Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
auffliegen lassen. Das FBI war erfolgreich, aber nicht so erfolgreich, wie ich gehofft hatte. Ich wollte aussteigen, verstehen Sie?"
"Wo ist George jetzt?"
"Ich kann es nicht mit Sicherheit sagen. Aber es gibt da ein Haus in White Plains, ein paar Meilen nördlich von Yonkers."
*
Hinter dem Steuer seines 500 SL telefonierte Jo kurz mit April in der Agentur. Sie sollte Rowland Bescheid sagen und außerdem dem FBI. Dann ging es Richtung Norden, den parallel zum Hudson verlaufenden Highway entlang. Die Adresse, die Reynolds Jo genannt hatte, lag recht einsam inmitten eines Waldgebietes nördlich von White Plains. Jo brauchte einige Zeit, um sich bis dort hin durchzufragen und gelangte schließlich über eine an Schlaglöchern reiche Sandpiste in die Nähe eines Hauses, das von der Größe her irgendwo zwischen Ferienwohnung und Einfamilienhaus lag. Neben dem Haus parkten drei Wagen und einer davon war der BMW, mit dem der schwarzbärtige George geflüchtet war. Reynolds hatte also recht gehabt. Jo stellte den Mercedes in einiger Entfernung ab und näherte sich zu Fuß. Plötzlich ging die Tür auf und ein Mann im grauen Anzug trat ins Freie. Jo erkannte ihn wieder. Er gehörte zu den Kerlen, die ihm vor Joricia Nolans Haus aufgelauert hatten. An der Nase hatte er einen Verband. Vermutlich eine Folge des Ellbogen-Checks, den Jo ihm während der Fahrt mit dem Caddy verpaßt hatte. Der Kerl stand da, mit der Pistole in der Hand und blickte sich um. Vielleicht hatte er ein Geräusch gehört und war mißtrauisch geworden. Jedenfalls ging er noch ein paar Schritte weiter, direkt auf Jo zu, der sich hinter einem knorrigen Baum verborgen hielt.
"Was ist los, Cal?" rief jemand aus dem Inneren des Hauses.
"Ich glaube, ich habe mich getäuscht", gab der Mann im grauen Anzug zurück, ließ aber weiterhin den Blick kreisen und kam noch ein paar Schritte weiter vor. Sein Mißtrauen hatte sich noch nicht ganz gelegt, wenn man nach den tiefen Falten ging, die auf seiner Stirn standen.
Als er nahe genug heran war, setzte Jo ihm den 38er an die Schläfe.
"Keinen Laut!" zischte der Privatdetektiv, während sein Gegenüber erstarrte. Der Mann, der sich Cal nannte, ließ die Waffe fallen und funkelte Jo aus den Augenwinkeln heraus giftig an, wagte aber keine Bewegung. Er hatte Kommissar X sofort wiedererkannt. Jo trat zu ihm und durchsuchte ihn mit ein paar geübten Handgriffen. Cal hatte tatsächlich noch eine Waffe bei sich, und zwar die Automatic, die er Jo abgenommen hatte. Jo steckte sie ein.
"Was haben Sie vor?" fragte Cal.
"Warten Sie es ab!"
"Sie müssen lebensmüde sein."
"Wie viel Mann sind im Haus?"
Jo deutete dabei kurz mit dem Lauf des 38er in Richtung des Hauses.
"Zwei Mann", sagte Cal zögernd.
"Und Leslie Craven?"
Er zögerte. "Ist auch dort", flüsterte er dann.
In der nächsten Sekunde brach die Hölle los.
Aus einem Fenster und der Haustür wurde ein wahrer ein Geschoßhagel in Jos Richtung abgefeuert. Die Schützen nahmen dabei auf ihren Komplizen keinerlei Rücksicht, der von mindestens zwei Kugeln getroffen wurde und bereits tot war, ehe sein Körper zu Boden kam.
Jo ließ sich zur Seite fallen, während die Projektile dicht über ihn hinwegpfiffen und den umliegenden Bäumen die Rinde herunterkratzten. Der Privatdetektiv rollte sich über den Boden und feuerte ein paar Mal zurück. Er hörte einen Schrei. Offenbar hatte es den an der Tür Postierten erwischt. Jo rappelte sich hoch und rettete sich Sekunden später hinter einen Holzstapel, dessen obere Scheite daraufhin von Geschossen heruntergefetzt wurden.
Zunächst konnte Jo nichts weiter tun, als den Kopf einzuziehen.
Als das Feuer etwas nachließ, tauchte er aus seiner Deckung hervor und arbeitete sich bis zu einem der abgestellten Wagen vor. Schließlich war er soweit seitwärts gelangt, daß man ihn von der Forderfront des Hauses aus kaum noch beschießen konnte. Er kam auf die Beine und spurtete los, bis er die Giebelseite erreicht hatte. Jo preßte sich an die Außenwand und tastete vorwärts.
Als er die Rückseite erreichte, sah er, daß es dort eine Hintertür gab. Er hörte Schritte und im nächsten Moment wurde die Hintertür aufgerissen. Etwas Ähnliches hatte Jo fast erwartet. Es war niemand anderes, als der schwarzbärtige George, der da mit der Waffe in der Hand und vor ihm stand und augenblicklich feuerte.
Das Ganze dauerte kaum mehr als den Bruchteil einer Sekunde.
Jo ließ sich instinktiv seitwärts fallen, während er ein
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