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Professionelle Intelligenz - worauf es morgen ankommt

Professionelle Intelligenz - worauf es morgen ankommt

Titel: Professionelle Intelligenz - worauf es morgen ankommt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Dueck
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verwirrende Vielfalt von kaum eindeutig zu interpretierenden Ergebnissen. Alles läuft darauf hinaus, dass Vererbung UND Umwelt die Intelligenz beeinflussen. Über Prozentsätze wird noch gestritten. 50:50? 70:30? Es gibt kaum statistisch saubere Langzeitstudien – und da man dazu Kinder mit Tests traktieren muss, beginnen die Wissenschaftler zweckmäßigerweise erst mit diesen Tests, wenn die Kinder sprechen können. Dann aber könnte ja schon ein großer Teil der Intelligenzbildung vorgeformt sein (»Prägung«), oder?
    Nach allem, was ich an Widersprüchlichem studiert habe, würde ich für mich selbst alle Ergebnisse so zusammenfassen (das ist aber subjektiv, ja?):
    Jeder erbt eine gewisse Intelligenz jeder Art, und danach kann liebevolle Erziehung gegenüber der normalen noch 15 IQ-Punkte mehr herausholen, also nicht unendlich viel, aber ziemlich viel. Oder in der Computeranalogie: Die angeborene Hardware kann so liebevoll mit einem guten Betriebssystem ausgestattet werden, dass viele Performanceprobleme des Prozessors oder der Speichereinheiten nicht wirklich auffallen.
    Man muss sich dabei klarmachen, dass 15 Punkte hier sehr viel ausmachen! Der IQ-Test ist so angelegt, dass die Ergebnisse die typische Glockenkurve um den Wert 100 bilden. Die meisten Menschen haben einen IQ zwischen 85 und 115. Unter 85 wird man etwas sorgenvoll gesehen, 100 ist normal, ab 115 ist man sehr intelligent, ab 135 oder 140 hochbegabt. Wenn man in einer solchen Skala 10, 15 oder 20 Punkte gutmacht, bedeutet das eine ganze Menge! »Eine Klasse besser.«
    Die Diskussion, ob etwas angeboren ist oder nicht, entwickelt sich wohl schon seit alters aus der allgemeinen Verzweiflung, gewisse Dinge dem normalen Menschen nicht oder nur schwer beibringen zu können. Dann diskutieren die Philosophen Jahrhundert um Jahrhundert, ob Tugend oder Tapferkeit angeboren sein könnten. Sie stellen die Frage immer so: »Kann man Arete oder Tapferkeit lehren?« Kann man aus jedem Menschen einen guten Menschen oder einen Helden machen? Wie stellte man das an? Wenn es ginge, dann wären doch Arete oder Tapferkeit eine Art Wissen, das sich vermitteln und aufnehmen ließe?
    Die Dialoge Platons handeln von dieser Debatte, bleiben aber unentschieden im Vagen. Man spürt, dass Sokrates eigentlich fühlt, dass die höchsten Dinge nicht lehrbar sind, aber er trauert wohl auch schon vorgreifend über diese ungeliebte Vorstellung. Es wäre doch besser, man könnte sie lehren, dann wäre Hoffnung für alle da! Sokrates verkündet bei Platon keine Entscheidung. Er fragt, was Arete überhaupt ganz genau sei und weicht so einer Antwort aus.
    Dieselben Diskussionen gibt es bei anderen Qualitäten des Menschen. Neben der Intelligenz wird besonders viel über Kreativität nachgedacht. Ist die angeboren? Ich wollte gern ein Bild von allen solchen ähnlichen Debatten gewinnen und habe im Internet nach Meinungen gesucht, welche Eigenschaften einem Menschen nicht beigebracht werden können. Ich fand vor allem diese:
    • Humor
    • Kreativität
    • Charisma, Ausstrahlung
    • Spielintelligenz
    • Empathie
    • Führungsqualität
    • Intelligenz
    • Ehrgeiz
    Diese kamen immer wieder vor, als Ausreißer auch die offenbar nicht lehrbare Kunst, Hartz-IV-Anträge auszufüllen. Ich habe noch eine weitere Runde mit dem Suchbegriff »ist erlernbar« im Internet gesucht und dazu Meinungen gefunden, dass folgende Fähigkeiten ganz bestimmt erlernt werden könnten:
    Machtausübung, Führung, Kreativität, Verführung, Talent, Optimismus, Malerei, Musik, Charisma, logisches Denken, Humor, Schlagfertigkeit, Design, Nachhaltigkeit, Geldmachen, Mathematik, Geistheilung, Webdesign, kontrolliertes Trinken, faires Streiten, Gesundheit, Glaube, Hypnose, Verkaufen, Verantwortung, Selbstreflexion, Ehrgeiz, Qualität, rollendes »r«, Umgang mit Tieren, Gefühl, Börsenerfolg, Orgasmus, Rechtschreibung, Kunst, Unternehmertum, Genialität, Erfolg, Intelligenz, Zigeunerkartenlegen, Linksverkehr, Pendeln, gutes Aussehen, Weisheit, Geduld, Fußreflexzonenmassage, Superschlaf, Zivilcourage, Stillsitzen, Ab-und-zu-den-Mund-Halten, Kunst des Besprechens, Empathie.
    Die obere Liste kommt in der unteren natürlich komplett vor. Man kann es lernen, sagen die einen. Es ist angeboren, erwidern die anderen. Wir fühlen aber sicher alle, dass vieles nur sehr schwer erlernbar ist – wenn überhaupt. Wir sind in solchen Fragen schon immer sehr kontrovers gestimmt, obwohl die plumpe Wahrheit bestimmt in etwa

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