Professionelle Intelligenz - worauf es morgen ankommt
aktive Mitwirkung der Eltern wird immer wichtiger, aber auch immer weniger gesehen. Man glaubt zu oft, alles regele sich von allein. Die Ganztagsschulen in anderen Ländern scheinen deshalb erfolgreicher zu sein, nicht privilegierte Kinder zu integrieren.
Feel-bad-Education und Schlechtfühlmanagement
Manche Eltern produzieren aber durch ihre »Erziehung« einfach nur Familiendramen. Sie bestrafen, bedrohen und bestechen Kinder durch Belohnungen. Der bekannte amerikanische Autor Alfie Kohn schreibt schon seit Jahren gegen diese unprofessionelle Unsitte. Lesen Sie am besten alle seine Bücher! Kürzlich, im April 2011, erschien eine Sammlung von Essays mit dem Titel Feel-Bad Education (»Fühl-dich-schlecht-Erziehung«).
Alfie Kohn beweist, dass Belohnungen nichts bringen. Er wettert gegen übertriebene »Rankings« oder »Rennlisten«, wo Kindern immer wieder gesagt bekommen, dass sie längst nicht der Beste sind. »Nimm dir an deiner Schwester ein Beispiel, die bekommt ein Stipendium, für dich müssen wir hart arbeiten.«
Die Kinder beginnen, die Erziehung zu fürchten. Sie fühlen sich schlecht, insbesondere ungeliebt, wenn sie versagen. Es hagelt:
• »Das kannst du nicht.«
• »Schäme dich!« – »Schon wieder in die Hose.«
• »Du bist schuld, verdammt. Ich sagte noch – pass auf!«
• »Warum hast du keine besseren Zensuren? Du bist nichts! Unter dem Durchschnitt!«
• »Du richtest dich nach uns, solange du noch nicht volljährig bist. Wo kommen wir denn hin?«
• »Dein(e) Freund(in) passt uns nicht. Von Liebe kannst du nicht leben.«
Das ist Anti-Erikson-Erziehung, nicht wahr? Ich habe diese Aufzählung schlimmer Elterntiraden einfach entlang der acht Entwicklungsstufen des Menschen gesetzt. Kinder kämpfen dagegen, sich schämen zu müssen, schuld zu sein, unfähig zu wirken, minderwertig zu sein, nicht geliebt zu werden, keine Identität entwickeln zu können.
Die Eltern nutzen nun (hoffentlich unbewusst) diesen Hebel, indem sie genau in der Wunde bohren, an der die Kinder ohnehin schon laborieren. Durch solche Schlechtfühlerziehung spricht man den Kindern die ganze Zeit ab, was sie eigentlich wollen: Autonomie, Initiative, Werksinn, Können, Identität und das Recht auf Geliebtwerden.
Die Kinder werden bei dieser Methode nicht gefördert, sondern bloß abstrakt gefordert. Sie sollen am besten die Besten sein, damit die Eltern keine weitere Baustelle haben und zum Vereinsabend gehen können. Schlechtfühlerziehung ist die einfachste Möglichkeit, die Kinder zu kontrollieren und zu lenken.
Genauso gibt es heute das unprofessionelle Schlechtfühlmanagement.
• »Das entscheide ich. Das dürfen Sie nicht selbst. Sie können es nicht.«
• »An Ihrer Stelle würde ich mich für das miese Abteilungsergebnis schämen.«
• »Sie sind schuld, dass das Ergebnis verhagelt ist und das ganze Team keinen Bonus bekommt. Alle können sich nun bei Ihnen bedanken.«
• »Warum sind Ihre Ergebnisse unterdurchschnittlich? Dafür gibt es keine Entschuldigung. Es kann nicht jeder der Beste sein – okay. Aber unter dem Durchschnitt?«
• »Solange ich hier Ihre Gehälter bezahle, machen Sie gefälligst, was ich sage. Zu Hause können Sie tun, was Sie wollen. Hier nicht. Wem das nicht klar ist, der soll gehen. Wenn Sie frei sein wollen, gerne, aber dann bezahle ich Ihre Gehälter nicht. Die sind mir übrigens zu hoch, denke ich gerade.«
• »Bitte lassen Sie Ihre Hobbys neben der Arbeit. Ich erwarte, dass Sie sich ganz und gar hier engagieren. Ich hasse es, wenn Sie am Montagmorgen regelmäßig glücklich von Ihrem Wochenendleben berichten. Ich erkenne, wie Sie das lieben und wie hoch engagiert und aktiv Sie da sind. Das geht nicht. Ich will, dass Sie sich hier glücklich engagieren. Ich werde bald jeden bestrafen, der nicht begeistert arbeitet. Sie sollen die Firma lieben und sich mit ihr identifizieren, nicht mit dem Privatleben.«
Schlechtfühlerziehung und -management verschütten selbstbestimmtes Handeln, Unternehmertum, Initiative, Kreativität, Sinnhaftigkeit und positive Emotionen. Sie töten alle Versuche ab, auf der Basis von EQ, VQ, AQ, CQ, MQ eine Persönlichkeit zu bilden und dann insgesamt auf der Basis unseres PQ ein wertvoller Mensch, Mitarbeiter und danach Elternteil und vielleicht Manager zu werden.
Feel-bad-Education zerstört, was aufgebaut werden soll. Im Ergebnis erschafft das Kind oder der Mitarbeiter unter titanischer Anstrengung etwas sehr mäßig
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