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Profit

Profit

Titel: Profit Kostenlos Bücher Online Lesen
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fast auf Straßenniveau herabgestiegen und hatte sich so gedreht, dass seine Vorderseite auf die des Autowracks zeigte. Chris überlegte sich später, dass das Manöver wohl dazu gedient hatte, ihn aus dem Schussfeld herauszunehmen. Den Zonenjungen musste das geballte Wüten der Geschütze frontal, direkt durch die Windschutzscheibe, erwischt haben.
    Der Benzintank explodierte mit einem dumpfen Krachen.
    Chris hielt sich die Hände über den Kopf, das Gesicht auf die Straße gedrückt. Ein hirnverbrannt gelassener Teil von ihm wusste, dass ein derart gepanzertes Fahrzeug keine nennenswerten Splitter in die Gegend schleudern würde, aber man musste immer mit Glas rechnen. Er hörte einiges davon an sich vorbeizischen.
    Die Geschütze stellten ihre Tätigkeit ein. Statt ihrer war jetzt das gierige Knistern und Knacken des Feuers zu hören, das sich in dem Autowrack ausbreitete. Und das sich entfernende Knattern des Hubschraubers. Chris hob wieder den Kopf, gerade noch rechtzeitig, um ihn über der Böschung verschwinden zu sehen, genau so, wie er gekommen war. Flammen züngelten aus dem zusammengeschossenen Auto, schienen hell und fröhlich durch den Regen. Als er gerade erwog aufzustehen, hörte er neuerliche Explosionen und machte sich so klein wie möglich. Patronen in der auf der Straße liegenden Nemex, vermutete er, von der Hitzeausstrahlung des Feuers zum Zünden gebracht. Er blieb unten. Die verdammte Nemex. Er musste grinsen.
    Louise wird hocherfreut sein.
    Nach einer Weile hielt er es dann doch für sicher, sich zu erheben. Er streckte die Arme seitlich aus und sah an sich hinunter. Sein Hemd war durchnässt und vom Kontakt mit der Straße verschmutzt, aber es war nirgendwo Blut zu sehen. Keine Schmerzen außer einem leichten Brennen von Abschürfungen an den Handflächen und ein paar tauben Stellen an Hüfte und Knie. Er konnte nicht erkennen, ob die Anzughose schwerwiegende Schäden davongetragen hatte, aber es stand zu vermuten, dass sie nicht wesentlich sauberer geblieben war als das Hemd.
    Schon war der Regen dabei, die aus dem Autowrack schlagenden Flammen zu löschen.

 
SIEBENUNDZWANZIG
     
     
    Die Untersuchung des Vorfalls fand an einem riesigen ovalen Tisch in Notleys Penthaus-Konferenzsaal statt, ganz im Stil einer Konzernvorstandssitzung. Shorn hatte dem öffentlichen Sektor drei Tage Zeit gewährt – übermäßig großzügig meiner Meinung nach, war Hewitts Kommentar dazu – und jetzt ging es zur Sache.
    Der Konferenzsaal war eine passende Arena. Die Wände hingen voll mit greller Auftragskunst der neuen Brutalistenschule, feste Blöcke in Primärfarben, hingeklatscht zwischen verstreutem Gekritzel, das Schrift oder auch Ansammlungen von winzigen Menschen darstellen mochte. Videokontrollgeräte leuchteten wachsam von der Decke herab, aber das Aufzeichnungssystem arbeitete mit der üblichen Vierzig-Sekunden-Verzögerung, und außerdem waren zwei Shorn-Anwälte anwesend, um dafür zu sorgen, dass jeder potenziell problematischen Äußerung Einhalt geboten wurde, noch bevor sie zu Ende formuliert war. Im Vorfeld waren Chris und Mike wiederholt von der Rechtsabteilung instruiert und auf eine einheitliche Linie getrimmt worden. Louise Hewitt und Philip Hamilton gesellten sich zu Notley, um gegebenenfalls ein Quorum zu bilden, obwohl auf der Konzernseite des Tisches jeder wusste, dass auf dieser Sitzung keine gravierenden Entscheidungen getroffen werden würden. Hier ging es nur ums Lärmschlagen. Shorn lag zusammengerollt wie eine Klapperschlange und signalisierte lautstark Missfallen. Richtig zustoßen würde man aber erst später, wenn niemand da war, um mitzuschreiben.
    Gegenüber von Chris saßen die Hubschrauberbesatzung und der am Tag des Duells Dienst habende Beamte der Fahreraufsicht. Man konnte sie an den Anzügen erkennen – die waren alle drei zusammengenommen ungefähr so teuer wie Jack Notleys Schuhe.
    Zwischen Notley und dem Beamten vom Dienst saßen die Stellvertretende Leiterin des Amtes für Verkehrsregelung und der Hauptkommissar des Polizeibezirks London South Nine. Holografisch anwesend war der amtierende Verkehrsminister, der am anderen Ende des Tisches schwebte wie der Geist, der stets bedauert.
    »Das Beunruhigendste an dieser Angelegenheit«, sagte Notley, als die Beschuldigungen und Gegenbeschuldigungen sich zu erschöpfen begannen, »ist weniger die Art des reaktiven Einsatzes seitens der Fahreraufsicht, als vielmehr die Schnelligkeit dieses Einsatzes. Oder sollte ich

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