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Professor Mittelzwercks Geschöpfe

Professor Mittelzwercks Geschöpfe

Titel: Professor Mittelzwercks Geschöpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna und Günter Braun
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Professor, wir haben jetzt unsere Leute, die da unten Einzelhe i ten erforschen, für die wir bisher gar nicht die Zeit hatten.
    Natürlich wäre es einfach gewesen, jetzt zu sagen, das Ziel unserer Reise ist erreicht, wir haben die Muschelräuber, kennen ihre Struktur und wir können unseren Forschungsbericht abfassen, den wir bei der Gesellschaft in der Registratur abheften lassen. Ja, so formal hätten wir uns unserer Aufgabe entledigen können. Wir hätten uns noch einen zweiten Fo r schungsauftrag geben lassen und dann erforschen können, was mit conviva ludibundus weiter geschehen soll.
    Aber ich habe gleich die Initiative ergriffen, ich hoffe, mit dem richtigen Gefühl und, wenn Sie wollen, auch mit der notwendigen Phantasie, die man als Wissenschaftler eben nicht entbehren kann.
    Und was ergibt sich? Wir verlängern zwar zeitlich das Unternehmen, wir haben Kosten, schon durch die neuen erweiterten Anlagen auf dem Chang, aber diese Kosten kommen hundertfach wieder herein durch die wertvollen Informationen, die unsere dienstbaren Geister der Wissenschaft bereitste l len und für deren Beschaffung sonst Milliarden für vollelektronische Tauc h laboratorien aufgebracht werden müßten.
    Aber das schönste ist, sie arbeiten wieder ein, was sie im Meeresgarten seit Jahrzehnten abgefressen und schließlich noch ramponiert haben. Sie arbeiten die Kosten für Akusperr-Antirob inklusive Montage ein.
    Und die moralische Seite. Die Muschelräuber werden zur Wiedergutm a chung angehalten. Das könnte pädagogisch und juristisch beispielhaft wi r ken. Aber sie scheinen an sich einen guten Charakter zu h a ben, sind sehr gewissenhaft und fleißig, was ja die hohe Zahl an bereits gelieferten Info r mationen beweist. Man muß sie eben zu lenken verstehen, sie richtig im Griff haben.
    Mittelzwerck lächelte gerührt. Die kleinen Meermännerchen, wenn sie auf ihren breiten Watschelfüßchen hereinspaziert kommen, sich dann in ihre Einzelelemente zerfallen lassen, die sich auf die Geräte setzen und die Informationen abladen wie Bienen ihren Honig.
    Frau Mittelzwerck, der kühle Engel, sagte, die meisten schicken schon vom Meer aus die Forschungsmaterialien. Auf Grund ihrer elektronischen Eigenschaften geht das reibungslos, aber mein Mann legt auch noch Wert auf den persönlichen Kontakt. Er spricht so gern mit ihnen.
    Wirklich, sagte Mittelzwerck, sie sprechen immer besser, sie beherrschen die wissenschaftliche Terminologie so gut, daß sogar ich einmal nicht wu ß te, was sie meinten. Phenotylogische Reskripanz. Wissen Sie, was das ist, verehrter Herr Kollege?
    Nein, sagte ich, da bin ich überfordert.
    Wer hätte das gedacht, sagte Mittelzwerck mit aufforderndem Blick.
    Ich tat ihm, das Wabbelige schluckend, den Gefallen. Ja, lieber Kollege Mittelzwerck, wer hätte das gedacht.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
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    Die Ludibundi kehrten am Meeresboden und im Meer um die Doktor-Droll-Insel nicht nur das letzte Körnchen Sand um, analysierten es und lieferten getreu die Daten, auch die Beschaffenheit von Flaschenverschlü s sen, ihren Durchrostungsgrad, beschrieben ausführlich Form und Material von Hosenknöpfen, die ins Meer gefallen waren, und stellten Hypothesen bezüglich ihres Alters an und analysierten und registrierten jeden Rege n tropfen, der sich ins Meer begab. Wenn Jonas Nickelsen ein bißchen T a baksaft ins Wasser spuckte, er hatte manchmal solche Gepflogenheiten, die sich aus seiner alten seemännischen Abstammung erklären lassen, anal y sierten sie nicht nur den Saft, wobei sie Schlüsse auf den Tabak, dem er entstammte, mitliefer ten, sie meldeten auch, daß Nic kelsen in seiner Mundhöhle einen Stamm resistenter, doch nicht virulenter Streptokokken behe r bergte.
    Einige dieser umwerfenden Meldungen vernahm ich durch den Strecke n abschnitt der Info-Pipeline, der neben meinem Bett entlanglief, wenn sich ein Ludibundus das Vergnügen machte, in einem durchdringenden nörgel i gen Ton durchzugeben: Blechdose soundso viel Durchmesser, zu soundso viel Kubikmeter mit Sand gefüllt, oberer Deckel fehlt, im unteren Haltba r keitsdatum 7.7.77 eingeprägt, Blech enthält soundso viel Anteile Zink, soundso viel Aluminium, Fundort soundsovielter Breitengrad, soundsovie l ter Längengrad, Wassersäule soundso viel Meter, Wasserdruck demnach soundso viel atü, Datum der Auffindung. Aber die meisten Ergebnisse liefen tickend und klickend an meiner Seite

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