Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
aus dem Fenster seines Büros bei Jupiter Electronics hinaus auf die Skyline von Manhattan, die bei Nacht wie ein Sternenmeer wirkte. Er ließ die Zigarette kurz aufglimmen, die zwischen seinen Lippen steckte. Er hatte keine Ahnung, die wievielte es an diesem Abend war.
Aber er spürte, wie seine Hand zitterte. Und das war für ihn ein Alarmzeichen. So geht es nicht weiter! dachte er. Er stand noch eine Weile so da und grübelte vor sich. Wahrscheinlich war er der letzte von den Jupiter-Managern, der um diese Zeit noch im Büro war. Er dachte daran, nach Hause zu fahren, ließ den Gedanken aber sehr schnell wieder fallen. Dort war niemand, mit dem er seine düsteren Gedanken teilen konnte. Er dachte an seine Frau und an seine beiden Kinder und plötzlich kam ihm in den Sinn, daß er seine Familie auf keinen Fall in die Dinge hineinziehen durfte, die ihn jetzt quälten.
Ich bin allein, dachte er und erschrak. Die Erkenntnis wirkte wie eine kalte Hand, die sich plötzlich auf seine Schulter gelegt hatte. Auf einmal fror er, obwohl der Büroraum eher überheizt war.
"Buenas noches, senor!"
Die Stimme der puertoricanischen Raumpflegerin riß ihn aus seinen Grübeleien heraus. Er hatte sie gar nicht eintreten hören, so weit weg war er mit seinen Gedanken gewesen.
Er nickte ihr zu. Sie verstand kein Englisch, das wußte er.
Zeit zu gehen, dachte er.
Ross Malrone nahm sein Aktenköfferchen und den Mantel und bewegte sich hinaus auf den Flur. Es wird schon alles gut gehen! dachte er, während er zu den Aufzügen ging. Er hämmerte es sich förmlich ein. Positiv denken! wies er sich an. Nur Positiv denken, sich nicht von den düsteren Schatten übermannen lassen!
Der Aufzug kam und als er dann abwärts fuhr, hatte Ross Malrone plötzlich den absurden Gedanken, sich in einem Sarg zu befinden, der gerade in die Tiefe gelassen wurde.
Auf irgendeiner Etage stieg dann ein Mann zu. Malrone nickte ihm freundlich, aber im Grunde abwesend zu, aber der andere blieb regungslos, fast abweisend.
Malrone hatte diesen Mann noch nie in der Firma gesehen. Er war hochgewachsen, athletisch gebaut und gut gekleidet. Vielleicht einer der Nachtwächter, das war Malrones erster Gedanke gewesen.
Aber dann sah er die Uhr am Handgelenk seines Gegenübers. Sie war aus Gold. Malrone hatte selbst ein Faible für wertvolle Uhren und konnte sich daher leicht in Dollars umrechnen, was der andere dort an der Linken trug.
Und er kannte auch den Verdienst eines Nachwächters bei Jupiter Electronics. Da paßte etwas nicht zusammen!
"Sind Sie neu hier?" fragte Malrone - plötzlich interessiert und aus seiner Lethargie herausgerissen.
Keine Antwort.
Statt dessen kam der Kerl etwas näher. Er überragte Malrone um gut einen Kopf und wirkte schon allein auf Grund dieses Unterschieds bedrohlich auf den Manager.
Der Fremde führte eine schnelle Bewegung mit der Rechten aus, während sein Gesicht eiskalt blieb. Malrone sah für den Bruchteil einer Sekunde etwas Blankes, Metallisches. Es war das letzte, was er sah, bevor ein grausamer Schmerz seinen Körper durchflutete.
*
Der Anruf erreichte Jo noch vor dem Frühstück. Es war Tom Rowland von der Manhattaner Mordkommission.
"Ich habe etwas für dich, das dich interessieren wird, Jo!"
"Da bin ich gespannt!"
"Ist dir der Name Ross Malrone ein Begriff?"
"Ein Manager bei Jupiter Electronics."
"Er ist ermordet worden! Und zwar von jemandem, der verdammt genau weiß, wie man ein Messer führt!"
Wenig später war Jo am Tatort. Ross Malrone war da allerdings schon eingesargt und abtransportiert worden.
"Du hast nichts verpaßt, Jo. Es war kein schöner Anblick!"
"Kann ich mir denken."
"Der Mörder war ein Profi. Er wußte ganz genau, wie man mit einem Messer so tötet, daß es schnell geht man sich nicht schmutzig macht!"
"Spricht für den Killer, der Hughes getötet hat, nicht wahr?"
"So sehe ich das auch, Jo."
"Hat irgend jemand etwas gesehen?"
"Es waren nur ein paar puertoricanische Putzfrauen und die Nachtwächter hier. Die Nachtwächter haben niemanden gesehen, der ihnen aufgefallen ist, die Putzfrauen werden noch vernommen. Ich warte noch auf jemanden, der gut genug spanisch kann, um aus ihnen schlau zu werden."
Jo überlegte. Ein Hacker und ein Manager. Beide tot. Beide ermordet. Wenn sich herausstellte, daß es wirklich derselbe Killer war, dann steckten hinter beiden Morden vermutlich auch dieselben Auftrageber.
Aber da war noch eine Sache, die Malrone und Hughes miteinander
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