Professionelle Intelligenz - worauf es morgen ankommt
worauf sie so weitermachen können .
Wenn Sie sich wirklich eingehend mit professioneller Einstellung beschäftigen wollen, schauen Sie sich am besten die Castingshows der Superstars und Supermodels im Fernsehen an. Die Kandidaten hören zu großem Teil nicht auf konstruktives Feedback, sind von sich selbst überzeugt, wollen nicht lernen, zicken gegen andere herum und denken viel mehr über ihre Chancen auf die nächste Runde nach als über die Frage, was sie in der nächsten Runde an Fähigkeiten zeigen müssen. Nach normaler Vernunft könnte man das Weiterkommen in Runde eins als Chance feiern, jetzt durch Coaches des Fernsehens eine unbezahlbar wertvolle Ausbildung im Fach zu bekommen. Diejenigen, die das so sehen können, schaffen es auch relativ weit. Klar, ein Supermodel muss schön sein und Ausstrahlung mitbringen, aber gleich danach ist die professionelle Einstellung dramatisch wichtig.
Diese Einstellung ist denn auch das beherrschende Thema, es wird in den Sendungen unablässig darüber geredet. »Nicht selbstzufrieden sein! Pech hinnehmen! Andere würdigen und von ihnen lernen! Keine Zicken! Verstehen, was kritisiert wird! Urteile der Jury in Verbesserung umsetzen! Die Jury wirklich als konstruktiven Ratgeber verstehen! Keinen Fehler wiederholen! Alle sonstigen Interessen, Bequemlichkeiten oder Bedürfnisse für die Zeit des Lernens einfach vergessen!«
Schauen Sie sich die Sendungen daraufhin an. Wie viele Kandidaten haben eine professionelle Einstellung? Nur wenige. Wie viele gewinnen eine professionelle Einstellung während der Casting-Runden? Auch wenige. Die professionelle Einstellung ist so schwer zu ändern! Ist sie etwa angeboren?
Ist Professionelle Intelligenz angeboren?
Ich traue mich nicht, das Buch zu schreiben, ohne einen Blick auf diese immer wieder aufflammende Diskussion zu werfen, ob nun die Intelligenz geerbt wird oder nicht. An die dominierende Ursache der Vererbung wurde lange geglaubt. In neuerer Zeit zeigen Forschungen aber auch, dass sich Nervenbahnen während des Lebens verändern können – dass sich das Gehirn »umbaut«, je nachdem, was wir wie erleben.
Ich habe durch meinen Vergleich des Menschen mit dem Computer eine Erklärungsmöglichkeit, die wir als Arbeitshypothese annehmen könnten: Die Hirnhardware ist gegeben, das Betriebssystem erworben. Wo genau die Grenzen zwischen Hardware und System liegen, ist selbst beim Computer nicht eindeutig, weil ja ganz wichtige Programme wie das Addieren und Multiplizieren schon direkt auf dem Prozessor ausgeführt werden und nicht als Software. Mag also die Intelligenz irgendwie angeboren sein, aber die Bildung oder die Professionalität kommen durch das Leben, die Erziehung und die Arbeit dazu. Die Erziehung schaut, was als Hardware vorhanden ist und macht das Beste aus dem Menschen. Ich bekomme öfter Leserbriefe dieser Art: »Ich habe kein Abitur und kann meinen Kindern nichts mitgeben. Ich entlasse sie daher chancenlos ins Leben. Ich weine.« Und ich antworte immer wieder: »Sie haben doch ein Herz! Sie können die Kinder lehren, zu dienen und zu herrschen, zuverlässig zu sein, pünktlich, gewissenhaft, neugierig, aufmerksam, verantwortungsbewusst, liebevoll … Ist das wenig? Ist Christus nur mit Abitur ins Leben zu integrieren?«
Es gibt zwei entgegengesetzte Anschauungen über Intelligenz und natürlich dann auch über emotionale, ästhetische oder Professionelle Intelligenz. Die einen behaupten, jeder Mensch trage alles Nötige in sich und könne durch gute Umwelt- und Erziehungsbedingungen zum blühenden intelligenten Menschen geformt werden. Viele Naturwissenschaftler dagegen vertreten die These, praktisch alles sei vererbt und damit eine Frage der »Hardware« des Menschen.
Zwischen diesen beiden Auffassungen, dass entweder die Umwelt und Erziehung oder aber die Gene für unsere Intelligenz verantwortlich sind, toben fast religiöse Kriege. Es gibt die Partei der »Environmentalists« (Umwelt ist Ursache) und die der »Hereditists« (Vererbung ist Ursache). Diese ideologische Auseinandersetzung gibt es auch bei der Beurteilung von Hyperaktiven oder Depressiven, von Schizophrenen oder Übergewichtigen. Die einen suchen die Ursache der Krankheit vor allem in den Genen, die anderen in der Erziehung, der Umwelt oder in Seelenzuständen. Es gibt immer diese beiden konträren Auffassungen, die sich nicht versöhnen oder in der Mitte treffen wollen.
Die reine Forschung wird zunehmend unsicherer. Es gibt bei Studien eine
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