Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
daß er mich weckt, wenn in Hong Kong oder Frankfurt was los ist. Heute läuft das Geschäft rund um die Uhr, glauben Sie, ich hätte Zeit, mich um andere Sachen zu kümmern?"
"Wer kümmert sich denn um andere Sachen?"
"Ich weiß es nicht!"
In der nächsten Sekunde war ein Geräusch an der Tür zu hören.
"Gehen Sie hin!" flüsterte Jo. "Aber wenn Sie eine Dummheit machen, werde ich behaupten, daß Sie mein Spitzel in der Organisation sind und was das für Sie bedeuten kann, brauche ich Ihnen ja wohl nicht zu sagen, oder?"
Er nickte und verließ das Schlafzimmer.
Jo wagte einen Blick und sah einen hochgewachsenen, grauhaarigen Mann. Hamill gab sich Mühe, nicht verkrampft zu wirken.
"Hallo Rick, was gibt's?"
"Eine Nachricht von Charley", sagte der Grauhaarige. "Die Pressekonferenz von Microtech International findet schon übermorgen statt."
"Das heißt..."
"Es bleibt alles beim Alten", versicherte der Grauhaarige. "Der einzige Unterschied ist, daß es etwas schneller durchgezogen wird."
"Und warum?"
"Weil Charley es so will. Ich würde nicht viel fragen an deiner Stelle. Bis jetzt ist es doch immer zu unser aller Profit ausgegangen, oder?"
"Stimmt."
Der Grauhaarige, den Hamill Rick genannt hatte, schaute auf die Uhr und meinte dann: "Eigentlich müßte ich schon längst woanders sein. Du weißt jetzt Bescheid."
Er wandte sich zum Gehen und war einen Augenblick später wieder verschwunden. Jo kam aus dem Schlafzimmer heraus.
"Sie haben das gut gemacht", meinte er zu Hamill. "Wer war das?"
"Rick. Mehr weiß ich nicht. Und mehr interessiert mich auch nicht."
"Und Charley?"
"Charley habe ich noch nie gesehen."
"Sie wollen mich wohl für dumm verkaufen, Hamill!"
"Es ist die Wahrheit. Ich bin nie direkt mit ihm zusammengetroffen. Charleys Anweisungen bekomme ich von Rick."
Die Chance, daß Hamill Jo Walker für dumm verkaufen wollte, schätzte der Privatdetektiv fünfzig zu fünfzig ein. Er ließ den Börsenmakler erst einmal stehen und rannte hinaus auf den Flur. Hamill konnte er sich immer wieder vorknöpfen, aber der Grauhaarige ging ihm sonst durch die Lappen.
Jo blickte sich um. Von dem Mann war nichts mehr zu sehen. Wahrscheinlich hatte er bereits den Aufzug benutzt. Jedenfalls war einer der Lifte in Betrieb, wie die Leuchtanzeige verriet.
Walker hatte keine Lust, auf einen der anderen Aufzüge zu warten. Stattdessen spurtete er die Treppen hinunter. Er hatte eine gute Kondition, aber er war trotzdem froh, als er das Erdgeschoß erreicht hatte. Der grauhaarige Rick war gerade durch die Eingangstür ins Freie getreten. Jo sah, wie er sich mehrfach umdrehte, so als wollte sichergehen, nicht beschattet zu werden. Dann stieg er in einen BMW. Jo merkte sich die Nummer. So schnell wie möglich sah der Privatdetektiv zu, daß er hinter das Steuer seines champagnerfarbenen 500 SL kam. Der BMW fuhr ziemlich forsch. Jo hatte seine Mühe, ihm auf den Fersen zu bleiben.
Es ging kreuz und quer durch die Stadt. Rick schien es vorzuziehen, ein paar Umwege zu machen. Er mußte sehr nervös sein. Schließlich führte er Jo zu einer feinen Wohnung in Greenwich Village. Und an der Tür stand auch ein Name. Rick Mariner.
*
Walker klingelte an Mariners Wohnungstür. Als dieser öffnete, schien er nicht im Geringsten überrascht zu sein. Vielleicht hatte Hamill ihn vorgewarnt. Ganz auszuschließen war das jedenfalls nicht.
"Was wollen Sie?" fragte Mariner.
"Ich möchte mit ihnen reden", erwiderte Jo.
"Worüber?"
"Über Charley!"
Mariner lachte heiser. "Kommen Sie herein."
Jo folgte ihm in ein völlig überladen wirkendes Wohnzimmer. Hier wollte jemand zeigen, wie viele Antiquitäten er sich leisten konnte - ohne Rücksicht darauf, ob die Sachen auch miteinander harmonierten.
"Sie fragen nicht einmal, wer ich bin", stellte Jo fest.
Auf Mariners Lippen zeigte sich ein verhaltenes Lächeln.
"Warum sollte ich Sie das fragen? Sie sind Jo Walker, ein relativ erfolgreicher Schnüffler!"
"Nicht sehr freundlich formuliert!"
"Ich muß Sie ja nicht mögen, oder?"
"Hat Hamill Sie vorgewarnt?"
"Nein. Ich habe mal ein Bild von Ihnen gesehen."
Jo lächelte dünn. "Bei welcher Gelegenheit?"
"Ist doch gleichgültig, oder? Einen Drink, Walker?"
"Nein, danke!"
"Sie spielen mit dem Feuer, Walker. Ich weiß nicht, ob Ihnen das gut bekommen wird. Woher wissen Sie von Charley?"
"Meine Sache."
Mariner ging zu den Getränken und schenkte sich etwas ein. Jo hörte die Eiswürfel im Glas klirren. "Und was wollen Sie
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