Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
drängen versuchte.
Es dauerte kaum fünf Sekunden, dann war sie zurück.
"Und?" fragte Jo.
"Mister Holding erwartet Sie. Gehen Sie hinein!"
Das Gesicht, das sie dabei machte war ziemlich sauertöpfisch. Und auch Phil Holding machte keineswegs einen froheren Eindruck. Holding war ein schlanker, hochgewachsener Mann mit blasser, unreiner Haut. Sein Gesicht versteckte er hinter einer auffälligen Hornbrille, an der er fortwährend herumfummelte. Wahrscheinlich zeigte das nur seine Nervosität. "Machen Sie die Tür zu, Miss Garrison!" wies der Anwalt die Dunkelhaarige an. "Ich möchte mit dem Mann unter vier Augen sprechen." Dann wandte er sich an Walker: "Was wollen Sie?"
"Schon sehr interessant, wie Sie auf den Namen Frank Thompson reagiert haben!"
"Ihr Name war wie, Mister..."
"Walker. Aber ich schätze, das wissen Sie bereits."
"Hören Sie, ich bin ein vielbeschäftigter Mann, wie wäre es, wenn Sie einfach sagen, was Sie wollen und dann wieder verschwinden! In Ordnung?" Er schien überaus gereizt zu sein. Jo ließ sich in einen der klobigen Sessel fallen, während Holding stehen blieb.
"Ihre Sekretärin sagte mir, daß Sie Ihren Terminkalender voll hätten. Schon erstaunlich, daß es noch Mandanten für jemanden wie Sie gibt. Ich meine, nach der Sache mit der Giftpille!"
"So, daß wissen Sie also auch..."
"Ein Geheimnis ist das nicht gerade. Aber sicherlich gibt es Klienten, die Anwälte bevorzugen, die keine Skrupel haben!"
"Die Sache ist im Sande verlaufen, der Kerl hat sich selbst umgebracht. Also, was soll's? Wollen Sie die Geschichte etwa noch einmal aufrollen?"
Jo schüttelte den Kopf. "Kein Gedanke. Wenn man Ihnen damals schon nichts nachweisen konnte, dann sind die Spuren in der Zwischenzeit sicher völlig erkaltet."
"Was wollen Sie dann?"
"Ich suche den Mörder von Ted Hughes."
"Und da kommen Sie zu mir?"
"Bin da etwa an der falschen Adresse?"
"Allerdings! Ich weiß nicht einmal, wer dieser Hughes ist!"
"Aber Sie kennen Frank Thompson."
Phil Holding zögerte. Dann fuhr er sich mit der Rechten durch das schon etwas lichter werdende Haar. "Ich kenne viele Leute, Mister Walker. Und Sie, wie mir scheint, auch."
"Thompson glaubt, daß sich etwas in meinem Besitz befindet, das er selbst gerne hätte - beziehungsweise seine Auftraggeber. Er ist wahrscheinlich in meine Wohnung eingebrochen, hat mich zwei Tage später auf einen Schrottplatz entführt und zusammen mit seinen Gorillas versucht, mich aufzumischen."
"Interessante Story, die Sie da erzählen, Walker. Und? Wie ist das Ende vom Lied?"
"Ich habe den Spieß umgedreht. Ich wollte wissen, wer hinter der Aktion steckt."
Holding wurde sichtlich unruhig. Sein Gesicht verlor jetzt den letzten Rest von Farbe. Er beugte sich etwas vor. "Und was hat Thompson gesagt?"
"Er hat Ihren Namen erwähnt, Mister Holding."
Ein gezwungenes Lächeln erschien auf dem Gesicht des Anwalts. Dann schüttelte er den Kopf. "Das ist alles?"
"Für mich Grund genug, um hierher zu kommen!"
"Und Sie denken wirklich, daß ich nichts Besseres tun habe, als Entführungen zu organisieren?"
"Ich habe keine Ahnung, welche Rolle Sie in der Sache spielen, Holding! Aber Sie hängen da mit drin."
Holding wedelte verzweifelt mit den Armen in der Luft und lief ein paar Schritte in seinem Büro auf und ab.
"Also gut", sagte er schließlich.
"Ich kenne Frank Thompson, weil ich ihn mal in einem Prozeß vertreten habe. Das ist alles." Er zuckte mit den Achseln. "Sie müssen da irgend etwas mißverstanden haben!"
"Das glaube ich kaum!"
"Was Sie glauben, ist mir ziemlich gleichgültig, Mister Walker! Im übrigen dürfte unser Gespräch hiermit beendet sein."
Jo erhob sich.
"Wir sehen uns bestimmt wieder."
"Ich hoffe nicht."
"Und wenn Sie das nächste Mal ein paar Leute engagieren, sollte Sie darauf achten, daß es nicht solche Hasenfüße sind wie beim letzten Mal!"
"Eine schwere Anschuldigung, Mister Walker. Falls Sie auf die Idee kommen sollten, daß öffentlich zu wiederholen, dann werde ich gerichtlich gegen Sie vorgehen!"
"Ich wiederhole nur, was Thompson gesagt hat."
"Ich bitte Sie! Sie glauben einem vorbestraften Kriminellen mehr als einem seriösen Anwalt?"
"In diesem Fall ja."
Das Telefon klingelte.
Holdings Hand ging instinktiv zum Hörer, aber er brach die Bewegung abrupt ab. Jo wandte sich zum Gehen. "Das wird Thompson sein", meinte er. "Wenn Sie sich heute Abend etwas vorgenommen haben, werden Sie es verschieben müssen!"
*
Ross Malrone blickte
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