einer fast geschlossenen Stadtlandschaft zusammengewachsenen Region an der Hudson-Mündung gelegt. Als Jo Walker das Haus von Joricia Nolan in Elizabeth, New Jersey erreichte, stellte er den Wagen in einer benachbarten Straße ab. Falls Joricias Haus noch beobachtet
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