Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
aber dann begann sie sich zu verändern." Er zuckte mit den Schultern. "Ich bot ihr ein paar kostenlose Sitzungen an, denn mir war schon aufgefallen, daß sie immense seelische Probleme haben mußte. Aber es war zu spät..."
"Was meinen Sie damit?"
"Plötzlich verschloß sie sich vor mir. Sie veränderte sich, schien mir manchmal sehr depressiv und niedergeschlagen zu sein, obwohl sie doch auf dem Kunstmarkt einen Anfang gemacht hatte - wenn auch einen bescheidenen. Sie malte auch kaum noch. Wir verloren uns aus den Augen."
Jetzt wandte sich Jo endgültig zum Gehen.
"War es meine Frau, die Sie auf mich angesetzt hat, Mister Walker?" fragte Follett zuvor noch.
Jo hob die Augenbrauen und schüttelte den Kopf. "Keine Sorge", meinte er.
*
Jo legte den Hörer auf und lehnte sich nachdenklich zurück.
"Und?" fragte April Bondy, Jos hinreißende Assistentin, wobei sie sich ihren knappen Rock glatt strich. "War es wirklich Blut?"
Jo nickte.
"Ja. Blutgruppe Null!"
April atmete tief durch.
"Wer hat die nicht!"
"Du sagst es, April."
"Und Kimberley Morgan?"
"Wir werden ihren Vater fragen müssen."
"Wenn sie dieselbe Blutgruppe hat, könnte ihr etwas zugestoßen sein!" meinte April, der Jo von seinem Besuch bei Dr. Follett erzählt hatte. "Ein Eifersuchtsdrama vielleicht! Die Frau dieses Psychiaters könnte von Folletts Verhältnis erfahren und ihrer Nebenbuhlerin einen unfreundlichen Besuch abgestattet haben!"
"Daran habe ich auch schon gedacht", nickte Jo. "Aber Follett sagte, er hätte Kimberley seit einem halben Jahr nicht gesehen!"
"Vielleicht hat er gelogen, Jo! Das liegt doch nahe! Kimberley ist möglicherweise ermordet worden und er hat keine Lust, darin verwickelt zu werden - ganz gleich, ob er nun seine Frau in Verdacht hat oder nicht! Er hat schließlich einen Ruf und gut zahlende Patienten zu verlieren!" April machte eine kurze Pause und setzte dann hinzu: "Und wenn es genau umgekehrt ist?"
"Wie meinst du das?"
"Follett könnte von Kimberley erpreßt worden sein. Vielleicht drohte sie ihm damit, seiner Frau etwas von der Verbindung zu sagen. War sie nicht immer in Geldsorgen? Follett könnte es zuviel geworden sein..."
Aber Jo schüttelte energisch den Kopf. "Mir war gleich klar, daß er Kimberley kannte, aber er schien mir wirklich überrascht darüber zu sein, daß sie vielleicht ermordet wurde. "Bis jetzt fehlt uns auch noch die Leiche..."
"Die kann ja noch auftauchen!" gab April den Ball zurück.
Jo zuckte mit den Schultern und stand auf.
"Ich bin mir da nicht ganz sicher!" erklärte er nachdenklich. "Erstens könnte das Blut auch dann von jemand anderem stammen, wenn die Blutgruppe übereinstimmt und zweitens..."
April verschränkte die Arme vor der Brust.
"Da bin ich aber gespannt!" meinte sie provozierend.
"Kimberley war auf einer Art Okkultismus-Trip. In diesen Kreisen werden oft ziemlich blutige Rituale durchgeführt."
April machte große Augen und lachte dann.
"Menschopfer? Jo, wir sind hier New York City - nicht auf irgendeiner Kannibaleninsel!"
Aber Jo schüttelte energisch den Kopf.
"Soweit muß man gar nicht gehen, April. Ich spreche von Verletzungen, mit Messern beigebrachte Hautritzen und solchen Dingen. In Verbindung mit Musik und vielleicht auch Drogen wird eine Art Ekstase erreicht."
April schüttelte energisch den Kopf und warf dann ihre blonde Mähne in den Nacken.
"Du bist verrückt!"
"Ich habe mich informiert, April. Diese Phänomene gibt es wirklich - zum Beispiel bei dem sogenannten Tanz der Derwische, bei dem sich die Teilnehmer auch eigenhändig verletzen. So stecken sie sich spitze Messer durch die Wangen, ohne dabei irgendwelchen Schmerz zu empfinden."
April zuckte mit den Schultern und stemmte ihre schlanken Arme in die schmale Wespentaille. Bei der Arbeit in einer Detektiv-Agentur kam ja zwangsläufig mit allerhand erstaunlichen Dingen in Berührung, aber irgendwo gab es da auch für sie eine unsichtbare Grenze.
Und dies hier ging ihr nun wirklich über die Hutschnur.
"Meine Vorstellung von Ekstase ist das aber nicht!" meinte sie.
Jo grinste.
"Die Geschmäcker sind eben verschieden!"
"Du sagst es!"
"Lange Rede, kurzer Sinn: Kimberley Morgan könnte auch selbst für diesen Blutfleck verantwortlich sein. Jedenfalls meinte das dieser neunmalkluge Kurtz gerade am Telefon. Die zuständige Mordkommission wird die Sache wohl erst einmal auf die lange Bank schieben. Ich war mit diesem Kurtz bei einigen Nachbarn, und die haben natürlich den armen
Weitere Kostenlose Bücher