Professionelle Intelligenz - worauf es morgen ankommt
nicht professionell. Sie verstehen die Menschen nicht, für die sie da sind, sie kümmern sich zu wenig, fühlen sich nicht verantwortlich, sind unbeliebt, besserwisserisch und von oben herab belehrend: »Du dummer Patient, Schüler, Mitarbeiter, Sünder!«
Goleman hat eine Antwort darauf gegeben, was diesen sonst so sehr intelligenten Menschen fehlen mag: ein höherer EQ.
Es gibt ausufernde Kritik an den Ansätzen von Gardner und Goleman (Und wenn Sie mich mit diesem Buch ernst genug nehmen, dann auch an mir, das wäre schön!). Die klassischen Intelligenzforscher sehen in den neuen »Intelligenzen« einfach nur Fähigkeiten, nicht objektive Intelligenz, die man fest im Gehirn lokalisieren kann. Insbesondere die emotionale Intelligenz wird auch von der breiten Öffentlichkeit als »weich« bezeichnet – im Gegensatz zu dem »harten« IQ. Speziell Gardner wird vorgeworfen, seit nunmehr dreißig Jahren nur immer neue Intelligenzen zu propagieren, ohne sich wie normale Wissenschaftler um empirische Studien zu kümmern, die seine Gedanken belegen, dass es sich jeweils um ganz andere Intelligenzen handelt.
Goleman wird entgegnet, dass sich der EQ nicht messen lasse, auch weil es sich nur um weiche Fähigkeiten drehe. Es gibt derzeit schon erste Versuche, den EQ zu messen (ich fordere Sie später im Buch auf, sich einmal zu testen). Es scheint herauszukommen, dass IQ und EQ ziemlich wenig miteinander zusammenhängen. Wer einen hohen IQ hat, ist auf gleiche Weise mehr oder weniger emotional intelligent wie andere Leute auch.
Dieser letzte Punkt hat mich besonders inspiriert. Wir brauchen natürlich beides, oder? IQ und EQ. Und noch viel mehr! Dazu hilft der Blick auf die Liste von Gardner. Ich will hier anschließen und die Professionelle Intelligenz diskutieren.
Wenn von Intelligenz die Rede ist, kommt mir oft die Begegnung mit einem ehemaligen Kollegen in den Sinn. Es ist schon länger her, da traf ich einen Topmanager der IBM an seinem letzten Arbeitstag im Hamburger Flughafen. Er spendierte mir ein Bier und sich selbst ein weiteres an der Bar. Er war selig. »Professore«, sagte er dann sehr nachdenklich mit Blick in die Höhe, »ich bewundere Sie, wie Sie schreiben und überzeugen, wie Ihnen die Kunden andächtig zuhören. Das kann ich nicht. Ich bin nicht so intelligent. Ganz und gar nicht. Nein, Professore, auf Ihre Art, das kann ich nicht. Aber irgendwann, Professore, jetzt hören Sie genau zu – da kommt beim Reden und Überzeugen ein kleiner, winziger Punkt – hören Sie? Da müssen Sie dem Kunden den Kugelschreiber mit einer gewissen Bestimmtheit über den Tisch reichen, damit er den Vertrag unterschreibt. Sehen Sie, Professore, das können Sie nicht. Ganz und gar nicht. Aber das kann ich!« Und er lächelte zufrieden in sein Glas. Mir aber gab es einen Stich ins Herz und ich bewunderte ihn nun mehr denn je. Das mit dem Kugelschreiber brannte sich mir ein. Ich, keine Verträge holen können? Ich wollte es allen zeigen. Ich bemühte mich lange Jahre. Ich habe es nie wirklich gelernt. Fehlt mir diese Intelligenz, diese Bestimmtheit, genau jetzt den Abschluss zu erzielen? Oder habe ich es nur nie richtig lernen können? Ich habe es versucht – nach diesem Gespräch für viele Jahre. Ich habe aber leider wohl nur so viel Dealmaker-Intelligenz wie ich tanzen kann. Ich lasse mich also inzwischen von einem Kollegen mit einem Kugelschreiber begleiten. Und ich bin ganz sicher: Es gibt viele Intelligenzen – man merkt es dann nach der Schulzeit!
Menschen haben mehr als Verstand und Geist, auch Herz, Gefühl, Schönheitssinn, Kraft, Instinkt, Intuition … Wie soll ich es sagen? Wir haben mehr »Hardware« in uns als nur den IQ-Testcomputer, der Analogien, Muster und Logik herunterschnurrt.
Nach allen Untersuchungen haben Menschen mit 20 Jahren den höchsten IQ, danach sinken die Testleistungen ab. Warum wohl? Wir sind dann nicht mehr in der Schule.
Verschiedene Intelligenzen in einer Hardwarevorstellung betrachtet
Noch einmal zum Intelligenztest: Intelligenz erkennen viele Experten an der Verarbeitungsgeschwindigkeit eines Gehirns, an seiner geistigen Kapazität, seiner intellektuellen Leistung und seiner sprachlichen Ausdrucksfähigkeit. Klingt das nicht schon sehr stark nach »Computer«, nach Prozessorgeschwindigkeit und Festplattengröße? Ein Computer muss leistungsfähig sein, aber seine Nutzleistung hängt ebenso stark von den Programmen darauf ab. Was ist was?
Ein bekanntes Intelligenzkonzept von
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