Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
wurden. Etwas über den Fall Sluiter zu erfahren, hatte Lorant gar nicht erst versucht. Er hätte auch keinerlei Auskunft bekommen. Diskretion war das Kapital eines derartigen Gen-Labors. Wer das vernachlässigte, konnte in kürzester Zeit den Großteil der Kundschaft in den Wind schreiben. Aber durch logisches Denken kam man manchmal eben so weit, wie durch Befragung. Dr. Purwin hatte diese Münchener Nummer offenbar an einen seiner Patienten weitergegeben. Jemanden, der im Zusammenhang mit dem Mordfall Sluiter stand. Ubbo traute Lorant so viel Initiative nicht zu. Und selbst, wenn er geahnt hätte, dass einer oder beide seiner Söhne vielleicht die Frucht eines außerehelichen Verhältnisses waren, so nahm Lorant an, dass der biederere Junior-Chef wohl eher gute Miene zum falschen Spiel seiner Frau gemacht hätte. Und Bernhardine? Möglicherweise hatte sie sich an das Institut gewandt, aber in dem Fall hätte Dr. Purwin keinen Grund gehabt, Lorant darüber mit dem Hinweis informieren zu wollen, dass er dem Detektiv etwas Wichtiges zum Mordfall Sluiter mitzuteilen hätte.
Blieb Gretus Sluiter.
Renas Blick wirkte abweisend. "Ich habe Ihnen nichts zu sagen, Herr Lorant. Tun Sie das, wofür Sie von meiner Schwiegermutter bezahlt werden und stehlen Sie mir nicht meine Zeit..."
Eine harte Nuss, diese Rena!, dachte Lorant. Verschlossen wie eine Auster. Und genauso gepanzert.
"Was glauben Sie haben mir diese Leute vom Labor für Auskünfte gegeben?", fragte Lorant.
Rena lächelte dünn. "Gar keine, nehme ich an."
"Und wenn ich jetzt Mittel und Wege hätte, mehr zu erfahren? Wege, die an den offiziellen Kanälen vorbei gehen?"
"Sie wollen mir jetzt irgendetwas unterstellen!"
"Tut mir leid, wenn ich den Eindruck erweckt haben sollte!"
Erneut blickte Rena auf die Uhr. "Bitte gehen Sie jetzt, Herr Lorant..."
"Wie Sie wollen, dann bespreche ich die Angelegenheit vielleicht besser mit Ihrer Schwiegermutter. Eigentlich dachte ich, es wäre fair, erst Ihre Darstellung zu hören. Schließlich gibt es meistens zwei Seiten einer Medaille. Aber wenn Sie nicht wollen..."
Lorant wandte sich zum Gehen, hatte die Wohnzimmertür beinahe erreicht.
Da hielt ihn Renas Stimme zurück.
"Warten Sie!"
Lorant blieb stehen, drehte sich halb herum.
"Was wissen Sie?", fragte Rena.
"Dass Gretus Sluiter einen Gen-Test in Auftrag gegeben hat, über dessen Ergebnis ich jetzt mit meiner Auftraggeberin reden werde. Schließlich besteht ja die Möglichkeit, dass hier das Mordmotiv liegt."
Rena schluckte.
Bleich wie die Wand stand sie da.
Lorant ging durch den Flur.
Er fragte sich, ob sie ihm wohl folgte. Wenn nicht, hatte er zu hoch gepokert und stand ziemlich nackt da. Der Detektiv hatte gerade die Hand an der Türklinke, als Rena hinter ihm auftauchte.
"Reden Sie doch Klartext, Herr Lorant: Sie verdächtigen mich, meinen Schwiegervater umgebracht zu haben! Aber das ist absurd."
"So? Gretus Sluiter hatte offenbar ein recht positives Verhältnis zu Ihnen. Seine Frau meint sogar, sie hätten ihn um den Finger wickeln können. Jetzt scheint irgendetwas geschehen zu sein, das in ihm das Misstrauen weckt. Vielleicht sieht er Sie mit einem anderen Mann. Oder jemand anderes hat Sie in einer kompromittierenden Situation gesehen. Das spielt keine Rolle. Er fragt seinen Arzt, Dr. Purwin, was man machen kann und der gibt ihm diese Nummer."
"Dann wüsste Bernhardine davon!"
"Nicht unbedingt. Vielleicht wollte Gretus erst sichergehen, bevor er die Pferde scheu macht und hat deswegen weder Bernhardine noch Ubbo etwas gesagt. "
"Ich bin mir sicher, dass Gretus nie einen solchen Test in Auftrag gegeben hat! Sie bluffen nur! Außerdem wäre doch Bernhardine über das Ergebnis informiert worden, schließlich bekommt sie die Post ihres verstorbenen Mannes! Welchen Vorteil hätte ich davon gehabt, ihn umzubringen?"
Lorant lächelte dünn. "Wer sagt, dass Gretus überhaupt dazu kam, den Auftrag zu erteilen. Vielleicht hatte er es nur vor und wurde vorher umgebracht."
"Gretus war ein kräftiger Mann, Herr Lorant. Sehe ich so aus, als hätte ich ihn auf sein Boot schleifen können?"
"So schwach wirken Sie auf mich nun auch wieder nicht. Außerdem gibt es ja wohl auch noch einen Mann, der in dieser Geschichte eine Rolle spielt." Lorant machte eine kurze Pause und fur dann fort: "Sie spielen mit mir Katz und Maus. Aber dieser Test, den Gretus Sluiter durchführen wollte, kann ja im Rahmen der polizeilichen Ermittlungen nachgeholt werden. Und dann ist es
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