Professor Mittelzwercks Geschöpfe
schlimm, wie es sich anhört. Zunächst wird kein zweites Rohr durch Ihre Kabine gelegt werden. Es handelt sich nur darum, die Kabine mit einem zweiten Mitre i senden zu teilen.
Und wenn es Ihnen auch zunächst seltsam erscheinen wird, daß wir eine bestimmte Person dafür ausgewählt haben, die Sie vielleicht nicht gewählt hätten, so muß ich Ihnen zu bedenken geben, es bestehen keine großen Wahlmöglichkeiten.
Mit mir zum Beispiel können Sie die Kabine nicht teilen, ich stehe im Fo r schungsprozeß und muß unbedingt in der Nähe des Chefs sein. Ich habe aber, falls Sie das beruhigt, meine Kabine bereits ganz aufgegeben und schlafe auf einem Notlager unter Professor Mittelzwercks Arbeitstisch. Me i ne Kabine ist mit den neuen Informationsspeicher- und Transportanlagen belegt. Auch in der Schlafkabine des Chefs und seiner Gattin mußten wir Teilanlagen unte r bringen.
Es bleibt also noch Frau Kutzenbachers Kabine, die bereits von zwei sich kreuzenden Rohren durchzogen ist und die, weil sie in der Nähe der Räume des Chefs liegt, sich sehr gut in den Arbeitsund Forschungskomplex einb e ziehen läßt.
Nun hat allerdings der Chef moralische Bedenken geäußert. Immerhin sind Sie beide nicht miteinander verheiratet. Er wollte schon den Kapitän fragen, ob er zu einer Nottrauung, die natürlich sofort nach der Rückkehr wieder aufgelöst werden könnte, bereit wäre, zumal wir ja die würdige Umrahmung durch die Kulturkiste gewährleisten könnten, aber ich habe ihm gesagt, den Umständen nach, entschuldigen Sie, Herr Professor, wir sehen Ihrem neunzigsten Geburtstag entgegen, sei es nicht nötig, den Kapitän einen solchen Akt vornehmen zu lassen. Denn die biologischen Gründe dafür entfallen naturgemäß.
Das entsprach Klimms Vorstellungen.
Allerdings haben wir auch erwogen, die Anlagen und Arbeitsgegenstände, die für Frau Kutzenbachers Kabine vorgesehen sind, in der Doppelschlafk a bine des Chefs und seiner Gattin unterzubringen und Frau Doktor Mi t telzwerck mit Frau Kutzenbacher zusammenzulegen. Aber der Chef sagte, eben das ginge nicht, weil sie ja verheiratet seien.
Frau Doktor Mittelzwerck schien nicht abgeneigt, mit Frau Kutzenbacher zusammenzuziehen, aber ich meine doch, die Gattin gehört zu ihrem Ga t ten, zumal sie ja auch zu den Forschungsarbeitern gehört. So haben wir eben als einzige, die nicht direkt etwas mit den Expeditionsaufgaben zu tun haben, Sie und Frau Kutzenbacher gefunden.
Wir fragten uns noch, ob wir Sie mit dem Kapitän zusammenlegen kön n ten, aber auch dort ist ja Arbeitsbereich, und eng ist es auch. Zwar meinte der Kapitän, für Frau Kutzenbacher wäre bei ihm noch Platz, aber darauf wollten wir lieber nicht eingehen.
Wie man es also dreht und wendet, die einzigen Nichtarbeitenden auf dem Chang sind Sie und Frau Kutzenbacher; aber mit Rücksicht auf Ihre großen Verdienste in der Vergangenheit, wenn sie auch durch die neuen Erfahrungen dieser Expedition überholt sind, wollen wir Sie in Ihrer Kabine belassen und Ihnen auch Ihre persönlichen Gegenstände weiter genehm i gen.
Mit Frau Kutzenbacher müssen wir allerdings ein Gespräch mit dem Ziel der Gepäckverminderung führen. Sie hat eine Unmenge Kisten und Säcke, die unter dem Aspekt der erweiterten Aufgaben nicht mehr tragbar sind. Sie werden über Bord gehen müssen.
Ach, sagte ich, das wird nicht nötig sein, die finden bei mir noch Platz.
Ich mache Sie aber auf die enorme Sauerstoffverdrängung, die dann ei n treten wird, aufmerksam, Herr Professor, sagte Klimm, gerade für Sie ist Sauerstoff lebenswichtig, denn wir wollen Ihren neunzigsten Geburtstag noch feierlich durchführen.
Ach was, sagte ich, schicken Sie ruhig Frau Kutzenbacher mit ihrem Krempel.
Hinterher fühlte ich doch eine Beklemmung. Da würde ich mir etwas au f halsen, nur weil ich nicht mit ansehen konnte, wie man der kleinen Fri e derike den nutzlosen Kram wegnahm und ins Meer versenkte.
Aber zunächst kam nicht Friederike zu mir, sondern Frau Doktor Dagmar Mittelzwerck. Sie sah noch leidlich engelhaft aus, allerdings rotfleckig am Hals und unter den Augen. Ihr schmuddlig gewordener weißer Overall war an den Ärmeln und Beinlingen aufgekrempelt und der Reißverschluß so weit heruntergezogen, daß ich zwischen den Brüsten eine feuchte Rinne erblickte.
Ach, Herr Professor, bitte weigern Sie sich, mit Frau Kutzenbacher z u sammenzuziehen, tun Sie mir den Gefallen.
Ich begriff nicht, worauf das hinauslaufen sollte. Wollte etwa sie bei mir
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