Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
herumzubohren, um uns anschließend eine Rechnung zu präsentieren. Wenn man in der Haut eines solchen Mannes steckt, muß man vielleicht so selbstmörderisch sein. Aber Sie, Walker! Haben Sie das nötig? Ich habe von Ihnen gehört. Ihre Agentur geht doch recht gut."
"Mir ist Geld in diesem Fall gleichgültig", sagte Jo.
"So etwas hört man heute selten!" gab Hamill mit sarkastischem Unterton zurück. "Aber es ehrt Sie." Er verzog das Gesicht. "Nur kann ich es Ihnen nicht abnehmen."
Jo ging zum Telefon. Er sah dabei zu, daß Hamill keine Gelegenheit bekam, sich davonzumachen.
"Wen wollen Sie anrufen?" fragte Hamill etwas verunsichert.
"Captain Rowland von der Mordkommission."
"Aber..."
"Anstiftung zum Mord ist auch strafbar, Mister Hamill!" Und während er das sagte, wählte Jo ungerührt eine Nummer. Hamill trat herbei und drückte auf die Gabel.
"Sie haben nichts in der Hand!" schrie er." Sie können mir doch keinen Mord anhängen!"
"Nicht nur einen", erwiderte Jo kühl. "Ein Mann namens Clint Leonard hat einen Polizisten getötet und ich könnte mir vorstellen, daß Sie derjenige waren, der diesen Killer engagiert hat! Die City Police wird jedenfalls entzückt sein, wenn ich ihr den Kerl präsentieren kann, auf dessen Gehaltsliste Leonard stand!"
"Ich bin kein Mörder. Und ich bezahle keine Killer, Mister Walker!"
"Ach, nein? Steve Tierney wurde beauftragt, Greg Lafitte zu beschatten und ist dabei auf diese Wohnung gestoßen. Wenn ich hier hereingekommen bin, ist Tierney es auch. Und er wird auf denselben Gedanken gekommen sein, wie ich: daß dies kein gewöhnliches Apartment ist! Er brauchte nur auf der Lauer zu liegen und abzuwarten, wer sich hier alles einfindet." Jo machte eine kurze Pause, um den letzten Satz etwas wirken zu lassen. Dann fragte er: "Zu was für einer Art Treffen dient diese Wohnung?"
Hamill zögerte. Schließlich brachte er heraus: "Sehen Sie, ich bin Börsenmakler. Es gibt Geschäftskontakte, von denen nicht unbedingt jeder wissen muß und für solche Fälle..."
"...haben Sie diese Wohnung."
"So ist es."
"Mit wem treffen Sie sich heute?"
"Bedaure..."
"Wir können zusammen auf ihn warten."
"Was versprechen Sie sich davon?"
"Ich kann mir denken, um was für Geschäfte in diesem Raum gegangen ist."
Hamill zeigte die Zähne. "Ach, ja?" knirschte er hervor.
"Ich nehme an, ich brauche Ihnen nicht zu erklären, was ein Insider-Geschäft ist..."
"Haben Sie irgendeinen Beweis?"
"Brauche ich den?" Jo wußte jetzt, daß er richtig lag.
Hamill sah den Privatdetektiv wütend an. Sie wußten beide, daß es gar keines Beweises bedurfte, um den Börsenmakler zu ruinieren. Jo brauchte nur dafür zu sorgen, daß das Gerücht von Insider-Deals die Runde machte und das Ganze mit ein paar Indizien zu würzen. Das würde alles niederpurzeln lassen, selbst wenn es nicht der Wahrheit entsprach. Und auch an Hamill würde etwas kleben bleiben, ganz gleich wie die Beweislage am Ende war. Die Börse lebte von Psychologie und Fantasie. Und genau diese beiden Dinge spielten auch hier die entscheidende Rolle. Es war wie ein Poker-Spiel.
Und Jo entschied sich, den Einsatz noch etwas zu erhöhen.
"Sie glauben, daß das gesamte Beweismaterial vernichtet ist, nicht wahr? Der Inhalt des Bankschließfachs, die Bilder bei dem ermordeten Fotohändler... Aber das ist nicht der Fall."
Hamill wurde unruhig. "Ach, nein?"
"Es gibt noch den Bericht, den Steve Tierney für Mrs. Lafitte angefertigt hat", behauptete Jo einfach. "Sie war so freundlich, ihn mir auszuhändigen. Ihrem Mann kann er ja nicht mehr schaden."
"Das glaube ich nicht!" schnaubte er. "Das kann einfach nicht stimmen! Lafitte hat gesagt, es sei alles vernichtet!"
"Dann hat er gelogen. Oder seine Frau hat Lafitte belogen, wie auch immer. Ich kann beweisen, daß Sie in der Sache drinhängen. Mich interessieren Ihre Insider-Geschäfte nicht. Ich bin hinter jemandem her, der Mordaufträge vergibt."
"Hören Sie, können wir nicht zu einem Deal kommen, Walker?" Hamill war völlig fertig. Jos Taktik war voll aufgegangen. "Lassen Sie mich aus der Sache raus. Ich habe mit den Morden nämlich wirklich nichts zu tun!"
"Dann müssen Sie mir etwas auf den Tisch legen, das ich gebrauchen kann. Sie verstehen mich doch, oder?"
"Unsere Organisation beruht darauf, daß der Einzelne so wenig wie möglich weiß. Mein Job ist es, rund um die Uhr die Börsenkurse zu verfolgen. Ich habe einen Computer neben dem Bett stehen, und der Wecker ist so programmiert,
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