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Professionelle Intelligenz - worauf es morgen ankommt

Professionelle Intelligenz - worauf es morgen ankommt

Titel: Professionelle Intelligenz - worauf es morgen ankommt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Dueck
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Sieg Getrimmten kommen schon relativ weit nach oben, aber dann wird die eigene Getriebenheit zu einem immer schwereren Klotz am Bein. In dieser Getriebenheit gehen sie nun Risiken ein, setzen Investitionen und andere Mitarbeiterkarrieren aufs Spiel und reißen bei Nichtsiegen viele andere Menschen mit in einen Strudel hinein. Sie sind oben, ja, aber gesamtwirtschaftlich produzieren sie zu viel Flurschaden.
    All diese verschwendeten Energien! Die Tigerkinder müssen sich so sehr vor Tadel und Entehrung fürchten, dass sie ja auch diesen Seelenenergieverlust immer wieder durch Siege kompensieren müssen. Ein Sieg ist keine Freude oder gerechte Belohnung mehr, sondern Erleichterung für einen Tag – am nächsten Morgen werden die Tigereltern höhere Ziele setzen und mehr fordern. So fühlen wir uns heute bei Rekordquartalsergebnissen! Einen Tag sind wir erleichtert. Dann wird uns das nächste Quartal angekündigt, in dem wir noch stärker wachsen »müssen«. Und wir hören viermal im Jahr: »Sie werden das schon einige Male in Ihrem Leben gehört haben, aber dieses Mal geht es mir um die Wahrheit. Die reine Wahrheit ist: Dieses Quartal muss mit Wachstum abgeschlossen werden. Es wird das härteste Quartal unserer Firmengeschichte. Es ist unerlässlich, dass wir einen neuen Rekord hinlegen. Das bringt Erleichterung (›Relief‹). Sonst wird man uns zwingen, das Versäumte im nächsten Quartal aufzuholen. Das wünsche ich unseren Knochen nicht.«
    Eine solche Art von Tigermanagement verschüttet alles um EQ, AQ, CQ und vor allem MQ. Surfen Sie ein bisschen über »Tigermütter«. Alle, die sich im Internet dazu äußern, verwenden Gefühlsbezeichnungen wie »dunkle Faszination« und vor allem »Unbehaglichkeit«. Verstehen Sie nicht, dass wir längst Tigermanagement haben? Fühlen Sie sich denn nicht schon die ganze Zeit unbehaglich?
    Professionalität aber ist behaglich! Professionelle Bildung schafft eine Kultur des Gelingens. Tigermanagement produziert eine Kultur des gefühlten Misslingens. Professionals freuen sich auf das Gelingen, einfach um des Gelingens willen. Für Tigerkinder ist ein Sieg nur eine kurze Kampfpause vor dem nächsten Turnier.
    Das Entfalten der Persönlichkeit bei guter Erziehung setzt einen selbstverstärkenden Prozess in Gang. Die Freude über den Erfolg macht Lust darauf, den nächsten zu erzielen (»positive Verstärkung«).
    Die Tigermutter aber muss bei ihrer harten Erziehung immer wieder Energie von außen einschießen (Strafandrohungen oder Belohnungsversprechen), damit das Kind weitermacht. Manche Kinder suchen irgendwann den Erfolg von allein – sie lösen sich dann vom Straf-/Belohnungssystem, internalisieren den Erfolgszwang und werden vielleicht erfolgssüchtig – und erreichen damit das Erziehungsziel der Tigereltern. Andere Kinder verkümmern seelisch, wenn sie gar nicht siegen, wie es verlangt ist; für sie stellt das Nichtsiegenkönnen eine negative Verstärkung dar, gegen die eine Tigermutter irgendwann nicht mehr ankommt. Das Kind wird gleichzeitig von den Niederlagen und den Mutterforderungen zerschmettert. Wieder andere Kinder brechen nach einer gewissen Zeit aus (oft bei Erreichen der Volljährigkeit oder bei einer großen Liebe), rebellieren offen gegen die Tigereltern und lösen sich ganz von ihnen.
    Mangel an Zeit, Einfühlung und Feedback
    Es fehlt die Zeit für das Kümmern um Menschen. Die Eltern müssen sich um die vielen Intelligenzen der Kinder kümmern, die Begabungen entdecken und die Kinder anleiten, sich zu entfalten. Die Kinder müssen Vertrauen gewinnen, autonom werden, Initiative ergreifen etc. – die Eltern sind eigentlich dafür da, das Kind aktiv zu unterstützen. Warum muss ein Kind diese Phasen als »Krisen« und »Zeit der Konflikte« erleben?
    Man muss doch nur alle diese dunklen Sätze wie »Das verstehst du nicht!« oder »Schäm dich!« fast gänzlich unterlassen. Die Kinder erleben die Krisen doch nur, wenn wir sie alleinlassen oder gar behindern.
    Wir leben in einer Zeit, die keine Zeit mehr hat.
    Der Arzt hat keine Zeit, er verdient nichts, wenn er »nur« mit uns redet. So sieht es die Gebührenordnung für Ärzte. Also werden wir durch Untersuchungen geschleust, aber nicht beruhigt, geleitet und beraten.
    Die Kindergärten überfüllen sich, die ErzieherInnen passen mehr und mehr nur auf. Die Musikschulen, die Einzelunterricht geben, stehen unter großem Kostendruck. Die Lehrer und Schüler fliehen mit der Pausensirene aus der Klasse. Das

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