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Professor Mittelzwercks Geschöpfe

Professor Mittelzwercks Geschöpfe

Titel: Professor Mittelzwercks Geschöpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna und Günter Braun
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entlang, manchmal begleitet von einem Kichergeräusch.
    Auf den Gängen fand ich nicht nur die Abdrücke des breiten, platten Wa t schelfußes, sondern auch weiße Spaghetti, die sich aus den Computern ringelten. Die vorherige klinikhafte Stille im Innern des Chang war jetzt von einem Dauerticken, Dauersummen und Dauerbrummen abgelöst.
    Manchmal vernahm ich die Stimme Mittelzwercks. Nur so wird es dem Menschen möglich sein, die Erde wirklich zu beherrschen. Ja, jede Meere s ecke wird ausgeleuchtet, ja, jeder Algenstrunk, ja, jedes Blatt und jedes Lebewesen wird gründlich vorgenommen. Ja, Generalinventur des Meeres, der auch die Inventur der Luft sowie des Festlands folgen wird. Dieses ist nur der Anfang. Wir wissen ja im Grunde überhaupt noch nicht, was wir als Herren der Erde eigentlich besitzen. Voll durchsehen, auch durch das scheinbar nicht Wesentliche, das fehlte uns bisher. Davor hat man zurüc k gescheut. Man war bequem. Das müssen wir zugeben. Denn es ist höchs t wahrscheinlich, daß aus der Menge der neuen Daten solche gewonnen werden können, die uns ganz neue Wege der Entwicklung zeigen. Erst wenn wir wirklich hier alles durchforstet haben, werden wir auch den Ko s mos durchforsten und beherrschen können.
    Manchmal sprach Mittelzwerck sehr böse. Wie, es sind Ihnen zuviel D a ten, Sie wissen nicht, wie Sie sie speichern sollen? Sie seien eine Gesel l schaft zur Verwertung der Meeresfrüchte und keine Begräbnisanstalt für Daten aller Art? Ja, sehen Sie denn nicht die Aufgabe, die vor uns steht? Können Sie über Ihren Meeresfruchtverwertungszaun denn nicht hinausbl i cken? Es gibt auch andere Institute, die diese Daten speichern und ve r wenden können. Ich wende mich an alle Datenspeicherhäuser im Weltmaßstab.
    Zu Klimm hörte ich ihn sagen, die denken noch zu eng. Als ob es nur um Meeresfrüchte ginge, es gibt auch Geistesfrüchte, die verwertet werden müssen.
    Ach, sagte er, die sind beschränkt, die kommen da nicht mit. Alles sture Beamte, Kollege Klimm, die sind den Aufgaben nicht mehr gewachsen. Ich würde es nicht abwegig finden, einige durch conviva ludibundus ersetzen zu lassen.
    Was soll diese Meldung? Hilfe, keine neuen Daten mehr, Papiervorräte müssen sonst rationiert werden. Sollen wir noch die letzten Wälder abho l zen? Das muß wohl ein Scherz sein. Klimm, das können wir gleich wegwe r fen. Ja, schmeißen Sie es durch das Bulleye. Weg damit. Darauf gehen wir gar nicht ein.
    Was meldet da der Ludibundus?
    Aha, er hat das Weggeworfene untersucht, er gibt den Text wieder, den Aufweichungszustand des Papiers, und nun die Meereszusammensetzung nach Einsinken und Auflösen des Papiers. Ich gebe zu, dies wäre an sich nicht nötig, aber sagt sehr viel über die Zuverlässigkeit der kleinen Geister. Da sehe ich, daß ich ihnen vertrauen kann. Sie geben jede Veränderung sofort an, und zwar im Augenblick, wo sie vonstatten geht.
    Sicher werden sie es so weit bringen, Prozesse anzuzeigen, bevor sie noch ablaufen. Die Meldung selber mag nicht wesentlich erscheinen, aber das Melden ist es. Darauf kommt es an. Der Sinn der Meldung ist die Me l dung. Notieren Sie das bitte, Kollege Klimm.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    17
     
    Im Chang war die Lufttemperatur gestiegen, möglicherweise durch das ständige Arbeiten von Apparaten und Anlagen. Das Rohr, das vom Kopf- bis zum Fußende meines Bettes verlief, fühlte sich warm an, auch der G e räuschgehalt der Luft hatte zugenommen. Die Ticker und Klicker, die durchs Rohr jagten, überlagerten sich und wurden überlagert von Wortfe t zen in durchdringendem Nörgelton.
    Ich bemerkte auch, der Chang vibrierte ständig, das hatte er sonst nicht getan. Ich selbst fing schon an zu vibrieren. Ich schlief fast gar nicht mehr, ich vibrier te mich in einen Abwesenheitszu stand, einen Pseudoschlaf, aber ich konnte mich nicht entschließen, die gelblichen Ohrenstöpsel von Doktor Klimm zu benutzen. Als ich sie einmal probeweise einführte, hörte ich trotzdem die Ticker und Klicker und das Genörgel. Ich selbst schien sie bereits zu produzieren.
    Eines Morgens erschien wieder in seinem grauen Strampelanzug, asy m metrisch ausgeheult, der schwitzende Klimm.
    Die erhöhte und intensivierte Erweiterung unserer erweiterten Expedit i onsaufgaben macht es notwendig, daß wir alle noch mehr zusammenr ü cken. Aber ich versichere Ihnen, Herr Professor, es ist halb so

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