Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
eine entsprechende Bewegung mit der Hand.
"Und die Frau?"
"Keine Ahnung. Ich weiß nur, daß er den Lastwagen von meinem Lieferanten mitgenommen hat. Man hat ihn übrigens heute Morgen verlassen aufgefunden."
"Wo?"
"Irgendwo hinter Sahuarita. War dem Kerl wohl zu auffällig, mit einem Getränkewagen durch die Gegend zu fahren!"
Jo grinste.
"Er hätte jedenfalls nicht so schnell Durst gekriegt."
"Auch wieder war. Aber so ist er auch nicht schlecht gefahren. Er hat sich nämlich die Kasse unter den Nagel gerissen. Mein Freund Larry hat es mir gesagt. Er ist der Fahrer. Wir haben heute Morgen telefoniert."
Ein paar Augenblicke später ließ Jo den Chevy wieder über den Asphalt fliegen. Er drückte das Gaspedal ziemlich herunter.
"Ich hoffe nur, daß wir keiner Polizeistreife begegnen!" meinte April. Dann seufzte sie. "Glaubst du, daß Clansing noch in der Umgebung von Sahuarita steckt?"
"Die Chance besteht."
"Er könnte getrampt sein und sich längst in Mexiko befinden!"
"Wir wollen es nicht hoffen. Jedenfalls muß er eine Heidenangst haben."
"Warum geht er nicht zur Polizei?"
"April, er hat einen Mann erschossen, einen Lastwagen gestohlen und die Getränkekasse an sich gebracht. Das sind schon drei gute Gründe, es nicht zu tun. Und vielleicht gibt es auch noch weiter, wir nicht kennen."
"Und wo sollen wir ihn jetzt suchen, Jo?"
"Stell dir vor, bist ohne Wagen, mußt aber schleunigst verschwinden und bist darauf angewiesen, daß dich jemand mitnimmt. Wo würdest du unterkriechen?"
"In einem Highway-Motel!" meinte April. "Handelsreisende, Trucker... Irgendjemand wird einen schon mitnehmen."
Jo nickte. "Genau so stelle ich mir das auch vor, April."
April verschränkte die Arme vor ihrer Brust und blies sich eine Strähne ihrer blonden Mähne aus den Augen.
"Und jetzt willst du tatsächlich alle Motels bis zur mexikanischen Grenze abklappern?"
"Es gibt nicht so viele, wie du vielleicht denkst!"
*
Sie kamen an Sahuarita vorbei.
Das erste Motel schien ein Reinfall zu sein. Es bestand aus mehreren Flachdach-Bungalows, die allesamt den Eindruck von Containern mit Fenstern machten. Das Haupthaus, in dem das Büro untergebracht war, war etwas besser ausgestattet.
Es wirkte alles recht vernachlässigt. Wahrscheinlich war es ziemlich preiswert und schon deswegen für Morris Clansing die richtige Adresse. Den Getränkewagen hatte Clansing in der Umgebung abgestellt. Wenn er am gestrigen Abend nicht zufällig noch einen Truck gefunden hatte, der bis Nogales an der Grenze durchfuhr, dann konnte er gut hier gestrandet sein.
Während Jo das Büro aufsuchte, wartete April im Chevy.
Der Mann an der Rezeption war klein, hager und hatte die sechzig sicher schon überschritten. Die Sonne hatte sein Gesicht braungebrannt und lederig werden lassen.
Als Jo eintrat, zog er an einem dicken Zigarrenstummel, dessen Geruch den ganzen Raum ausfüllte.
"Welchen Bungalow wollen Sie?" fragte der Hagere. "Für zwei Personen nehme ich an." Er grinste unverschämt und blies Jo dann den Zigarrenqualm entgegen. "Sie sind doch mit der Lady gekommen, die draußen im Chevy wartet."
Jo Walker legte ihm das Foto auf den Tisch.
"Ich suche diesen Mann", sagte er. "War er hier?"
"Nein."
"Schauen Sie doch wenigstens mal richtig hin!"
Der Mann schien genervt und kaute mißmutig auf seinem Zigarrenstummel herum. Dann knirschte er zwischen den Zähnen hindurch: "Sind Sie von der Polizei?"
"Ich habe Ihnen eine Frage gestellt und möchte eine Antwort!" erwiderte Jo, ohne darauf einzugehen. Sein Gegenüber weigerte sich indessen immer noch standhaft, auch nur einen Blick auf das Foto zu werfen.
Der Mann grinste.
"Also ein Privatschnüffler. So einer sind Sie also... Sehen Sie, Mister, hier kommen viele Leute her, die es nicht so gerne haben, wenn man sie hier sieht. Und zu meinem Job gehört, es schnell die Gesichter zu vergessen!" Er lachte rauh. "Ich schätze irgendeine wildgewordene, eifersüchtige Ehefrau hat Sie beauftragt. Habe ich recht? Aber da werden Sie bei mir auf Granit beißen."
Jo langte über den Tisch hinweg und bekam den Mann am Kragen zu fassen. Er zog ihn zu sich heran. Vor Schreck fiel ihm die Zigarre aus dem Mund.
"Ich habe gesagt, Sie sollen sich dieses Foto anschauen!" Jo hielt es ihm direkt vor die Augen. "Ich bin nicht hier, weil eine eifersüchtige Frau etwas dagegen hat, wenn er sich vergnügt, sondern weil ich ihm vielleicht das Leben retten kann."
Der Mann machte große Augen und schluckte.
"Er war
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