Privileg Venusgeist
gefunden hatten, stellten für uns eine Offenbarung dar. Alles, was wir noch nicht konnten oder beherrschten, fanden wir dort bis zur letzten Einzelheit gelöst vor.
Hannibals Einwand durfte auch nicht übersehen werden! Ich glaubte ebenfalls nicht daran, daß uns die Soghmoler unbelästigt gelassen hätten. Vielleicht hätten sie sich dazu entschlossen, wenn sie auf dem Planeten Erde noch den Steinzeitmenschen vorgefunden hätten.
Wir besaßen aber nicht nur die Atomkraft in vielen Formen, sondern darüber hinaus eine funktionierende Raumfahrt. Auch wenn wir nicht auf das Erbe des Mars gestoßen wären, hätte unsere technische Entwicklung sicherlich ausgereicht, die Soghmoler bedenklich zu stimmen.
Sie konnten in ihren naturwissenschaftlichen Kenntnissen noch nicht sehr viel weiter sein als wir, denn wir hatten festgestellt, daß sie die beiden Großraumschiffe nicht selbst erbaut, sondern einfach in Besitz genommen hatten.
In der Beziehung glichen sie uns, allerdings mit dem Unterschied, daß wir die auf Mars und Mond stehenden Großkampfschiffe des Mars noch nicht souverän bedienen konnten.
Bei dem Gedanken an den Risikoflug mit einem Neunhundert-Meter-Superschlachtschiff der PORCUPA-Klasse verspürte ich immer noch ein unbehagliches Gefühl in der Magengegend.
Den Kreuzer »1418« – sein Durchmesser betrug nur vierzig Meter – konnten wir insofern handhaben, daß uns die Maschinen nicht um die Ohren flogen. In dieser Beziehung waren die Soghmoler weiter fortgeschritten, aber das hinderte unsere Experten nicht daran, sie ebenfalls als »Knopfdruckhausierer« und »Zauberlehrlinge« zu bezeichnen.
Das waren Begriffe, die einige Spötter für die Spezialisten der GWA geprägt hatten. In der Tat bewegten wir uns in der »1418« mit der Vorsicht von Mäusen, die bereits einmal um Haaresbreite der zuschnappenden Falle entgangen waren.
Die »1418« wäre uns ohne Hilfeleistung zahlloser rattengroßer Reparaturroboter längst »durchgegangen«, wie sich Hannibal ausdrückte. Wenn das Schiff nicht durch ZONTAs Mechaniken überholt und aufgetankt worden wäre, hätten wir an eine Inbetriebnahme ohnehin nicht denken können.
Nun war dieser Schwere Kreuzer nahe der Venus aufgetaucht. Was das bedeutete, konnte nur jemand ermessen, der die gewaltige Kampfkraft eines zweihundertfünfzig Meter großen Marsgiganten schon einmal erlebt hatte.
Die Hochenergiegeschütze des KASHAT-Riesen besaßen nach alten marsianischen Vorstellungen »mittlere Kaliber ohne besondere Leistung«!
Ich hatte ein Schiff der KASHAT-Klasse einmal feuern sehen – mit nur einem Geschütz seiner SA-Batterie. Meine Sinne hatten mir durchaus nicht vorgegaukelt, der Mond stände kurz vor dem Auseinanderbrechen; es war so gewesen!
Daraus ging hervor, daß ein Kampfschiff dieser Größenordnung die Erde mit einigen Breitseiten vernichten konnte – und zwar aus einer Entfernung, die für unsere Raumabfangjäger nicht erreichbar war.
Unsere schnellsten Abwehrraketen hätten Tage benötigt, um den Standort des feuernden Kreuzers erreichen zu können. Und wenn sie jemals dort angekommen wären, hätten sich die Besatzungsmitglieder wahrscheinlich köstlich amüsiert, denn die Schutzschirme eines KASHAT-Kreuzers waren auch von unseren stärksten H-Ladungen nicht zu zerschlagen.
Es war völlig aussichtslos, der Besatzung eines solchen Schiffes die Stirn bieten zu wollen.
Dinge, die Marsianer gebaut hatten, waren nur unter günstigsten Umständen durch Menschen zerstörbar. Ich hatte mit einer relativ kleinen Einsatzbombe der
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