Professionelle Intelligenz - worauf es morgen ankommt

nicht nur zu haben, sondern eben auch in sich wohlgestaltend zu integrieren. Welche nötig sind, hängt von der Arbeit des Professionals ab.
    Wissenschaft braucht IQ und CQ (die nicht kreativen Wissenschaftler lösen ein paar Probleme, ja, aber sie erschaffen nichts wirklich Neues). Management braucht vor allem vitale Intelligenz, aber es beschränkt sich zu sehr auf den IQ, also auf Tabellen und Zahlen. Innovation braucht nicht nur kreative Intelligenz, sondern ebenfalls vitale Intelligenz. Netzwerke wie Open-Source-Bewegungen brauchen MQ, andere wie Facebook leben je nach Nutzung vom sinnlichen Reiz und von sinnvollen Gemeinschaften, während »der IQ sich abschätzig darüber äußert«.
    Professionelle Intelligenz stellt das Gelingen in den Vordergrund und braucht je nach Zweck verschiedene Intelligenzen in verschieden hoher Ausprägung.
    Bei Innovationen in Großunternehmen stoßen Kreativität und sogar Vitalität fast regelmäßig mit den Konventionen und Regeln der Bürokratie zusammen. Innovatoren müssen Wege finden, wie sie trotz allem im Unternehmen etwas verändern. Dazu brauchen sie auch EQ, um zu überzeugen, und AQ, um zu begeistern. Sie müssen genug von Bürokratie verstehen, um sie als Hürde zu nehmen. Gerade Innovation braucht einen hohen PQ, weil sie stark mit allem anderen vernetzt ist.
    Professionals mit hohem PQ können aus vielen Perspektiven eine gestalten, die die Bahn für das Neue frei macht.
    Innovation ist ein Extrembeispiel, aber wenn Sie einfach um sich schauen, sehen Sie, dass die Welt um uns herum immer stärker erfordert, dass wir »multi-intelligent« arbeiten. Dieses Faktum will ich immer stärker herausarbeiten.
    Die Hochdimensionalität der Professionalität braucht viel PQ
    Im Premium-Segment der Arbeit oder der Produkte muss alles stimmen. Ein Auto muss funktionieren und effizient hergestellt werden, aber es muss auch schön sein, zum Einsteigen verführen, die Umwelt schonen, familienfreundlich sein, mit aller Informationstechnologie prunken, dem stolzen Besitzer Selbstbewusstsein verleihen, Fahrspaß vermitteln, unkaputtbar sein, wenig kosten und teuer wirken. An solchen Beispielen sehen wir, dass ein Auto nicht nur auf der Basis von Fachkönnen und IQ-Intelligenz gebaut werden darf. Auch das Kreative, Innovative, Ästhetische und Sinngebende spielen eine wichtige Rolle. Ein Auto muss Sex-Appeal haben, das sehen Sie in Autoausstellungen: Ferraris und Porsches werden einfach so mit streichelndem Blick angestaunt, während viele andere Hersteller solche Effekte nur durch den Einsatz lächelnder Models vor dem Auto erzielen.
    Es ist nicht die EINE Intelligenz, die eine Rolle spielt, es geht immer um ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Intelligenzen. Unsere heutige Premium-Welt will alles, und »alles« ist sehr hochdimensional und multifaktoriell.
    Keystones und T-Shapes
    Professionelle Intelligenz ist die Grundlage der Fähigkeit, alle diese verschiedenen Einflussparameter, auf die es ankommt, angemessen zu berücksichtigen. Es geht immer um eine harmonische Integration vieler Aspekte. Autoingenieure müssen sich um die vielen Kundenanforderungen kümmern, Manager müssen sich um die Harmonisierung der »Stakeholder« bemühen, also die Interessen von Mitarbeitern, Managern, Eigentümern, Kunden, Lieferanten und Analysten »unter einen Hut« bringen, wie man im Management sagt.
    Diese Anforderungen an Integrationsfähigkeit steigen um ein Mehrfaches, wenn sich die Welt wandelt und alles neben der Arbeit noch verändert werden muss. Sie steigen nochmals, wenn die Welt global, vernetzt und interkulturell zu werden beginnt.
    Wen brauchen wir? Ich wiederhole:
    • Die »Schlüsselpersönlichkeit« im Netz, die »Keystone«-Persönlichkeit: Keystones kümmern sich um das Pulsieren, Werden, Prosperieren, Gedeihen und Entwickeln des Ganzen. Die Arbeit am System bzw. die Metaarbeit nimmt einen großen Raum ein.
    • Den T-Shape-Spezialisten: Das ist der wirkliche Experte der Zukunft, der mit seinem Wissen aktiv im System beiträgt und sich gut verkauft – der also nicht wie früher nur am Schalter oder am Telefon wartet, bis man bei ihm anfragt. Er hat tiefes Wissen und eine breite Vernetzung. Das Tiefe und Breite wird durch den Buchstaben T symbolisiert, daher die gängige Bezeichnung »T-Shape«. Solche Experten arbeiten mehr im System, verstehen aber auch die Aspekte des Ganzen, das sich ständig weiterentwickelt.
    Ich komme gerade nach einem anstrengenden CeBIT-Tag 2011