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Privatklinik

Privatklinik

Titel: Privatklinik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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schloß schnell wieder die Tür, als der Tierarzt einen Laut der höchsten Verblüffung von sich gab.
    »Üben Sie hier Gruselstücke à la Poe ein, Herr Diakon?« stotterte der Tierarzt und tappte die Treppe hinauf in die frische Luft. »Wer war denn das?«
    »Das war Doktor Konrad Linden. Dozent und internationaler Neurochirurg. Er übt. Er übt, die primitivsten Schnitte auszuführen ohne Alkoholbeeinflussung.« Weigel nickte dem noch immer sprachlosen Tierarzt zu. »Es ist eine Therapie. Arbeitstherapie. Sie können uns also ruhig weiter und mit gutem Gewissen die toten Tiere überlassen …«
    »Ich werde das dem Kreistierarzt melden müssen, Diakon.«
    »Tun Sie es. Und sagen Sie noch, daß wir die Körperteile nach der Sektion in Gruben vergraben, nachdem wir sie mit Chlorkalk abgedeckt haben. Es geht alles hygienisch und nach dem Gesetz vor sich.«
    Die Bauern rund um Schloß Bornfeld sprachen weiter über die Tieraufkäufe, denn auch der Tierarzt sagte ihnen nicht, was man im Keller des Schlosses mit den toten Säuen und Hunden machte. Nach vier Wochen hatte es sich so eingebürgert, daß die Bauern auf dem Weg in die Stadt am Schloß vorbeifuhren und die Kadaver ablieferten. Pro Stück zehn Mark. Davon konnte man sich Tabak kaufen, oder eine neue Mütze, einen Schal, vier Paar Socken, einen neuen Spaten, einen Schleifstein, einen Reservekanister für den Traktor, zwei Thermosflaschen.
    In der fünften Woche blühten die Forsythien und Narzissen, dufteten die Hyazinthen und öffneten sich die Tulpenkelche … und Dr. Linden brachte in einer flachen Schale aus Glas einen haarfeinen Strang in das Zimmer von Diakon Weigel.
    »Nanu«, sagte Weigel, »wo haben Sie denn diesen Zwirnsfaden gefunden?«
    »Das ist ein Hirnnerv, Diakon«, sagte Dr. Linden mit mühsam fester Stimme. »Von einem Hund. Im menschlichen Kopf wäre er gleichzusetzen mit den Nervus glossopharynigicus. Er geht durch die vordere Abteilung des Foramen jugulare.« Dr. Linden atmete schwer und setzte die Glasschale wie ein wertvolles Geschenk auf den Schreibtisch Weigels. »Ich habe ihn eben freipräpariert. Mit diesen Fingern, Diakon …« Er hob die Hände und spreizte sie. »Ich habe ihn ertastet … ich habe ihn mit meinen Fingerspitzen gefühlt …«
    Diakon Weigel schwieg. Ergriffenheit bemächtigte sich seiner. Er brauchte lange Zeit, um die Festigkeit seiner Stimme wiederzugewinnen.
    »Ab morgen versuchen wir es am lebenden Objekt«, sagte er leise und drückte Dr. Linden beide Hände. »Wie fühlen Sie sich, Doktor?«
    »Wie ein Bergsteiger, der auf dem Gipfel steht, über den Wolken, und plötzlich entdeckt, daß er schwindlig ist …«
    »Aber er fällt nicht wieder den Berg hinab!«
    »Nein!« Dr. Linden schüttelte langsam den Kopf. »Er hat nur Angst, wieder hinunterzusteigen …«
    Niemand erfuhr die Zusammenhänge zwischen Lucie Kellermanns Unfall und Peter Kauls erneuten Zusammenbruch. Judo-Fritze erfand eine ›hundsgemeine Grippe‹, die Kaul ans Bett fesselte, entschuldigte ihn beim Betriebsleiter in der Verwaltung und erzählte auch Prof. Brosius nach der Morgenvisite davon.
    Brosius war guter Laune. Er hatte erfahren, daß Dr. Linden seine Klinik an seinen ehemaligen Oberarzt Dr. Krüger verpachten wollte und sich zurückziehen würde. Krüger war ein unbeschriebenes Blatt, hatte keinerlei Beziehungen zu hohen Beamten, gehörte keiner Verbindung an, schien mehr ein Einzelgänger zu sein und zu wenig klug, einzusehen, daß dies ein grober Fehler war bei einem Arzt mit einer Privatklinik, wo es nur auf Empfehlungen und die nötigen Freundschaften ankam. Vor allem würde die Besetzungsliste der amtlich bestellten Gutachter neu aufgestellt werden, nachdem Dr. Linden ausgetreten war. Man hatte durchblicken lassen, daß Prof. Brosius diesmal nicht wieder brüskiert werden würde.
    »Es ist ja schön, Fritze«, sagte Brosius deshalb jovial, »daß Ihre Frau nach dem dummen Unfall gerettet wurde. Immerhin können Sie jetzt sagen, daß Sie ein gefallenes Mädchen haben!« Er lachte selbst laut über diesen uralten Witz, während Judo-Fritze nur schwach grinste. »Wie geht es Kaul?«
    »Grippe, Herr Professor.«
    »Soll 'n Wickel machen, Fritze. Bei uns würde ich sagen: ein steifer Grog und dann ins Bett! Aber bloß nicht bei Kaul, Fritze! Sie wissen, geheilte Trinker fallen um wie Jungfrauen im Maiwind, wenn sie auch nur an Alkohol nippen.«
    Petra und Heinz ahnten nichts von der im letzten Augenblick abgefangenen Katastrophe, die

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