Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Profit

Profit

Titel: Profit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
Scheißer?«
    Das Maulheldentum fiel in sich zusammen. Furcht weitete dem Jungen die Augen. Chris empfand einen Anflug von Scham. Das hier war doch nur ein kaum seinen Windeln entwachsener Autodieb, der eine kleine Spritztour mit seiner Beute machte, einer, der ganz zufällig einen nicht nummerierten Kampfwagen geklaut hat? Ein Autodieb, der zufällig über die Autobahn gondelt, eine Stunde von der Stadt entfernt? Der zufällig beschließt, einen als solchen leicht zu erkennenden spezialgefertigten Konzernwagen anzugreifen, dessen Annäherungsalarm ganz zufällig gerade ausgefallen ist? Aber sicher doch!
    Chris wischte sich den Regen aus dem Gesicht und versuchte gegen den Adrenalinabsturz und die unerwünschte Dusche, die er verabreicht bekam, anzudenken.
    »Wer hat dich geschickt?«
    Der Junge formte seine Lippen zu einem verdrießlichen Strich. Chris hatte die Faxen dicke. Er trat einen Schritt heran und bohrte dem Jungen die Mündung der Nemex in die Schläfe.
    »Glaub nicht, dass ich hier rumalbere!«, schrie er. »Wenn du mir sagst, für wen du den Killer machen solltest, dann ruf ich dir vielleicht jemanden, der dich rausschneidet. Anderenfalls werde ich dein Scheißgehirn über die Polster spritzen lassen.« Er verpasste ihm einen schnellen, festen Schlag mit der Waffe, und der Junge heulte auf. »Also, wer hat dich geschickt?«
    »Die haben mir gesagt…«
    »Spielt keine Rolle, was sie gesagt haben.« Noch ein Hieb mit dem Lauf. Die Stirn fing an zu bluten. »Ich will einen Namen, mein Junge, sonst bist du tot. Hier und jetzt, sofort.«
    Der Junge klappte zusammen. Ausgiebiges Zittern und plötzlich sickerten Tränen aus den Augen. Chris lockerte den Druck der Waffe.
    »Ein Name. Ich bin ganz Ohr.«
    »Man nennt ihn Fucktional, aber…«
    »Fucktional? Ist er ein Zoni? Einer aus ’ner Gang?« Er stieß noch einmal, wenn auch sanfter, mit der Pistole zu. »Nun mach schon.«
    Der Junge begann laut zu weinen. »Er hat die ganze Siedlung unter sich, Mann, er wird…«
    »Welche Siedlung?«
    »Mandela. Die Felsen.«
    Im Südteil. Das war immerhin ein Anfang.
    »Okay, und jetzt sag mir…«
    »ENTFERNEN SIE SICH VON DEM FAHRZEUG.« Die metallische Stimme füllte den Himmel aus. »SIE SIND NICHT BEFUGT, SICH AUF DIESEM ABSCHNITT AUFZUHALTEN. TRETEN SIE ZURÜCK.«
    Der Hubschrauber der Fahreraufsicht schwang sich über die Böschung, wo der Saab gelandet war, und tanzte, zehn Meter hoch in der Luft, seitwärts auf den Mittelstreifen zu. Seufzend hob Chris die Hände, die Nemex demonstrativ am Lauf haltend.
    »TRETEN SIE ZUR SEITE UND LEGEN SIE IHRE WAFFE AUF DEN BODEN.«
    Der Junge wirkte verwirrt, schien unschlüssig, ob er schon aus dem Schneider sei. Er hatte nicht genug Bewegungsspielraum, sich die Tränen aus dem Gesicht zu wischen, aber in seinen Augen kam bereits wieder eine unangenehme Zuversicht zum Vorschein.
    Tja, wer sagt denn, dass ein guter Fahrer auch klug sein müsse.
    »Wir sprechen uns noch«, fauchte Chris und fragte sich, wie, zum Teufel, er das wohl anstellen sollte. Die Ganglords der Wohnsiedlungen hatten die hässliche Angewohnheit, ihre Auftragskiller verschwinden zu lassen, wenn sie zu einer Belastung wurden, und er mochte auch nicht darauf vertrauen, dass die reguläre Polizei in der Lage sei, dafür zu sorgen, dass gering geachtete Zonenkriminelle in der Haft überlebten. Er würde jemand engagieren müssen, der die Suche für ihn organisierte, private Ermittler auf die Bergungsmannschaft ansetzte und den Jungen aufspürte, indem er herausfand, zu welcher Art von gemeinnütziger Bußarbeit er verdonnert worden war. Dann mit Troy Morris über die Südteil-Gangs sprechen.
    Er machte ein halbes Dutzend Schritte rückwärts, bückte sich und legte die Nemex auf den Boden, richtete sich dann wieder auf und spreizte die Arme Richtung Hubschrauber.
    »KEHREN SIE ZU IHREM FAHRZEUG ZURÜCK UND WARTEN SIE DORT AUF WEITERE ANWEISUNGEN.«
    Er machte sich auf den Weg, die Arme weiterhin hochgereckt, für alle Fälle.
    Er war noch nicht bei seinem Auto angelangt, als die Geschütze losdonnerten.
    Der Klang von heulendem, wirbelndem Stahl und das durch Mark und Bein gehende Dröhnen der sich entladenden Läufe. Er warf sich, Gesicht nach unten, auf den Asphalt, ein, zwei Sekunden bevor die Erkenntnis ihn streifte, dass sie nicht auf ihn feuerten, nicht auf ihn feuern konnten, denn er lebte ja noch. Ganz vorsichtig hob er den Kopf ein wenig, versuchte ihn nach hinten zu drehen.
    Der Hubschrauber war

Weitere Kostenlose Bücher