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Professionelle Intelligenz - worauf es morgen ankommt

Professionelle Intelligenz - worauf es morgen ankommt

Titel: Professionelle Intelligenz - worauf es morgen ankommt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Dueck
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produzieren? Welche Verbesserungen möchten Sie? Haben Sie Ideen für Innovationen?«
    Der Begriff Crowdsourcing scheint durch einen Artikel von Jeff Howe im WIRED Magazine im Juni 2006 populär geworden zu sein. Er ist noch im Netz zu finden, sehen Sie hier:
    http://www.wired.com/wired/archive/14.06/crowds.html : »The Rise of Crowdsourcing«. Er beginnt so: »Remember outsourcing? Sending jobs to India and China is so 2003. The new pool of cheap labor: everyday people using their spare cycles to create content, solve problems, even do corporate R & D.«
    Der Grundgedanke ist: Wenn jemand ein Problem in der Forschung und Entwicklung (»R & D«, »Research and Development«) hat – warum fragt er nicht einfach einmal ins Internet hinein? Vielleicht helfen ihm Menschen, die es schon wissen? Amateure, Hobbyforscher oder Kunden? Einige gute Gedanken finden Sie unter http://www.andersdenken.at/crowdsourcing/
    In der Wikipedia heißt es: Crowdsourcing bzw. Schwarmauslagerung bezeichnet im Gegensatz zum Outsourcing nicht die Auslagerung von Unternehmensaufgaben und -strukturen an Drittunternehmen, sondern die Auslagerung auf die Intelligenz und die Arbeitskraft einer Masse von Freizeitarbeitern im Internet. Eine Schar kostenloser oder gering bezahlter Amateure generiert Inhalte, löst diverse Aufgaben und Probleme oder ist an Forschungs- und Entwicklungsprojekten beteiligt.
    Ein bekanntes Beispiel ist ein NASA-Projekt, bei dem Krater auf vielen, vielen Marsfotos klassifiziert werden sollen. Dafür würden Forscher viele Jahre benötigen. Kurz ausgebildete Ehrenamtliche helfen nun der NASA in ihrer Freizeit und klassifizieren und katalogisieren Krater und andere Oberflächenobjekte. Die Aufgaben findet jeder, der mitmachen will, auf der Website Clickworkers.com. Diese Seite ist seit Ende 2009 im Netz, die ehrenamtlichen Mitarbeiter werden Clickworker genannt.
    Ich habe dies alles mit Absicht ausführlicher zitiert. Sie sollen einen Eindruck bekommen, wie goldig und noch idealistisch alles begonnen hat und noch heute in den Köpfen verankert ist. »Mit kleinen Geschenken und Urkunden belohnte Freizeitarbeiter helfen Unternehmen mit ihrem Wissen aus.« Das ist eine ganz naive und idealistische Vorstellung aus den heute noch andauernden Anfängen. Warum sollen »gering bezahlte Freizeitarbeiter« die Forschung und Entwicklung von Unternehmen unterstützen? Warum nicht gegen ordentliche Bezahlung?
    Ich sage Ihnen nun ganz nüchtern und gefasst, wie es mit der Idee des Crowdsourcings enden wird. Sie wird ökonomisiert werden, und zwar nach dem Modell, wie Automobilgiganten ihre Teilefertigung an Tausende von Lieferanten outgesourct haben. Idee: Jede Schraube am Auto wird einzeln im Netz ausgeschrieben – diejenige Firma, die genau diese Schraube zum besten Preis und in der vorgeschriebenen Qualität zuverlässig und just in time in beliebiger Stückzahlflexibilität liefert, wird »Hoflieferant«. Solange der kleine Zulieferer fehlerfrei und zuverlässig liefert, hat er seinen Job! Ab und zu verlangt der große Konzern, dass er billiger liefert als bisher, sonst – so die unverblümte Drohung – werde er ausgetauscht.
    Diese Idee wird nun einfach auf Personen statt auf Zulieferer angewandt! Ein Unternehmen hat eine bestimmte Aufgabe zu erledigen. Es stellt diese Anforderung in eine Art eBay-Portal und bittet um Angebote. Dort bewerben sich Professionals und geben an, zu welchem Preis sie diese Aufgabe erledigen wollen. Das Unternehmen wählt einen Leistungserbringer aus – dann geht es an die Arbeit. Die Professionals haben im Netz ihre Bewerbungsunterlagen, Visitenkarten und Weiterempfehlungen, Zeugnisse und Vertrauenspunkte wie bei eBay oder Amazon.
    Viele, viele Berufe eignen sich für Crowdsourcing! Abarbeiten von Versicherungsschäden, Begutachten von Unfallschäden, Nachhilfestunden, Erstellen von Präsentationen, Lehraufträge aller Art, Programmieren von Software nach festgelegten Spezifikationen (Indien!), Erledigen der Buchhaltung für kleinere Unternehmen, Vorträge … Alles halbwegs Austauschbare oder gut Beschreibbare kann einfach über eine Internetbörse versteigert werden. Wer Qualität zum besten Preis produziert, bekommt den Job. Kellner in der Touristensaison gesucht! Pflegekraft für einen Alzheimerfall! Alles geht ins Internet.
    Die Unternehmen werden sich darauf beschränken, nur ein minimales, handverlesenes Dauerpersonal per Festvertrag an sich zu binden. Alle anderen werden von Fall zu Fall

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