Professionelle Intelligenz - worauf es morgen ankommt
vom Menschen, insbesondere die vom Arbeiter.
Theorie X: Der Mensch ist von Natur aus faul und arbeitsscheu. Er tut nicht mehr, als er für sein Überleben tun muss. Er ist nicht ehrgeizig. Er geht Schwierigkeiten aus dem Weg. Er drückt sich, wo er kann. Er scheut Verantwortung und Eigeninitiative. Oft ist er nicht einmal für Geld bereit, hart zu arbeiten. Der Mensch will nichts von sich aus leisten. Man muss ihn deshalb anleiten und führen, ihm genau sagen, wo es langgeht. Am besten diktiert man ihm alle Arbeitsschritte exakt und gibt auch die Zeiten vor, in denen diese Schritte abzuarbeiten sind. Der Mensch ist ausschließlich extrinsisch, also von außen motiviert. Er muss gezwungen werden, durch Belohnungen gelockt oder bei Fehlhandlungen und Minderleistungen bestraft werden. Durch Kontrolle und Steuerung wird ihm sein Verhalten im Wesentlichen genau vorgeschrieben.
Theorie Y: Der Mensch ist aus seinem Innern her aktiv und sieht in tätigem Streben einen hohen Wert im Leben. Er ist intrinsisch, also von innen heraus motiviert und leistungsbereit. Wenn die Arbeit für ihn sinnvoll und die Leistung erstrebenswert ist, dann übernimmt er gerne die Verantwortung, zeigt Eifer und Willen und ist zur Selbstdisziplin fähig und bereit. Er arbeitet von sich aus bestmöglich. Deshalb ist eine Kontrolle seiner Leistungen unter Androhung von Sanktionen praktisch nicht nötig. Entstehende Probleme löst er selbstständig mit Erfindungsgabe, Beharrlichkeit und Urteilsvermögen. Das Management muss für eine Organisation der Arbeit und ihrer Ziele sorgen, die dem Menschen einen sinnvollen Tätigkeitsrahmen steckt.
McGregor zeigte, dass in amerikanischen Großfirmen die Organisation unterschwellig vom Menschenbild X ausgeht, ohne dies je explizit zu konstatieren. Die Theorie X ist ziemlich menschenmissachtend, die Theorie Y liegt vom Ansatz her in unmittelbarer Nähe von Maslows Bedürfnispyramide, deren Idee seit Maslows Urartikel »A Theory of Human Motivation« im Psychological Review 50 (1943) in Amerika immer mehr Jünger bekam. Immer wieder spaltet diese eine Frage die Menschheit: Ist der Mensch wirklich ein idealer Mensch, der aus sich selbst heraus motiviert ist – oder gibt es nur ganz wenige Ausnahmen (zum Beispiel Manager), die alle anderen von außen »motivieren« müssen?
Theorie Unpro (Commodity) und Theorie Pro (Premium)
Kehren wir wieder zu unseren Anfangsüberlegungen im Buch zurück. Die Anforderungen an gute Arbeit steigen, es wird mehr und mehr Professionalität verlangt. Die Arbeit teilt sich in einen Commodity- und einen Premium-Teil auf. Die Commodity-Arbeiten sind standardisiert und meist schon halb automatisiert. Sie können von ganz kurz Angelernten ausgeführt werden.
Merken Sie jetzt, dass wir diese beiden Menschensorten innerlich nicht einfach nur nach der Art ihrer Arbeit differenziert sehen, sondern dass wir sie auch als Menschen deutlich trennen? Wir denken bei Commodity-Mitarbeitern schnell an X-Menschen und bei Premium-Professionals viel eher an Y-Menschen. Die einen erscheinen empowered und die anderen zu nichts anderem einzusetzen?!
Wir hören heute immer zweierlei:
1. Es herrscht Mangel an professionellen Fachkräften, Ingenieuren, Unternehmertalenten, Wissenschaftlern – uns graut vor der Überalterung der Gesellschaft, bald werden sich die wenigen Professionals mit Gold aufwiegen lassen, die Personalabteilungen stehen im »War of Talent«, im Krieg um Talente.
2. Es gibt für »normale« Menschen einfach keine Arbeit mehr. Immer mehr sind auf soziale Hilfsprogramme angewiesen.
Wollen wir diese Zweiteilung der Gesellschaft? Wollen wir Elite und Slum? So etwas gibt es ja in anderen Ländern, auch in westlichen. Betreiben wir jetzt wirklich Empowerment für alle? Oder schreiben wir die Niedriglohnjobber als X-Menschen ab?
Eine professionelle Welt sollte möglichst wenige X-Menschen haben, aber im Grunde wäre es nicht einmal genug, nur Y-Menschen zu haben, die von innen heraus motiviert sind. Motivation ist nicht alles, man muss alles auch tun! Professionell tun! Ich fordere:
Theorie P
Wir brauchen neue Leitplanken für eine gemeinsame Kultur des digitalen Zeitalters.
Wir müssen zuerst die unselige Stammtischzänkerei aufgeben, ob Menschen eher zu bändigende Tiere (Theorie X) oder fast heilige sendungsbewusste Gutmenschen sind (Theorie Y), die jeden Philosophen erfreuen würden. Auf niedrigstem Niveau wird nun schon seit Anbeginn der Menschheit gestritten, ob der Mensch so
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