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Professionelle Intelligenz - worauf es morgen ankommt

Professionelle Intelligenz - worauf es morgen ankommt

Titel: Professionelle Intelligenz - worauf es morgen ankommt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Dueck
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so lautet:
    Alles, aber auch alles, kann bis zu einem bestimmten Grad erlernt werden, wenn man es wirklich will und sich die entsprechende Mühe gibt.
    Trotzdem bleiben viele dabei, das Ganze im Entweder-oder-Modus zu diskutieren. Meist stehen da weltanschauliche Fragen, Absichten oder Interessen im Raum. Ich liste ein paar auf. Diese Interessen machen einen sachlichen Umgang mit Intelligenzen sehr schwer:
    • Ethisches Unbehagen: Nicht nur Sokrates, wir alle mögen im Herzen den Gedanken nicht, dass die wesentlichen Fähigkeiten der Menschen bei ihrer Geburt ungleichmäßig verteilt sind. Wir würden von Gott, wenn er uns erschafft, Chancengleichheit erwarten. Wir lieben die Idee, gleich zu sein.
    • Arbeitsmotivation: Arbeitgeber verlangen maximale Leistung. Wenn die nicht erbracht wird, schließen sie gerne anschuldigend auf mangelnden Einsatz und fehlenden Willen, die Extrameile zu gehen. »Ich kann nicht!« wird nicht akzeptiert. »Geht nicht gibt’s bei mir nicht!«, heißt es dann.
    • Niederlagenerklärung: Wer etwas nicht schafft, wird die Idee gut finden, die eigenen Gene seien verantwortlich und »nehmen hinweg alle Schuld«. Eltern, deren Kinder Niederlagen erleiden, glauben gerne, die Kinder seien von Geburt an so gewesen. Immer ist das Zahnen, die Pubertät oder die Genetik verantwortlich – nie die Eltern selbst. Damit sind die Eltern die Verantwortung los, sie können akzeptieren, dass ihr Kind erfolglos ist. Arbeitgeber können das nicht und vertreten deshalb das Gegenteil.
    • Gerechtigkeitssinn: Ist der Hang zu Kriminalität angeboren? Darf man jemanden wegen angeborener Delinquenz ins Gefängnis werfen?
    • Akzeptanz von Heilverfahren: Wenn Burn-Outs, Depressionen, Ängste, schizophrene Zustände oder AD(H)S durch das Umfeld entstehen, ist dieses schuldig. Dann muss sich das Umfeld verändern beziehungsweise der eigene Umgang mir diesem, etwa die Arbeits- und Familiensituation des Betroffenen. Dafür gibt es Therapien aller Art. Wenn diese Seelenzustände aber erblich bedingt sind, kann man das Problem problemlos mit Psychopharmaka lösen. Da das Umfeld sich aber nicht zuständig fühlt und schon gar nicht irgendeine Schuld bekennen will, stellt es sich indirekt auf die Seite der dadurch blühenden Pharmaindustrie.
    • Akzeptanz von Lehrangeboten: Es gibt eine ganze Industrie des Lehrens, Coachens, der hoffnungsgebenden Botschaften, von Allheilmitteln und rettenden Präparaten, Konferenzen, Zeitungsabonnements, Diäten etc., die alle von dem Mythos leben, alles könne von jedem erlernt werden – nur nicht allein, sondern mithilfe der angebotenen Mittel. Die müssen natürlich sehr teuer sein, denn jeder sieht ja, dass er es allein nicht kann.
    Es geht nicht so sehr um die Wahrheit! Es ist sogar ökonomisch sinnvoll, dass beide Ansichten, die der Hereditists und die der Environmentalists nebeneinander bestehen. Dann gibt es auch immer die entsprechenden Industrien dazu. Die einen behandeln Symptome oder beseitigen akute Gehirnprobleme, die anderen ernähren sich von der Hoffnung auf Verbesserung. Auch wenn es um Selbstrechtfertigung geht, sind beide Auffassungen je nach Lage immer griffbereit. Die Erfolgreichen protzen mit ihrem Arbeitseinsatz, nie mit ihren Begabungen oder Genen. Die Loser konnten es dagegen wegen ihrer bedauernswerten Gene nie schaffen. »Mir fehlt deine Begabung!«, rufen sie den Erfolgreichen zu, und die antworten: »Faule Ausrede, arbeite härter, so wie ich!«
    Zur Rationalisierung unseres jeweiligen Handelns und Denkens haben wir als Gemeinschaft ein Bedürfnis, beide Standpunkte, den der Environmentalists und den der Hereditists, möglichst simpel und glasklar polar gleichzeitig nebeneinander im Kopf herumzutragen.
    Der grüne Daumen für Menschen
    Sie verstehen die Wahrheit? Intuitiv ist es klar, dass es sowohl eine Vererbungsseite als auch eine Erziehungsseite gibt. Pflanzen, Tiere und Menschen werden mit einem gewissen Potenzial geboren und entwickeln sich meist ganz ordentlich von selbst. Wer sie aber zur wirklichen Blüte bringen will, die Pflanzen und Tiere und Menschen, der muss sich durch lange Übung und Erfahrung einen »grünen Daumen« erwerben. Der grüne Daumen ist eine neue Wortschöpfung für die Begabung im Umgang mit Pflanzen. Früher sprach man von Ernteheil. Heil ist ein germanisches Wort, es drückt Gesundes, Glückhaftes, Begnadetes, Ganzes aus. Könige hatten Königsheil. Jesus ist der Heiland. Im Angelsächsischen gibt es hale (frisch),

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