Professionelle Intelligenz - worauf es morgen ankommt
whole (ganz), holy (heilig). Menschenheil müsste man haben, das Pendant zum grünen Daumen. Wenn es offensichtlich den grünen Daumen gibt, warum diskutieren wir nicht die Förderung des menschlichen Analogons? Dann würden wir uns um Menschen endlich kümmern, statt uns zu streiten, ob die Intelligenz nun gottgegeben ist – so als suchten wir Gründe, keine Verantwortung tragen zu müssen. Wir müssen anstreben, einen grünen Daumen für Menschen zu erwerben, um aus einer gegebenen »Hardware«, aus Hirn, Herz und Hand, das Beste zu machen.
Wir müssten mehr Menschen wie Mrs. A haben!
Im Buch Intelligence and How to Get It von Richard E. Nisbett wird eine anekdotische Quelle zitiert, nach der man bei der Befragung von vielen einstigen Schülern einer Grundschule herausfand, dass sie sich im Erwachsenenalter kaum an ihre ersten LehrerInnen erinnerten. Nur die, die »Mrs. A« als Lehrerin hatten, konnten sich sehr gut an sie und ihren Namen erinnern, sie hielten sie überwiegend für herausragend fähig. Diejenigen der Schüler, die Mrs. A als Lehrerin hatten, waren signifikant erfolgreicher in den weiteren Schulstufen. Wie schaffte Mrs. A das? Einhellige Antwort: »With a lot of love.« Liebevoll eben, mit Extrahilfe am Nachmittag und beim Mittagessen, das sie stets zusammen mit den Schülern einnahm.
Das kennen wir doch mehr oder weniger alle? Dass ein einzelner Mensch uns weiterbrachte und entscheidend wachsen ließ? Sehen Sie, es gibt sogar Studien dazu.
Und noch eine: Janke und Havighurst ( Relations between ability and social status in a midwestern community . In: Dunlap (Hrsg.): The Journal of Educational Psychology , Volume XXXVI, 1945) testeten Kinder verschiedener sozialer Klassen nach Intelligenz und nach mechanisch-handwerklichen Fähigkeiten (Minnesota Mechanical Assembly Test). Die 16-Jährigen waren nach den sozialen Klassen A/B, C, D, E geordnet, A ist die höchste Klasse. Ihre durchschnittlichen IQ-Werte lagen in den Klassen bei 128, 112, 104 und 98, aber die Mechaniktestwerte bei 46,8, 51,6, 48,8 und 53. Was fällt uns dazu ein? Oberschichtkinder sind schlau, aber praktisch unbegabt. In den unteren Schichten ist es andersherum. Oder: Was man Kindern beibringt, lernen sie.
Und Sie sehen, was aus vielen solchen Studienergebnissen herausleuchtet: So etwa 15 Punkte kann man durch Erziehung, Übung und Training herausholen.
Für mich ist klar: Es gibt den grünen Daumen auch für den Umgang mit Menschen. Wir müssen uns einen Ruck geben und das anerkennen. Wir müssen den Mut aufbringen, uns selbst zu fragen, ob wir selbst einen grünen Daumen haben. Wenn nicht – haben wir uns bemüht, einen zu bekommen? Bilden wir Eltern, Lehrer und Führungskräfte sorgfältig daraufhin aus? Oder lieben wir doch heimlich die Theorien der unveränderlichen Gene und Charaktere? Die machen nämlich keine Arbeit.
Professionalisierung und Industrialisierung von Intelligenzen durch Intelligenz
Schauen wir noch einmal auf die Liste von Eigenschaften, Fähigkeiten oder Intelligenzen, die von vielen Menschen im Internet für nicht lehrbar oder erlernbar gehalten werden.
• Humor
• Kreativität
• Charisma, Ausstrahlung
• Spielintelligenz
• Empathie
• Führungsqualität
• Intelligenz
• Willensstärke
Genau diese Eigenschaften brauchen wir aber als Professionals! Stellen Sie sich vor, wir würden für unsere Kinder eine Mrs. A engagieren, die mit Liebe und Hingabe hilft, bei ihnen Kreativität oder Spielintelligenz zum Erblühen zu bringen – könnte das nicht gehen? Oder mindestens viel weiter führen, als wir das in unserem Arbeitsalltag gewöhnt sind?
Es geht, aber im Vergleich zur reinen Wissensvermittlung in Schule und Universität ist das eine ganz neue und viel größere Aufgabe.
Wir klagen jeden Tag, dass Menschen rüde mit uns umgehen, uns unfreundlich bedienen, rücksichtslos sind, nur an sich denken, Probleme vor sich herschieben, unkreativ an Gewohnheiten kleben und dabei bestimmt keinen Spaß verstehen – die Liste können Sie beliebig fortsetzen. Was tun wir aber?
Wir bemühen uns nicht wahrhaft um Gefühle, Energien, Intuitionen, Instinkte, Talente, Begabungen, Träume, Hoffnungen, Ideen, Prinzipien, Visionen in uns, die Ausdruck anderer Intelligenzen sind als der mathematisch-sprachlichen. Wir simulieren alle diese im Sinne der harten Intelligenz nicht objektivierbaren Sinne, Eigenschaften und Sinnstrebungen durch explizite Benimmregeln, Methoden, Ordnungen, Normen und
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