Professor Mittelzwercks Geschöpfe
umgebauten Universalgreifer sehen, hier und da Häufchen von Grün, in die er hineinfuhr, als höbe er sie auf. Aber wenn er abschwenkte, schien es, als hätte er die Haufen erst hingelegt, sie vergrößert. Ansonsten sah ich nichts. Wir zerteilten unsere Supermuschel und tranken ihren Saft, und Kutz tupfte sich davon etwas aufs Gesicht und auf ihre kleine Brust.
Als ich an diesem Morgen auftauchte, wußte ich nicht, wo ich war. Zwar lag Friederike neben mir und hielt mich fest. Ich glaube, sie hielt mich fester denn je, so daß ich kaum Luft bekam. Dann schmeckte ich Salzwa s ser, daß in meinen Mund lief. Sollte es wahr sein, weinte ich?
Ein alter Mann weint im Schlaf und wacht unter Tränen auf. Welch scheußliches Bild. Aber im Traum war ich ja ein junger Mann.
Weinte ich, weil ich alt an die Oberfläche gestiegen war?
Auch die Kutz schien sich elend zu fühlen. Sie sah grünlich aus, sie wollte mich trösten, schien es, sie streichelte mich, sie fuhr mit ihrem grünlichen Mund meinen Körper entlang. Ist nicht so schlimm, Phil, wird alles noch gut werden.
Ich versuchte sie an mich zu drücken, es gelang nicht. Eben noch ein junger Mann, und jetzt kam ich nicht mehr hoch, lag schlaff auf dem grü n lich scheinenden Laken, fühlte die eigene Kälte, obwohl es drückend und stickig in der Kabine war. Ich hatte ein dringendes Bedürfnis, in die kleine Kutz hineinzukriechen, ein Schutzbedürfnis, aber es gelang nicht mehr.
Sie hörte nicht auf, mich zu streicheln, sie lächelte. Wird schon wieder.
Das machte mich noch trauriger. Es wird nicht mehr, dachte ich, es ist vorbei, es war ein Nochmalaufleben, schon mehr, als ich billigerweise ve r langen konnten, fast übernatürlich.
Kutz ist vierzig oder sogar fünfzig Jahre jünger als ich. Wie sagte sie?
Ich bin durch dich jünger geworden, Phil. Wir hatten uns beide gegense i tig verjüngt.
Sie zog ihr Gesicht von mir zurück, wahrscheinlich, damit ich ihr optimi s tisches Lächeln sehen sollte, aber es war nicht mehr das Gesicht der kle i nen Kutz. Das Lächeln war ältlich, knittrig. Frau Friederike Kutzenbacher wirkte uralt.
Wie mußte erst ich aussehen, wenn sie schon aussah, als wäre sie von einer Stunde auf die andere einem Schnelldörrverfahren unterworfen g e wesen, ihre Gesichtszüge sackten kraftlos nach unten.
Wir setzten uns stumm an unser Frühstück, und ich vermied es, die eh e malige Kutz anzusehen.
Ich zerschnitt wie nun seit vielen Wochen die große grüne Muschel. Sie ließ sich schneiden, als wäre sie aus einer Masse schnittfest gebacken, ich preßte Saft heraus, der wie üblich zuviel für unsere Becher war und den Tisch bespritzte.
Und wie üblich betupfte Friederike Gesicht und ihre kleinen Brüste mit Muschelsaft. Wie üblich sagte sie, alles echt bio, so würde man es nie von der Industrie bekommen.
Ich sah zum Bulleye, aber das Morgenbild war verschwunden. Da war überhaupt kein Bild mehr, keine Doktor-Droll-Insel, keine Greifer, das Fenster war grün verhängt. Daher also das grüne Licht, das Gefühl, nicht mehr wie sonst aufgetaucht zu sein, das grüne Laken, Friederikes grünl i cher Mund.
Plötzlich kam Nickelsen ächzend herein. Er ließ eine kürbisgroße Muschel auf den Fußboden fallen. Das ist jetzt ihr neuestes Format. Mit Kleinigke i ten geben wir uns nicht mehr ab.
Ich wartete darauf, daß er wie üblich einen Witz an Friederike richtete, einen abgeleierten Klabautermannwitz etwa, über den ich mich jedesmal ärgerte.
Nickelsen war ein bißchen scharf auf die Kutzenbacher, er hatte es kaum unterdrücken können. Na, ist heute nacht der Klabautermann wieder g e kommen, war er fleißig, ich würde ihn sonst mal ablösen.
Jetzt sah Nickelsen Friederike nicht einmal an. Er begann an dem Unding herumzusäbeln. Heute habe ich sie noch durch die Tür gekriegt. Aber wie wird es nächste Woche aussehen?
Der Saft stürzte aus der Unmuschel, eine gewaltige grüne Pfütze streckte ihre Zungen nach allen Richtungen aus.
Nickelsen ließ das Messer fallen, er versuchte nicht einmal, den Saft au f zuwischen, er rutschte in die Pfütze und blieb darin sitzen.
Auch er kam mir gealtert vor. Sein Haar war nicht mehr kurzgeschoren, es schien überhaupt nicht mehr vorhanden, der nackte Schädel schillerte grünlich. Wo blieb sein allmorgendlicher Klabautermannwitz?
Wir sind alle heruntergekommen, sagte plötzlich die Kutzenbacher, wir können nicht mehr, bei uns spielt sich nichts mehr ab.
Dabei futtern wir Supermuscheln, daß
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