Professionelle Intelligenz - worauf es morgen ankommt
11/12 Jahre – Schulalter: Werksinn vs. Minderwertigkeitsgefühl
5. ca. 11/12 – 15/16 Jahre – Adoleszenz: Identität und Ablehnung vs. Identitätsdiffusion
6. Frühes Erwachsenenalter: Intimität und Solidarität vs. Isolierung
7. Erwachsenenalter: Generativität vs. Selbstabsorption
8. Reifes Erwachsenenalter: Integrität vs. Verzweiflung
Erikson beschreibt diese Phasen als fruchtbare Krisen der Anpassung. Das Kind bildet langsam seine Identität. Es wird kraftvoller im Wachsen und trifft auf eine fordernde Umwelt. Eriksen sieht eine Konfrontation zwischen den Anforderungen des sozialen Umfeldes und den eigenen Bedürfnissen des Kindes. Zuerst baut es hoffentlich Vertrauen auf, dann beginnt die zweite Phase mit diesem typisch kindlichen »Ich kann das schon selbst«. Nach dieser Autonomieentwicklung beginnt es, etwas erreichen zu wollen, es wird selbst initiativ. Wenn es keinen guten Sinn für das Erreichbare hat, entwickelt es Frustrationen, es schreit eventuell, wirft alles an die Wand – andere behaupten nur großspurig, sie könnten alles, wenn sie nur wollten. Zu Beginn der Schulzeit entwickeln sich Fleiß, Konzentration und Ausdauer, dann folgt das Ringen um Akzeptanz in Freundesgruppen. Es folgen die Zeiten der Liebe und Partnerbildung, dann die des Beitragens im Leben (in Beruf und Familie). Erikson meint mit »Generativity« nicht das »Kinderkriegen« oder »Arbeiten/Erzeugen«, sondern wirklich das Beitragen zur Erziehung der Kinder und zum sozialen Wohl des Ganzen. Der reife Mensch fragt sich: »Trage ich etwas von wirklichem Wert bei?« Die Frage wird nach und nach abgelöst von dieser: »Habe ich etwas beigetragen? Habe ich mein Leben gut gelebt?«
Viele von uns stellen sich das so vor, genau so – oder? Diese Phasen müssen nicht genau stimmen, es können vielleicht noch ein paar mehr sein, sie können sich zeitlich verschieben, wenn Kinder »zu früh dran« oder »zu spät dran« sind. Aber insgesamt sehen wir unsere Kinder und uns selbst sich so entwickeln und erwachsen werden.
Haben Sie die verschiedenen Phasen im Sinne der Professionellen Intelligenz angeschaut und bewertet? Der Mensch will etwas können, will die Initiative ergreifen, will kreativ sein, will etwas zustande bringen, dann ein gutes Mitglied der Familie sein, danach unter seinesgleichen akzeptiert werden und später als Elternteil und Mitarbeiter etwas beitragen, um schließlich auf ein erfülltes Leben zurückzublicken. Eigentlich sieht ein solches Leben wie die Entwicklung zur Professionalität aus – »Beitragen«.
Was ist unprofessionell? Das haben wir uns schon angeschaut: »Ich misstraue meinen Kollegen.« – »Ich kann das nicht. Da muss mir einer helfen. Ich bin nicht zuständig.« – »Ich fühle mich immer unterlegen.« – »Meine Arbeitskollegen mögen mich nicht, obwohl ich mich anstrenge.« – »Sie sagen immer, ich soll doch mal etwas allein erledigen. Trau dir etwas zu! Komm nicht immer, wir sollen dir helfen, leiste einfach deinen verdammten Beitrag. Dabei habe ich drei Kinder, die mich allein schon überfordern. Wir wollten gar nicht so viele, es kam aber so. Jetzt haben wir die am Hals.« – »Manchmal weiß ich nicht, wozu ich überhaupt lebe.«
Wir denken, glaube ich, dass sich das irgendwie schon entwickelt (»Meine Tochter ist in der Pubertät, da sind sie alle eben schrecklich, war ich auch. Jetzt maloche ich.«). Ich sehe eher nicht, dass Eltern allgemein die Verantwortung bei sich sehen, diese Entwicklungsphasen des Kindes aktiv erfolgreich zu gestalten.
Auf einen Ausruf »Das kann ich schon allein!« kommen zehn Ermahnungen und Fernhaltungen der Art: »Das kannst du nicht. Du bist ein Baby.« Initiative ist für Erwachsene oft störend und wird erstickt. »Halte dich an die Regeln.« Usw.
Im Großen und Ganzen kümmern wir uns nicht darum, einfach das fruchtbar zu machen, was das Kind ja schon von sich aus will: beitragen! Wir sorgen uns nicht um das Entwickeln der Professionellen Intelligenz zu einer professionellen Bildung. Wir sagen insbesondere in Deutschland: »Das Kind muss viel spielen, soll sich ruhig mal mit anderen hauen. Es muss sich einpassen lernen.« Das ist im Grunde ganz richtig, aber vielfach wird es so weit getrieben, dass Eltern die Kinder sich mehr und mehr selbst überlassen. Insbesondere Kinder aus prekären Verhältnissen oder mit nicht gut ausgebildeten Eltern können dann auch mit einer Schulausbildung kaum gut in das professionelle Zeitalter gelangen. Die
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