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Professor Mittelzwercks Geschöpfe

Professor Mittelzwercks Geschöpfe

Titel: Professor Mittelzwercks Geschöpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna und Günter Braun
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Alkoholteilchen kam eines aus der Urtinktur. Ich prüfte den Boden der Flasche, ob da ein Zeichen des Herste l lers eingeprägt sei, etwa sanafarm, ich konnte keins entdecken. Hagen Grob, stellte das Mittel wohl ungesetzlich her.
    Um so weniger kann ich heute begreifen, daß ich, kaum war der Homer-Kongreß zu Ende, nichts anderes im Sinn hatte, als zu der Firma Sanafarm hinauszufahren, in eine Fabrikvorstadt von Knorch, deren trostlose Atm o sphäre daherrühren mochte, daß beinah alle Betriebe stillgelegt waren. So konnte ich zerbrochene Fenster sehen, Fabrikhöfe, in denen hohes Gras wuchs und technische Teile rosteten, Schornsteine, aus denen kein Rauch stieg, und sogar eine Ratte, die über die Straße flitzte, konnte ich beobac h ten. Die Tore der Fabriken, weder geöffnet noch verschlossen, hingen meist schief in ihren Angeln. In einer Straße aus einstöckigen, vor etwa hundert Jahren billig hingebauten Häusern fuhr ich an einer ehemaligen Kneipe vorbei. Durch offene Fenster konnte ich das Innere, eine braune düstere Räucherhöhle erkennen.
    Am Ende dieser Straße sah ich von weitem schon eine lange Mauer, die grau und dabei ordentlich verputzt war. Zweihundert-fünfzig Meter make l loser grauer Putz. Darüber konnte ich fünf Sheddächer und über ihnen ein nachgemachtes gotisches Türmchen sehen, schließlich, am Ende dieser Mauer ein Tor, zweiflüglig und aus Riffelstahl, und eine schmale Tür, gleic h falls aus Stahl, darüber auf einem einfachen schwarzweißen Emaille-Schild: Sanafarm.
    Ich konnte keinen Knopf zum Anfassen und keine Klinke finden, so lag die Annahme nahe, die Tür wäre die Fortsetzung der Mauer, sie ließe sich nicht öffnen. Als einzig auffallendes Gerät entdeckte ich eine Videokamera, sie bewegte sich hin und her, nur diese sich bewegende Kamera sagte mir, daß die Fabrik arbeitete.
    Ich schaute zum Türmchen auf , ich hielt es für ein Ziertürm chen, und sah den Schatten eines Mannes, der aber im selben Augenblick ve r schwand. Es war also ein Wachtturm.
    Ich suchte an der Tür nach einer Klingel und fand sie in einer Ecke so hoch angebracht, daß ich mich auf die Zehenspitzen stellen mußte, um sie zu drücken. Mein Klingeln schrillte durchdringend, ich zog erschrocken den Finger an mich, gleich darauf fuhr mich aus einem verborgenen Lautspr e cher eine kalte Stimme an: Wer sind Sie? Was wollen Sie?
    Ich möchte Herrn Direktor Hagen Groh sprechen.
    Ich welcher Angelegenheit?
    Ich bin ein alter Schulfreund von ihm.
    Danach trat eine Pause ein. Es folgte keine Aufforderung zu warten.
    Ich schaute wieder zum Türmchen. Sobald mein Blick nach oben ging, zog sich der Mann dort oben zurück. Ich bildete mir schon ein, er hätte ein Gewehr bei sich, mit dem er aus dem Verborgenen auf mich zielte.
    Dann hörte ich die kalte Stimme: Direktor Groh ist nicht zu sprechen. Verlassen Sie das Gebiet des Eingangs.
    Aber ich möchte doch, sagte ich, vielleicht komme ich nie wieder hierher nach Knorch.
    Ich fordere Sie auf, das Territorium des Eingangs zu verlassen, um den Verkehr nicht zu behindern.
    Hier ist doch kein Verkehr.
    Die Stimme wurde energischer. Sie befinden sich im Begriff, verkehrs - behindernd aktiv zu werden, verlassen Sie das Territorium des Ei n gangs. Dieser Logik wollte ich mich auch nicht beugen, als die angeblich letzte Aufforderung an mich erging. Sie behindern den Verkehr. Bei Uneinsichti g keit sind Maßnahmen gegen Sie nicht zu vermeiden.
    Weit und breit war kein Mensch, kein Fahrzeug außer mir und meinem Auto, nur eine Mauer war zu sehen. Ich schaute zum Türmchen auf, und wieder zuckte der Schatten, den ich dort oben wahrzunehmen glaubte, sichtbar zurück.
    Was würde jetzt passieren?
    Wir geben Ihnen dreißig Sekunden Zeit!
    Ich blieb still stehen. Würde das Tor sich öffnen? Würde ein Rollkomma n do herausgestoßen kommen? Und würde der Schatten auf dem Turm, von dem ich annahm, daß er ein Gewehr hielt, auf mich anlegen?
    Plötzlich platschte ein Guß eiskalten Wassers auf mich nieder, ich hörte Hundegebell, das sollte mich wohl einschüchtern. Die Witterung war sehr herbstlich und ich durchnäßt, so setzte ich mich schnell ins Auto und fuhr davon.
    In meiner Vorstellung ließ sich diese unheimliche Fabrik mit ihrer langen grauen ordentlich verputzten Mauer nieder.
    Wenn es für Hagen Groh auch typisch war, wie man mich soeben beha n delt hatte, konnte ich mir doch nicht begreiflich machen, daß sich mit so l chen finsteren Gepflogenheiten in unserer

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