Professionelle Intelligenz - worauf es morgen ankommt
Entwicklungsstand von Kindern abschätzen wollte. William Stern setzte das Kindesalter ins Verhältnis zu den Testergebnissen und führte 1912, damals Professor in Breslau, erstmals den Intelligenzquotienten ein, der dann als IQ seinen Triumphzug insbesondere nach Amerika antrat.
Heute gibt es, wie gesagt, sehr viele Verfahren zur Messung von Intelligenz. Meist werden die verbale Kompetenz, die numerische Kompetenz, die Merkfähigkeit, die Verarbeitungsgeschwindigkeit und das logische Denken gemessen; dazu wird oft der Wissensstand geprüft.
Solche Tests werden in Deutschland gerade im Fernsehen populär gemacht. Derzeit ist ein Test der Süddeutschen Zeitung kostenlos online. Geben Sie »SZ IQ« bei Google ein, und Sie sind sofort dabei! Es wäre gut, Sie würden diesen Test jetzt gleich absolvieren. Er besteht aus verschiedenen Gruppen von Fragen, für deren Beantwortung Sie relativ wenig Zeit haben (mich selbst macht es sehr nervös, auch böse, weil ich in solchen Zuständen einfach nicht gut arbeite und auch nicht arbeiten will).
Die fünf Gruppen:
• Analogien (so etwas wie: »Montag ist zu Dienstag wie April zu, na wozu?« Antwort Mai. Oder: »Was passt nicht hinein: Pflaume, Kirsche, Pfirsich, Erdbeere, Nektarine?« Antwort: Erdbeere, hat keinen Kern/Stein)
• Mustergruppen (welches Muster passt nicht?)
• Gleichungen (Zahlengleichungen vervollständigen – wie bei Kreuzworträtseln)
• Matrizen (Muster vervollständigen)
• Logische Schlussfolgerungen (mit sehr seltsamen Voraussetzungen und Schlüssen, für die man echten Scharfsinn aufbringen muss)
Die Uhr zeigt den Countdown. Wenn die Zeit um ist, werden Sie mitleidlos zur nächsten Gruppe weitergeleitet. Okay, Sie absolvieren ihn jetzt? Trinken Sie lieber erst einen Kaffee.
***
Wieder da? Wie fühlen Sie sich? Gestresst? Sie haben es gesehen: Dieser Test misst sprachliche, logische und strukturelle Gewandtheit. Im Grunde müssen Sie sehr schnell die Strukturen hinter den Zahlenreihen entdecken, die innere Logik sehen und die richtigen Assoziationsklassen finden. Sprache – Struktur – Logik – und zwar so schnell wie möglich! Es geht also nicht nur darum, dass Sie die Antworten wissen, sondern auch, dass Sie ein »Blitzmerker« sind.
Warum stellt man solche Fragen, die so absolut nichts mit unserem Alltag zu tun haben? Was sagt das Ergebnis aus?
Die IQ-Tests werden natürlich sorgfältig validiert. Wenn jemand einen hohen IQ-Testwert hat, so sollte er auch normal intelligent sein. Es ist üblich, die IQ-Testwerte mit den Leistungen in der Schule zu vergleichen und die Testfragen so zu designen, dass die Werte im Test stark mit den Leistungen in der Schule korrelieren. Der IQ-Test ist ja eben deshalb entwickelt worden. Man will bei Kindern herausfinden, wie schulreif sie schon sind, für welche Schulstufe sie geeignet sind und wie sie wohl später an der Schule abschneiden werden. Dafür ist der IQ-Testwert eine gute Prognose.
Da nun auch gute Schulleistungen meist in ein Studium münden und damit hohe Eingangsqualifikationen für spätere Berufe sicherstellen, ist der IQ-Testwert auch ein ganz guter Indikator für den Erfolg im Beruf.
Ich fasse zusammen: Die Größen
• IQ-Wert,
• Leistung in der Schule,
• Leistung als Berufsanfänger,
• späterer Erfolg im Beruf
waren bisher gut korreliert. Genau das aber ändert sich gerade!
Leistungen im Beruf werden in der neuen Zeit stärker von Professionalität als vom IQ abhängen.
Da der Intelligenztest sich an den schulischen Leistungen orientiert, wird implizit angenommen, dass der Erfolg im Leben eng mit dem Wohlgefallen der Lehrer zusammenhängt, also mit guten Noten in Wissensfächern und dem Verhalten (in den beliebten Kategorien Ordnung, Mitarbeit, Fleiß und Betragen). Diese Verhaltensnoten begutachten schon so etwas wie die Arbeitshaltung eines späteren »Professionals«, aber wir fühlen doch schon bei der Wortwahl, dass man sich Berufserfolg wie eine Beamtenlaufbahn vorstellt, oder? Keine Rolle spielen:
• Ideenreichtum
• Kreativität
• Sinn für Exzellenz
• Begeisterung für das Lernen
• Sinnstiftendes Verhalten, Warmherzigkeit
• Kooperation, Teamfähigkeit
• Energie
• Humor
• Rhetorik
• Tapferkeit
• Gerechtigkeitssinn
• Beliebtheit und Erfolg beim anderen Geschlecht
• Gesunder Menschenverstand und Wissen um das rechte Maß
• Charme, Ausstrahlung
• Initiative und Führungsverhalten
• Sinn für Ästhetik
Warum geht
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