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Professionelle Intelligenz - worauf es morgen ankommt

Professionelle Intelligenz - worauf es morgen ankommt

Titel: Professionelle Intelligenz - worauf es morgen ankommt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Dueck
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ursprünglichen Sinn ist Arete das besonders gute Erfüllen eines Qualitätsmerkmals.
    Ein schön gewachsener Baum hat Arete, ein wundervolles Schlachtross, eine prächtige Rüstung. Darf ich neben solchen klassischen Beispielen ein paar neuzeitliche anführen? Das iPad von Apple hat Arete, nicht wahr? Es ist in vielen Dimensionen »schön« oder »vollkommen«. Es übt eine Faszination aus, es verzaubert, es hat eine innere Magie. Für mich hat Nutella Arete, es ist einfach rundum das, was es sein soll. Mahatma Gandhi, Albert Schweitzer oder Albert Einstein haben Arete. Bang & Olufsen hat Arete, das Bild der Mona Lisa oder der Kölner Dom. Helden mit Mut und Stärke selbst unter widrigsten Umständen haben Arete, charismatische Herrscher oder große Künstler.
    Professionelle Intelligenz ist die Fähigkeit zur Bildung von sichtbarer Arete oder zum Erschaffen von Erstklassigem.
    Professionalität ist das Hervorbringen von sichtbarer Arete oder von Vortrefflichem.
    Ein Professional ist, wer mit professioneller Intelligenz Professionelles hervorbringt.
    Wahre Professionalität (solche mit Arete) bringt Beispielhaftes hervor, was als Leitbild oder Vorbild für die Profession im Ganzen dienen kann. Wahre Professionalität kümmert sich (»takes care«) um Kunden, Nutzer, Auftraggeber, Shareholder und Kollegen. Professionals geben ihre Kunst weiter und lehren andere, was Arete in der entsprechenden Profession ist. Sie passen die Vorstellungen von Arete immer neu an. Sie kümmern sich um die Arete der Profession als Ganzes. Das ist »Meta-Professionalität«, also nicht die spezielle Professionalität in der Arbeit selbst, sondern Professionalität am System.
    Ich hoffe, Sie verstehen intuitiv genau, was ich meine, wenn ich sage, Nutella, iPads, Mona Lisa, Einstein, Porsche oder der Kilimandscharo hätten Arete. Wir wissen das! Wir können im Grunde genommen ziemlich sicher sagen, was oder wer Arete hat. Wir können aber nicht erklären, worin die Arete genau besteht. Um diese Frage wird in den Dialogen Platons viel gerungen – ohne rechtes Ergebnis.
    Das ist nicht nur bei dem Verstehen von Arete so! Ein anderes Beispiel: Wir spüren alle, wenn etwas schön ist. Wir spüren die charismatische Aura von großen Königen. Wir haben ein sicheres Gefühl, was ein Genie ist. Aber erklären?
    Immanuel Kant hat uns in seinem Werk Kritik der Urteilskraft eine weithin akzeptierte und adaptierte Vorstellung des Begriffes Schönheit gegeben. Ein ästhetisches Urteil ist nach Kant und offensichtlich auch ohne Kant subjektiv. Jeder von uns empfindet Schönheit anders. Aber das wahrhaft Schöne hat die Eigenschaft, dass der Eindruck der Schönheit weithin geteilt wird. Das Urteil der Schönheit ist eines von »subjektiver Allgemeinheit«.
    Das ist bei Charisma oder dem Genialen doch ebenso! Wir spüren es, jeder für sich. Das Urteil eines jeden von uns ist subjektiv, aber sehr ähnlich. Und genauso ist es mit dem Urteil, ob etwas professionell ist oder nicht oder ob jemand ein Profi ist oder nicht.
    Aber, aber, werden Sie sagen: Sieht es wirklich jeder ? Jeder Einzelne ? Kann jeder das Wunderbare der Zwölftonmusik oder von neuen Kunstprovokationen subjektiv so empfinden wie »alle anderen«, sodass ein Urteil der subjektiven Allgemeinheit gefällt wäre? Denn insbesondere bei moderner Kunst gehen die Meinungen zum Teil heftig auseinander. »Über Geschmack lässt sich streiten!«
    Ich möchte diesen scheinbaren Widerspruch für dieses Buch so auflösen: Es kommt immer darauf an, ob man die Art der Arete wirklich zu würdigen weiß. Ein Ding, ein Mensch, ein Etwas hat Arete, wenn es in vortrefflicher Weise so ist, wie es von einem Kenner erwartet werden kann.
    Ein Weinkenner kann die Arete eines Weines wahrnehmen, ein Gourmet spürt das Wunderbare eines Kobe-Steaks (1 kg für 600 Euro) auf der Zunge. Bei Malern erschließt sich die Arete oder die Kunst ihrer Bilder oft erst lange nach ihrem Tod. Wenn jemand zur Zeit Johann Sebastian Bachs »Ich liebe Bach!« sagte, dann meinte er mit ziemlicher Sicherheit die Kompositionen des Sohnes Carl Philipp Emanuel.
    Es ist also nicht allgemein sicher, was Kunst ist, was schön ist, wer Charisma hat oder welche Lyrik das Herz anrührt. Es hat mit der Zeit, der Mode und der Art und Anzahl der Kenner zu tun.
    Das Professionelle aber möchte ich als etwas Arete Schaffendes auffassen, dessen Arete wirklich vom Umfeld erkannt und gebührend geschätzt wird. Insbesondere der Kunde und der Arbeitgeber

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