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Privatklinik

Privatklinik

Titel: Privatklinik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Petra und Heinz und rührten sich nicht. Als Kaul wieder auf dem Bett lag, stieß Petra ihren Bruder an. »Verstehst du das?« flüsterte sie. »Warum fällt er um?«
    »Was ist denn mit der elektrischen Leitung?« Heinz hob die schmalen Schultern. »Warten wir ab, Petra. Aber brüllen kann er noch, was? Wie früher!«
    »Ja, Heinz.«
    Sie sahen zu, wie die Mutter ein nasses, kaltes Tuch auf die Stirn ihres Vaters legte, das Hemd aufknöpfte und ihm die haarige Brust massierte. Judo-Fritze war hinausgegangen und begleitete die Milbachs zum Ausgang.
    »Jetzt wird es anders werden«, sagte er und drückte der großen, resoluten Frau die Hand. »Ich danke Ihnen! So was hätten wir mit hundert Spritzen nicht hingekriegt. Wenn das nicht hilft, hat der Kaul wirklich irgendwo 'ne Ecke ab.«
    Als Peter Kaul die Augen aufschlug und in die Wirklichkeit zurückkehrte, sah er den blonden Kopf Susannes über sich. Da lächelte er wie ein kleiner Junge, hob die Hände, hielt den schmalen Kopf fest und streichelte mit den Fingern die goldenen Haare.
    »Du …«, sagte er leise.
    »Ja, Peter.«
    »Ich … ich habe alles falsch gemacht. Ich habe euch um Jahre betrogen …«
    »Nun wird alles gut werden, Peter. Noch ein paar Wochen … und dann sind wir wieder zusammen … wir sechs …«
    »Sechs? Wieso sechs?« Kaul hielt Susannes Kopf umklammert, als wolle man ihn ihm entreißen. »Susi … wir … wir …«
    »… wir werden sechs sein.« Sie nickte zwischen seinen Händen und lächelte ihn glücklich an. »Ich weiß es ganz genau …«
    »O Susi.« Seine Hände fielen herab. Er schloß die Augen und wandte den Kopf zur Seite. Er schämte sich. »Ich bin es doch gar nicht wert …«, sagte er leise.
    Sie legte ihre Wange auf seine Stirn und streichelte ihn. »Du bist mir mehr wert als alles Gold der Erde«, sagte sie.
    Heinz stieß Petra an und nickte zum Bett. »Sie vertragen sich wieder.«
    Petra schob die Unterlippe vor. »Wie immer, Mensch!« Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. »Bis nächsten Freitag. Das kennen wir doch …«
    In Köln suchte Dr. Konrad Linden zunächst ein kleines Hotel. Er bezahlte das Zimmer für eine Woche im voraus, badete sich auf dem Etagenbad, zog ein sauberes Hemd an und ging einkaufen. Er kaufte sich vier Flaschen Schnaps, legte sich damit ins Bett und trank, bis er besinnungslos wurde. Am Morgen hatte er genug damit zu tun, zwischen Bett und Toilette hin und her zu laufen, um sich zu erbrechen, bis er nur noch würgte. Gallensaft ausstieß und das Brennen in seinen Eingeweiden durch neuen Alkohol abtötete. Am vierten Tag lief er schon nicht mehr zur Toilette … er kotzte einfach aus dem Bett heraus auf den Bettvorleger und auf die Dielen, schellte dann dem Zimmermädchen, zeigte auf das Erbrochene und lallte: »Schrubberfee – tu deine Pflicht.«
    Am siebten Tag weigerte sich das Zimmermädchen, das Zimmer vierzehn zu betreten, am Abend dieses Tages wurde Dr. Linden aus dem Hotel hinausgesetzt mit der Drohung, die Polizei zu rufen.
    Halb trunken irrte er durch die Altstadt, stand am Rhein, sah über das schmutziggelbe Wasser, kaufte sich an einer Bude eine Flasche Wermutwein, setzte sich auf eine Bank an der Rheinpromenade und trank genießerisch den süßen, billigen Wein.
    Er war nicht unglücklich, o nein! Er fühlte sich im Gegenteil freier als je zuvor. Herrenreiter hin. Tennisklub her, und auch der Golfklub kann einen kreuzweise … das hier war das wahre Leben! Keine Termine, keine Operationen, keine Visiten, keine Gutachten, keine Handküsse: Gnädige Frau sehen heute bezaubernd aus … und man denkt: Alte Kuh, auch dein Parfüm kann den ranzigen Speck nicht überdecken! – Oh, der Herr Generaldirektor. Ihre Neuerwerbung, einfach klassisch. Diese Farbenzusammenklänge! – Und man denkt: So dämlich kann auch nur der sein, daß er für die idiotischen Klecksereien Tausende ausgibt und so einen Schmarren auch noch in die Halle seiner Villa hängt! Aber so ist es oft: Der Besitz von Geld ist wie ein Virus, der den Geist langsam, aber sicher verblödet.
    Vorbei alles! Gott sei Dank, vorbei! Man ist frei, man kann saufen, wann man will, man kann hingehen, wohin man will, man kann sich unter den Brückenpfeiler stellen und sein Wasser abschlagen, man kann den Frauen ungeniert auf die Brüste starren und auf den wippenden Po und sich dabei denken, wie sie ohne Kleid aussehen, nur im Schlüpfer, oben ohne. Wie sagte Professor Hollermann in der Anatomie: Es gibt verschiedene Brustarten,

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