Professionelle Intelligenz - worauf es morgen ankommt
gewissenhaft, ehrgeizig, ausdauernd, hartnäckig, sauber und sachlich. Sie strebt nach Sicherheit, Eigentum, ist deshalb vorsichtig und sparsam. Sie ist bodenständig, konservativ, konsequent und zuverlässig.
• Hysterische Persönlichkeit: Sie möchte ein anregendes, interessantes, spannendes Leben voller Abwechslung und Abenteuer, dafür sind ihr auch Risiken recht (»no risk, no fun«). Sie ist impulsiv, unternehmungslustig, liebt die Show, das Stehen im Mittelpunkt und den Applaus. Sie giert nach Kontakten, begeisternden Momenten, neuen Ideen. Gleichzeitig ist sie unstet, oberflächlich und immer auf der Suche nach Neuerungen.
• Depressive Persönlichkeit: Sie braucht Nähe und scheut Einsamkeit. Sie hat deshalb Angst, ein starkes Ich zu entwickeln, das bei der Anlehnung an andere stören würde. Sie passt sich an, liebt andere, ist warmherzig, mitfühlend, sorgend und ausgleichend. Liebe, Friede, Treue, Harmonie! Oder Glaube, Liebe, Hoffnung! Sie fühlt sich wohl, wenn sie geführt wird, sie ist brav, ordnet sich unter. Sie ist oft gutgläubig, unselbstständig, kann sich schwer entscheiden.
• Schizoide Persönlichkeit: Sie baut im Leben auf ein starkes, möglichst autarkes Ich und scheut zu große Nähe, die ihre Unabhängigkeit gefährden könnte. Sie lebt in einer selbstbestimmten Eigenwelt, wirkt distanziert, beherrscht, »cool«, ist rational, logisch, nüchtern, abstrakt. Ihr starkes Ich äußert sich in zum Teil extrem zur Schau gestelltem Selbstbewusstsein, das auf andere arrogant und verletzend wirken kann. Im Innern ist sie hochsensitiv und ringt bei oft intensiven inneren Gefühlen und deren Ambivalenz um innere Einheit.
Hier wollen wir einmal Riemanns Sichtweise übernehmen. Die Welt schwankt zwischen dem Wunsch, alles ewig so zu lassen, wie es ist, und dem Wunsch, Neues zu erleben. Menschen schwanken zwischen dem Aufgehen im Wir und dem Abgrenzen des eigenen Ich. Ich stelle diese Pole in einem Diagramm dar:
Oder analog ins wirkliche ökonomische Leben übertragen:
Die Wirtschaft bildet in stabilen Phasen Traditionen aus. Der Wettbewerb ist nicht ausgeprägt, die Menschen haben Zeit, etwas für die Gemeinschaft zu tun, finanziell oder in Form ehrenamtlicher Arbeit. Die deutsche soziale Marktwirtschaft ist in einer solchen stabilen Phase entstanden. Es wurde versucht, Tradition und Gemeinschaft zu betonen, aber auch Wettbewerb »zuzulassen« oder sogar zu ermuntern. Wandel war damals automatisch Fortschritt und wurde gar nicht als Problem betrachtet. In den 70er-Jahren uferte der Sozialstaat mehr und mehr aus, die Gewerkschaften erstritten traumhafte Lohnerhöhungen und allerbeste Arbeitsbedingungen. Die 35-Stunden-Woche wurde zur Norm, eine 30-Stunden-Woche schien möglich. Alle dachten, es gehe nun ewig so weiter. Alle Maßnahmen waren entsprechend auf Langfristigkeit und Dauer ausgelegt.
Im Zuge der Revolution in der Automobilfertigung und der damit verbundenen Rationalisierung kam es zu einer Gegenbewegung. Die Arbeit wurde erst dichter und härter, dann wurden immer mehr unbezahlte Überstunden geleistet. Der globale Wettbewerb zwang zu Einschnitten, der unternehmensegoistische Trend, nur noch den Aktienkurs steigern zu wollen, verschärfte die Lage. Wettbewerb und Wandel wurden als Allheilmittel gepriesen! Das Kurzfristige siegte über das viel zu Langfristige vorher.
Unser satter Sozialstaat wurde abgespeckt und trieb in die entgegengesetzte Richtung, und zwar viel zu weit! Schauen Sie auf das folgende Bild, dort habe ich die verschiedenen Übertreibungen dargestellt:
Das übertrieben Zwanghafte/Schizoide führt zu harter Industrialisierung und zu rücksichtslosem Optimieren der Arbeitsplätze in den Niedriglohnsektor und den Leiharbeiterbereich hinein. Das übertrieben Hysterische/Schizoide ist viel zu egoistisch hinter dem schnellen Geld durch hektischen Wandel her. Es wird im Herdentrieb der Gier absolut kurzfristig. Für Erfolg werden immer größere Risiken akzeptiert. Das Depressive/Hysterische begeistert sich wild für die Möglichkeiten des Internets und die neuen Möglichkeiten zum Chatten, Einkaufen, Surfen, Flirten und dem Schwelgen in Audio- und Videoangeboten. Die globale mobile Kommunikation wird zum großen Hype. Mit jeder technologischen Neuerung flammen immer kühnere »2.0 Utopien« auf, die von einer verbundenen Weltengemeinschaft träumen.
Alle unsere Werte stehen nun in einer Zerreißprobe zwischen diesen extremen Polen. Die Internetrevolution hat uns aus
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