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Professor Mittelzwercks Geschöpfe

Professor Mittelzwercks Geschöpfe

Titel: Professor Mittelzwercks Geschöpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna und Günter Braun
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hausen?
    Ich sagte, die erweiterten Aufgaben verlangen es leider.
    Diese verdammten erweiterten Aufgaben, sagte sie. Wenn Sie sich in I h rem hohen Alter weigern, kann Ihnen das niemand übelnehmen. Sie kö n nen sogar einen Funkspruch loslassen, Sie wollen von Bord, Sie können das hier nicht mehr mitmachen, gesundheitsmäßig.
    Das würde Ihrem Mann sicher nicht gefallen, er hat für die Gesundheit der Reisenden vorbildlich gesorgt, denken Sie nur an das Essen, das keine Menschenhand je berührt hat.
    Ach, dieser scheußliche Gummifraß, sagte sie. Aber der ist noch gar nichts gegen die scheußlichen Viecher, die dauernd bei uns ein und aus watscheln, sogar ins Schlafzimmer dringen sie und machen unästhetisch flitschende Geräusche. Sie mischen sich in die intimsten Angelegenheiten und analysieren sie, geben Kurvenpunkte an und berechnen die Divergenz der zwei Kurven, sie analysieren die Intimsekretionen und geben die darin enthaltenen Parasiten an, sie messen den Feuchtigkeitsgehalt gewisser Öffnungen, sie entblöden sich nicht, die Ergebnisse an die Gesellschaft zur Verwertung der Meeresfrüchte weiterzuleiten. Ich konnte es gerade noch verhindern, bin mir aber bei der Fülle des Materials, das stündlich, ja minütlich durch unseren Chang läuft und von ihm ausstrahlt, nicht sicher, ob nicht doch etwas davon nach außen gedrungen ist oder noch dringen wird. Ich bin dadurch natürlich vollkommen frustriert. Wie gelähmt, möchte ich sagen.
    Ihren Gatten dagegen scheint die Exaktheit der elenden Viecher noch zu erfreuen.
    Er wirft mir eine unwissenschaftliche Haltung vor. Als Wissenschaftler müssen wir natürlich auch die eigenen Körpervorgänge analysieren oder sie analysieren lassen und sie der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen. Du meine Güte, als ob die Menschheit neue Aspekte aus der Analyse des Mi t telzwerckschen Spermas gewinnen würde.
    Nun, sagte ich, vielleicht kann sie das wirklich.
    Der hektisch gefleckte Engel sagte böse, Ihnen wird die Ironie noch ve r gehen, die Viecher werden auch bei Ihnen noch etwas zu analysieren fi n den. Vorläufig sind sie noch mit dem Meer beschäftigt, aber der Übergriff in unseren Intimbereich war schon ein Vorzeichen. Gut, es ist keine Katastr o phe, wenn die Welt erfährt, wie meine Vaginalflora beschaffen ist, aber ihre ekelhafte Art, ihre feuchten Fußabdrücke, ihr ständiges Changieren von Blau über Violett bis Phosphorgrün und der schauerliche Inhalt ihrer Einzelelemente. Intellektmäßig sehe ich natürlich, daß dieser Inhalt nichts and e res ist als ein computerartiges Arrangement en nuce, aber gefühlsmäßig möchte ich mich schütteln, wenn sich die Teile aufbauen und plötzlich der Ludibundus compositus in allen seinen Einzelteilen changiert und deren feine Innereigespinste dabei zittern. Und wenn er seine gequetschte nörg e lige Zwergenstimme ertönen läßt, geht es mir durch und durch. Ich zucke jedesmal zusammen. Das allerschlimmste aber ist, daß Mittelzwerck ihn nicht ein Viech nennt, sondern an ihm die Menschenähnlichkeit hervorhebt und ihn sogar als beispielgebend für unser Menschenleben anzusehen a n fängt.
    Mochten Sie den conviva ludibundus nicht auch gern, fanden Sie ihn z u erst nicht niedlich? fragte ich.
    Ich kann ihn nicht mehr sehen und hören, sagte sie, und deshalb, ich bi t te Sie, wenn Sie es ablehnen, Frau Kutzenbacher aufzunehmen, bleibt nichts übrig, dann ziehe ich mit ihr zusammen. Dann bin ich endlich nicht mehr im direkten Einwirkungsbereich der Viecher.
    Wissen Sie, Viecher scheinen es mir nicht zu sein. Mich ärgerte die liebl o se Bezeichnung meiner Freunde.
    Sie halten sie auch für menschennahe Strukturen, denen wir uns ann ä hern müssen, für den neuen beherrschenden Menschentyp der Zukunft etwa?
    Ich bin weder Anthropologe noch Futurologe.
    Weigern Sie sich, Frau Kutzenbacher aufzunehmen, flehte sie. Sie schlug sich auf den Mund. Womöglich hören das die Ludibundi und melden es meinem Mann.
    Ich glaube nicht, daß sie so petzerisch veranlagt sind.
    Die machen alles, was ihnen befohlen wird. Ihre nörgelige Stimme b e deutet nicht, daß sie es ungern tun, die machen alles mit Feuereifer. Vo r läufig hat er ihnen nur befohlen, maritimes Material herbeizuschaffen, aber er könnte ja schon einige damit beauftragt haben, ihm, was an Bord des Chang geredet wird, zu übermitteln, womöglich gleich mit psychologischer sowie moralischer und ideologischer Auslegung. Der Übergriff in unseren Intimbereich beweist,

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