Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
Sie heute Abend um acht in Harper's Bar. Ich will wissen, was Sie an angeblichen Beweisen vorliegen haben. Und dann sprechen wir über den Preis."
"Und Miss Bondy?"
"...verbessert meine Verhandlungsbasis, Mister Walker!"
Auf der anderen Seite machte es 'klick!'
Das Gespräch war zu Ende und Jo fragte sich, was so merkwürdig an dieser Stimme klang. Er hatte sie ganz sicher noch nie gehört. Mariner war es nicht, auch Hamill nicht.
Jo hatte die letzten zwei Drittel des Gesprächs aufgezeichnet. Vielleicht konnte man damit etwas anfangen. Jo nahm die Kassette heraus und steckte sie in ein Couvert. Dazu kamen ein paar Zeilen an seinen Freund Tom Rowland und Briefmarken. Jo machte das Ganze als Eilsendung frei. Bei nächster Gelegenheit würde es in den Kasten kommen.
Leichter wäre es gewesen, Rowland das Tonband einfach vorbeizubringen, aber das Risiko wollte Jo nicht eingehen. Möglich, daß er beschattet wurde, sobald er die Agentur verließ.
Jo wollte sich schon aufmachen, da ging erneut das Telefon.
Es war ein Mann, der sich nicht mit Namen meldete. Aber Walker erkannte die Stimme dennoch sofort. Es war Tyner.
"Es ist nur ein Gerücht", sagte der Mann auf der anderen Seite der Leitung. Am Hintergrundgeräusch war zu hören, daß das Gespräch aus einer Telefonzelle geführt wurde.
Jo hob die Augenbrauen. "Und?"
"Clint Leonard soll zuletzt sehr häufig bei Sean Smith gesehen worden sein..."
Tyner legte auf.
Sean Smith, überlegte Jo. Das war ein Buchmacher. Einer, von dem bekannt war, daß er nicht übermäßig zimperlich war, wenn er seine Schulden eintrieb. Aber wenn Tyner ihn mit Clint Leonard in Verbindung brachte, dann vermittelte der vielleicht nicht nur Wetten. Die Sitte hatte Smith schon lange im Verdacht, seinen Wettladen nur zur Tarnung für irgend etwas anders zu betreiben.
Warum nicht zur Vermittlung von Killern?
Jo ließ sich die Sache durch den Kopf gehen. Heute Abend mußte er in Harper's Bar sein. Kommissar X hatte die andere Seite geblufft, so daß sie ihn im Augenblick noch fürchtete. Aber wenn er Farbe bekennen und die Karten auf den Tisch legen mußte, dann war es vielleicht gar nicht schlecht, etwas mehr über diejenigen zu wissen, die hinter allem steckten.
Über Charley zum Beispiel.
*
Sean Smith hatte sein Büro im Souterrain eines mehrstöckigen Gebäudes, dessen Fassade dringend einen Anstrich hätte vertragen können. Im Erdgeschoß befand sich ein Fitneß-Studio, das ebenfalls Smith gehörte.
Smith war ein kleiner, hagerer Mann in grauer Strickjacke und mit übergroßen Tränensäcken. Nichts an seinem äußeren Erscheinungsbild deutete darauf hin, daß es ihm nichts ausmachte, jemanden ohne mit der Wimper zu zucken krankenhausreif schlagen zu lassen.
Als Jo Smiths Büro betrat, war nur der Leibwächter dort, ein baumlanger Blondschopf, der offenbar fleißig im nahen Fitneß-Studio trainiert hatte. Jedenfalls sah er aus, als könnte er jederzeit auch bei Bodybuilding-Meisterschaft mitkonkurrieren.
Um diese Zeit war noch nichts los bei Smith. Aber das war für Jos vielleicht auch besser so.
"Tag, Mister. Worauf wollen Sie Ihre Dollars setzen? Vielleicht auf einen Stanley-Cup Gewinn der New Jersey Devils?"
Jo winkte ab.
"Ich möchte mit Ihnen unter vier Augen reden, Smith."
Smith runzelte die Stirn, während Jo merkte, wie sich die Muskeln des Leibwächters leicht anspannten. Dem Buchmacher gefiel die Idee nicht. Also sagte er: "Billy ist immer dabei. Ich habe keine Geheimnisse vor ihm..."
Jo zuckte die Achseln.
"Aber ich."
"Sagen Sie, worum es geht oder verschwinden Sie. Wer sind Sie überhaupt?"
Jo zögerte mit der Antwort. Wenn er sagte, daß er Jo Walker und Privatdetektiv war, dann würde Smith auf einmal keinen Mund mehr haben. "Das tut nichts zur Sache", wich er daher aus.
Was dann geschah, ging blitzschnell.
Billy, der Leibwächter, schnellte nach vorn und packte Jo am Kragen. Der Privatdetektiv wurde roh gegen die Wand gedrückt. Auf dem Gesicht des Blondschopfs stand ein häßliches Grinsen, während er durch Jos Taschen fingerte.
Aber dieses Grinsen gefror zu Eis und wurde dann zu einer Maske des Erschreckens, als Jo den Kerl blitzschnell packte und aushebelte. Billy landete der Länge nach hingestreckt auf dem Boden. Eine volle Sekunde brauchte er, dann war er wieder auf den Beinen.
Der Blondschopf griff unter das Jackett, wo er vermutlich seine Waffe hatte. Er zog sie annähernd zu Hälfte heraus, aber Jo reagierte blitzschnell. Jo kam mit
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