Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
Fotolabors keine zwei Jahre alt war. "Sie bekommen es zurück", versprach er.
"Darum möchte ich auch gebeten haben!"
"Noch eine Frage."
"Aber bitte, Herr Kommissar!"
"Hat Ihr Sohn eigentlich auch geboßelt?"
"Ja und wie!"
"War er in einem Verein?"
"Bei den Söipkedeelern! Früher hatten wir nämlich einen Hof in der Nähe von Forlitz-Blaukirchen. Wissen Sie, wo das Große Meer ist?"
"Weiß ich."
"Ja, da ganz in der Nähe. Aber als mein Mann starb, da konnten wir den Hof nicht mehr halten. Und unser Eilert, der ist ja nun gar nicht so für die Landwirtschaft zu haben. Natürlich hätten wir den Hof auch umbauen können, aber Swantje hat damals gesagt, ich heirate den Eilert nur, wenn wir in ein richtiges Haus ziehen, wo man nicht gleich in den Kuhfladen tritt, wenn man bei der Tür rausgeht, und es überall nach Gülle riecht." Die alte Dame seufzte. "Ja, so sind sie die jungen Dinger! Wollen keinen Bauern mehr heiraten! Aber ganz im Vertrauen: Dass der Eilert kein Bauer wird, das habe ich schon gewusst, bevor er die Schule fertig hatte. Der hatte einfach kein Geschick dafür. In so einem Nachtclub hinter der Bar stehen, das war wohl das Richtige für ihn. Gut, dass mein Mann das nicht mehr erleben musste, der hätte sich im Grabe umgedreht, wenn er das noch hätte erfahren müssen! 'Ne Zeitlang hat der Eilert ja im Emder Außenhafen gearbeitet. Ist ja auch nix Dolles, aber immerhin konnten wir da noch in die Kirche gehen, ohne dass sich alle nach uns umgedreht haben. Aber jetzt!" Sie seufzte zum Steinerweichen. Die Last eines langen Lebens schien darin zu leben. "Gut, dass wir den Hof verkauft haben und umgezogen sind, kann ich da nur sagen."
"Aber seinem Boßel-Klub hat Eilert auch nach Ihrem Umzug die Treue gehalten?"
"Das hat er. Kickers Emden hat Eilert nach der letzten Saison den Rücken gekehrt und seine Fahne im Garten verbrannt. Aber wenn die Söipkedeeler auf Tour gehen, dann war er bis heute immer dabei." Sie beugte sich etwas vor. "Hier in Twixlum sind wir ja eigentlich auch nur Zugezogene!", verriet sie Lorant dann im gedämpften Tonfall der Vertraulichkeit.
29.
Rena Sluiter war ziemlich mit dem Nerven fertig, als sie nach Hause kam. Erst hatte sie den Gesprächstermin mit dem Schulleiter über sich ergehen lassen müssen, anschließend war sie zur Bernhardine gefahren, um sie doch noch davon zu überzeugen, dass die Boutique ein einmaliges Schnäppchen war. Aber vergeblich. Rena hatte an diesem Morgen auf ganzer Linie verloren. Sie sah auf die Uhr. Glücklicherweise dauerte es noch ein bisschen, bis ihre Jungs zu Hause auftauchen würden.
Schwer fiel die Haustür hinter ihr ins Schloss.
Rena lehnte sich dagegen.
Keinen Zentimeter hatte Bernhadine nachgegeben. Sie wollte die Boutique nicht und daher konnte sie ihre Hoffnungen, wenigstens Ubbo zu überzeugen, wohl begraben. Eiskalt war Bernhardine gewesen. Richtig gefröstelt hatte Rena, während ihre Schwiegermutter sie mit wohlgezielten rhetorischen Schlägen mattgesetzt hatte. Ja, das kann sie!, durchzuckte es die junge Frau und Wut keimte in ihr auf. Unbändige Wut über diese Frau, die ihr, was die Sprache anging, so sehr überlegen war, dass sie sich in ihrer Gegenwart stets klein, unbedeutend und machtlos gefühlt hatte. Pure Herablassung lag in ihrem Tonfall, in ihren Blicken... Rena schluckte.
Hast du das alles nicht gesehen, als du dich damals dazu entschieden hast, in dieses Nest einzuziehen?, ging es ihr durch den Kopf. Sie hatte sich ihren Ubbo genau angesehen und gedacht: Der hat schon Geld, der wird noch mehr Geld erben und der wird dafür sorgen, dass du ein gutes Leben hast. Ein besseres, als du dir je erträumt hast. Und außerdem ist er schwach genug, dass du ihn führen kannst, wohin du willst. Du wirst ihn um den Finger wickeln. Eine Kleinigkeit ist das.
War es auch.
Aber es hatte einen Faktor gegeben, den sie damals nicht genügend beachtet hatte. Nicht so jedenfalls, wie er es verdient gehabt hätte. Und dieser Faktor hieß Bernhardine Sluiter.
Ich hätte mir meine Schwiegermutter intensiver ansehen sollen!, war es Rena jetzt klar. Aber nun war es zu spät. Nun hatte sie sich in diesem Nest häuslich eingerichtet, in einem Reich, von dem sie geglaubt hatte, dort Königin sein zu können. Zu spät hatte sie begriffen, dass diese Position längst und lange vergeben war und die unumstrittene Herrscherin nicht die Absicht hatte, auch nur einen winzigen Teil ihrer Macht an jemand anderen abzutreten.
Meine Lage ist
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